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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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Wang-mu.
    »Was die Gottberührten und die Pequeninos erst jetzt über sich erfahren werden, habe ich schon immer gewußt. Ich wurde erschaffen.«
    »Unsinn«, sagte Wiggin. »Jane, du hast immer geglaubt, du wärest aus Zeus' Kopf entsprungen.«
    »Danke, ich bin nicht Minerva«, sagte Jane.
    »Soweit wir wissen, bist du einfach zufällig entstanden«, sagte Wiggin. »Niemand hat dich geplant.«
    »Wie tröstlich«, sagte Jane. »Während ihr also all eure Schöpfer nennen könnt – oder zumindest eure Eltern oder eine väterliche Regierungsabteilung –, bin ich der einzig echte Betriebsunfall im Universum.«
    »Du kannst nicht beides haben«, sagte Wiggin. »Entweder hat jemand dich geschaffen, weil er dich sinnvoll einsetzen wollte, oder du bist zufällig entstanden. Und das ist nun mal ein Zufall – etwas, das einfach geschieht, ohne daß jemand es beabsichtigt hat. Willst du also beide Möglichkeiten verabscheuen? Sobald die Menschen von Weg herausgefunden haben, was der Kongreß ihnen angetan hat, werden sie ihn wie verrückt verabscheuen. Wirst du diesen Abscheu empfinden, weil dir niemand etwas angetan hat?«
    »Wenn ich will, schon«, sagte Jane, aber mit einem spöttischen Anflug kindlichen Trotzes.
    »Ich will dir sagen, was ich glaube«, fuhr Wiggin fort. »Ich glaube, du wirst erst erwachsen, sobald du aufhörst, dir Sorgen über den Sinn des Lebens anderer Leute zu machen und einen Sinn findest, den du für dich akzeptieren kannst.«
     
    Ender und Ela erklärten zuerst Valentine alles, wahrscheinlich, weil sie zufällig in diesem Augenblick auf der Suche nach Ender ins Labor kam, mit dem sie etwas völlig anderes besprechen wollte. Es kam ihr genauso wahr vor wie Ela und Ender. Und genau wie sie begriff auch Valentine, daß sie die Hypothese der Descolada als Regulator der Gaialogie Lusitanias nicht klären konnten, bis sie mit den Pequeninos darüber gesprochen und deren Antwort gehört hatten.
    Ender schlug vor, sie sollten es zuerst mit Pflanzer versuchen, bevor sie es Mensch oder Wühler erklärten. Ela und Valentine stimmten ihm zu. Weder Ela noch Ender, der seit Jahren mit den Vaterbäumen sprach, kannten sich so weit mit ihrer Sprache aus, daß sie leichtfertige Erklärungen abgegeben hatten. Wichtiger war jedoch die unausgesprochene Tatsache, daß sie den säugetierähnlichen Brüdern näher standen, als es bei einem Baum jemals der Fall sein konnte. Wie konnten sie, wenn sie einen Baum betrachteten, schließen, was er dachte oder wie er auf ihre Ausführungen reagierte? Nein, wenn sie einem Pequenino etwas sagen mußten, dann zuerst einem Bruder und nicht einem Vaterbaum.
    Doch nachdem sie Pflanzer in Elas Büro bestellt, die Tür geschlossen und mit ihrer Erklärung angefangen hatten, begriff Ender, daß ein Gespräch mit einem Bruder kaum leichter war. Selbst nach dreißig Jahren des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit mit ihnen konnte Ender nur die gröbste und offensichtlichste Körpersprache der Pequeninos deuten. Pflanzer hörte anscheinend kaum betroffen zu, während Ender ihm erklärte, was während des Gesprächs mit Jane und Wang-mu ans Licht gekommen war. Er war nicht wie vor den Kopf geschlagen. Er schien eher rastlos wie ein kleiner Junge auf seinem Stuhl zu sitzen, verlagerte ständig sein Gewicht, wandte den Blick von ihnen ab und sah ins Leere, als seien ihre Enthüllungen unsagbar langweilig. Ender wußte natürlich, daß Augenkontakt für die Pequeninos nicht dasselbe bedeutete wie für Menschen; weder suchten noch vermieden sie ihn. Solange man zuhörte, war es ihnen fast völlig gleichgültig, wohin man sah. Doch normalerweise versuchten sich die Pequeninos, die eng mit Menschen zusammenarbeiteten, so zu benehmen, daß die Menschen den Eindruck hatten, sie schenkten ihnen Beachtung. Pflanzer war gut darin, doch im Augenblick versuchte er es erst gar nicht.
    Erst als sie alles erklärt hatten, begriff Ender, wieviel Selbstbeherrschung Pflanzer gezeigt hatte, um überhaupt auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, bis sie fertig waren. In dem Augenblick, in dem sie ihm sagten, das sei alles gewesen, sprang er hinab und lief – nein, tobte – durch den Raum, berührte alles. Er schlug nicht danach, stieß nichts um, wie ein Mensch es vielleicht getan hätte; statt dessen streichelte er alles, was er berührte, ertastete die Gegenstände. Ender stand da und wartete, daß Pflanzer zu ihm kam, hoffte, ihm etwas Trost bieten zu können, denn er wußte genug vom Verhalten der

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