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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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existiert tatsächlich nicht in der Natur. Es ist ein künstlicher Virus und eine künstliche Gaialogie.«
    »Und das kann Ihnen wirklich helfen?« fragte Wang-mu.
    Ihre Gesichter zeigten, daß die anderen in ihrer Aufregung vergessen hatten, daß sie noch an dem Gespräch beteiligt war.
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte Ela. »Aber es ist eine neue Sichtweise. Zum einen kann ich nun von der Voraussetzung ausgehen, daß alles im Virus einen Sinn und Zweck hat. In der Descolada gibt es kein Durcheinander ein- und ausgeschalteter Gene wie in der Natur… nun, das wird mir helfen. Und da ich weiß, daß der Virus entworfen wurde, kann ich hoffen, daß ich ihn zerstören kann. Oder umwandeln.«
    »Überstürze nichts«, sagte Wiggin. »Das ist nur eine Hypothese.«
    »Sie klingt wahr«, sagte Ela. »Sie vermittelt das Gefühl der Wahrheit. Sie erklärt so viel.«
    »Ich empfinde es auch so«, sagte Wiggin. »Aber wir müssen es mit den Leuten besprechen, die am meisten davon betroffen sind.«
    »Wo ist Pflanzer?« fragte Ela. »Wir können es mit Pflanzer besprechen.«
    »Und Mensch und Wühler«, sagte Wiggin. »Wir müssen mit den Vaterbäumen darüber sprechen.«
    »Das wird sie wie ein Wirbelsturm treffen«, sagte Ela. Dann schien sie die Bedeutung ihrer Worte zu begreifen. »Es wird sie wirklich verletzen. Die Erkenntnis, daß ihre ganze Welt ein Terraforming-Projekt ist…«
    »Nicht nur ihre Welt«, sagte Wiggin. »Sie selbst. Das dritte Leben. Die Descolada gab ihnen alles, was sie sind, und die fundamentalsten Grundlagen ihres Lebens. Vergeßt nicht, aller Wahrscheinlichkeit nach entwickelten sie sich als säugetierähnliche Wesen, die sich direkt miteinander paarten, Mann mit Frau. Die kleinen Mütter saugten das Leben aus den männlichen Geschlechtsorganen, ein halbes Dutzend gleichzeitig. Das waren sie. Dann verwandelte die Descolada sie und sterilisierte die Männer, bis sie schließlich starben und sich in Bäume verwandelten.«
    »Ihre Natur…«
    »Wir Menschen wurden nur sehr schwer damit fertig, als wir zum ersten Mal begriffen, wie sehr unser Verhalten von evolutionären Notwendigkeiten geprägt ist«, sagte Wiggin. »Es gibt noch immer unzählige Menschen, die nicht daran glauben wollen. Selbst wenn es sich als absolut wahr erweisen sollte, werden die Pequeninos diese Vorstellung wohl kaum so schnell akzeptieren, wie sie das Wunder der Sternenflugs geschluckt haben. Es ist eine Sache, Geschöpfe von einer anderen Welt zu sehen, aber eine ganz andere, herauszufinden, daß weder Gott noch die Evolution dich geschaffen hat – sondern irgendein Wissenschaftler einer anderen Spezies.«
    »Aber wenn es wahr ist…«
    »Wer weiß schon, ob es wirklich so ist? Diese Vorstellung ist uns nur nützlich. Und für die Pequeninos könnte sie so verheerend sein, daß sie sich einfach weigern, daran zu glauben.«
    »Einige werden Sie hassen, weil Sie es ihnen gesagt haben«, warf Wang-mu ein. »Aber andere werden Ihnen dankbar sein.«
    Sie sahen sie wieder an – oder zumindest zeigte Janes Computersimulation, daß sie sie ansahen. »Du mußt wissen, wie es ist, nicht wahr?« sagte Wiggin. »Du und Han Fei-tzu, ihr habt gerade herausgefunden, daß euer Volk künstlich verändert wurde.«
    »Und in Ketten gelegt«, sagte Wang-mu. »Für mich und Meister Han. bedeutete diese Erkenntnis die Freiheit. Für Qing-jao…«
    »Es könnte viele Qing-jaos unter den Pequeninos geben«, sagte Ela. »Aber Pflanzer und Mensch und Wurzler werden nicht dazugehören, oder? Sie sind sehr klug.«
    »Das ist Qing-jao auch!« sagte Wang-mu. Sie sprach hitziger, als sie es eigentlich wollte. Doch die Treue einer geheimen Magd stirbt nur langsam.
    »Wir wollten nicht sagen, daß sie nicht klug ist«, entgegnete Ender. »Aber in dieser Sache verhält sie sich bestimmt nicht klug, oder?«
    »In dieser Sache nicht«, sagte Wang-mu.
    »Das haben wir gemeint. Niemand findet gern heraus, daß die Geschichte über seine eigene Identität, an die er immer geglaubt hat, falsch ist. Viele Pequeninos glauben, daß Gott sie zu etwas Besonderem gemacht hat, genau, wie es bei euren Gottberührten der Fall ist.«
    »Und wir sind nichts Besonderes, keiner von uns!« rief Wang-mu. »Wir sind so gewöhnlich wie Dreck! Es gibt keine Gottberührten. Es gibt keine Götter. Wir sind ihnen völlig gleichgültig.«
    »Wenn es keine Götter gibt«, korrigierte Ela sie nachsichtig, »könnt ihr ihnen kaum gleichgültig oder nicht gleichgültig sein.«
    »Wir

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