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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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daß du in diesem Haus bist, wache ich mit Schmerzen auf.«
    Dann bin ich also ›weniger als nichts‹ für dich? dachte Wang-mu. Das hört sich an, als wäre ich für dich wirklich sehr wichtig. Du magst sehr brillant sein, Qing-jao, aber du verstehst dich selbst nicht besser als alle anderen auch.
    »Weil du ein einfaches, dummes Mädchen bist, verstehst du mich nicht«, sagte Qing-jao. »Ich habe dir befohlen zu gehen.«
    »Aber dein Vater ist der Herr dieses Hauses, und Meister Han hat mich gebeten zu bleiben.«
    »Kleine dumme Person, kleine Schwester der Schweine, wenn ich dich nicht auffordern kann, mein gesamtes Haus zu verlassen, so habe ich dir doch sicher klargemacht, daß du wenigstens mein Zimmer verlassen sollst.«
    Wang-mu verbeugte sich, bis ihr Kopf fast – fast – den Boden berührte. Dann ging sie rückwärts hinaus, als wolle sie ihrer Herrin nicht ihr Hinterteil zeigen. Wenn du mich so behandelst, werde ich dich wie eine große Herrin behandeln, und wer von uns ist die Närrin, wenn du die Ironie in meinem Benehmen nicht entdeckst?
     
    Meister Han war nicht in seinem Zimmer, als Wang-mu zurückkehrte. Vielleicht war er auf der Toilette und kam gleich zurück. Vielleicht führte er irgendein Ritual der Gottberührten durch; in diesem Fall würde er stundenlang fort sein. Wang-mu hatte zu viele Fragen, um auf ihn zu warten. Sie rief auf dem Terminal die Projektdaten auf, mit dem Wissen, daß Jane sie beobachten, überwachen würde. Daß Jane zweifellos alles überwacht hatte, was in Qing-jaos Zimmer geschehen war.
    Dennoch wartete Jane, bis Wang-mu die Fragen gestellt hatte, die sie von Qing-jao bekommen hatte, bevor sie versuchte, sie zu beantworten. Und dann beantwortete Jane zuerst die Frage der Glaubwürdigkeit.
    »Die Dokumente von Lusitania sind durchaus echt«, sagte Jane. »Ela, Novinha, Ouanda und all die anderen, die bei ihnen studiert haben, haben zwar ihre Spezialgebiete, sind aber auf ihren Gebieten sehr gut. Wenn Qing-jao Mensch Leben gelesen hätte, würde sie verstehen, wie dieses Dutzend Speziespaare funktioniert.«
    »Aber ich verstehe trotzdem nicht ganz, was sie sagt«, erwiderte Wang-mu. »Ich habe versucht, mir zu überlegen, wie alles stimmen könnte – daß es dort zu wenig Spezies gibt, als daß sich eine echte Gaialogie entwickeln könnte, und daß der Planet Lusitania dennoch so gleichmäßige Bedingungen bietet, so daß das Leben dort fortbestehen kann. Gibt es auf Lusitania vielleicht keine Umweltveränderungen?«
    »Nein«, sagte Jane. »Ich habe Zugang zu allen astronomischen Daten der dortigen Satelliten, und über den Zeitraum, da sich Menschen auf Lusitania befinden, weisen der Planet und seine Sonne alle normalen Fluktuationen auf. Im Augenblick deutet alles auf eine globale Abkühlung hin.«
    »Wie werden die Lebensformen Lusitanias darauf reagieren?« fragte Wang-mu. »Der Descolada-Virus wird nicht zulassen, daß sie mutieren – er versucht, alles Fremde zu vernichten. Deshalb wird er ja auch die Menschen und die Schwarmkönigin töten, wenn er kann.«
    Jane, deren kleines Abbild in der Lotusposition in der Luft über Meister Hans Terminal saß, hob eine Hand. »Einen Augenblick«, sagte sie.
    Dann senkte sie die Hand wieder. »Ich habe deine Frage an meine Freunde weitergegeben, und Ela ist sehr aufgeregt.«
    Ein neues Gesicht erschien im Display, direkt hinter und über Janes Bild, das einer dunkelhäutigen, negroid aussehenden Frau; oder ein Mischling vielleicht, da sie nicht so dunkel und ihre Nase schmal war. Das ist Elanora, dachte Wang-mu. Jane zeigt mir eine Frau von einer viele Lichtjahre entfernten Welt; zeigt sie mein Gesicht auch ihr? Was hält diese Ela von mir? Komme ich ihr hoffnungslos dumm vor?
    Doch Ela dachte eindeutig überhaupt nicht über Wang-mu nach. Sie sprach statt dessen über Wang-mus Fragen. »Warum erlaubt der Descolada-Virus keine Vielfalt? Das sollte eigentlich ein Merkmal mit negativem Überlebenswert sein, und doch überlebt die Descolada. Wang-mu muß mich für eine Idiotin halten, daß mir das noch nicht aufgefallen ist. Aber ich bin keine Gaialogin, und ich wuchs auf Lusitania auf, und so habe ich die Gaialogie von Lusitania nie in Frage gestellt, ich habe mir einfach gedacht, wie sie auch aussehen mag, sie funktioniert, und dann habe ich weiterhin die Descolada studiert. Was hält Wang-mu davon?«
    Wang-mu war entsetzt, solche Worte von einer Fremden zu hören. Was hatte Jane Ela über sie erzählt? Wie konnte Ela

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