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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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keinen Drang, sich zu reinigen. Es erschreckte sie, daß sie mit solcher Respektlosigkeit sprechen konnte und die Götter sie trotzdem nicht zur Verantwortung zogen.
    »Ein Lügner?« sagte Vater. »Warum hältst du das für Lügen, meine Tochter? Woher weißt du, daß nicht die Götter uns diesen Virus geschickt haben? Woher weißt du, daß es nicht ihr Wille ist, der ganzen Welt Weg diese genetischen Verbesserungen zu schenken?«
    Seine Worte machten sie zornig; oder vielleicht verspürte sie eine neue Freiheit; oder vielleicht stellte sie die Götter auf die Probe, indem sie so respektlos sprach, daß sie sie einfach zur Verantwortung ziehen mußten. »Hältst du mich für eine Närrin?« schrie Qing-jao. »Glaubst du, ich wüßte nicht, daß das deine Strategie ist, um zu verhindern, daß es auf Weg zu Revolutionen und Gemetzeln kommt? Glaubst du, ich wüßte nicht, daß du nur daran interessiert bist, daß die Leute nicht sterben?«
    »Und ist das etwa falsch?« fragte Vater.
    »Es ist eine Lüge!« antwortete sie.
    »Oder die Tarnung, die die Götter vorbereitet haben, um ihre Vorgehensweise zu verbergen«, sagte Vater. »Du hattest keine Schwierigkeiten, die Geschichten des Kongresses als Wahrheit zu akzeptieren. Warum kannst du nicht meine akzeptieren?«
    »Weil ich von dem Virus weiß, Vater. Ich habe gesehen, wie du ihn von diesem Fremden bekommst hast. Ich habe gesehen, wie Wang-mu in dieses Fahrzeug trat. Ich sah es verschwinden. Ich weiß, daß nichts davon Werke der Götter sind. Sie hat es gemacht – dieser Teufel, der in den Computern lebt!«
    »Woher weißt du«, sagte Vater, »daß sie nicht eine der Götter ist?«
    Das war unerträglich. »Sie wurde gemacht«, rief Qing-jao. »Deshalb weiß ich es! Sie ist nur ein Computerprogramm, das von Menschen gemacht wurde und in Maschinen lebt, die Menschen gemacht haben. Die Götter wurden nicht von irgendwem gemacht. Die Götter haben immer gelebt und werden immer leben.«
    Zum ersten Malergriff Jane das Wort. »Dann bist du eine Göttin, Qing-jao, und ich auch und auch jede andere Person – Mensch oder Ramann – im Universum. Kein Gott hat deine Seele gemacht, dein innerstes Aiua. Du bist so alt und jung wie jeder Gott, und du wirst genauso lange leben.«
    Qing-jao schrie. Sie erinnerte sich nicht, je zuvor solch ein Geräusch von sich gegeben zu haben. Es zerrte an ihrer Kehle.
    »Meine Tochter«, sagte Vater, kam auf sie zu und streckte die Arme aus, um sie zu umfassen.
    Sie konnte seine Umarmung nicht ertragen. Sie konnte sie nicht ertragen, weil sie seinen vollständigen Sieg bedeutet hätte. Es würde bedeuten, daß sie von den Feinden der Götter besiegt worden war; es würde bedeuten, daß Jane die Oberhand behalten hatte. Es würde bedeuten, daß Wang-mu ihrem Vater eine wahrere Tochter gewesen war als sie selbst. Es würde bedeuten, daß die Ehrerbietung, die Qing-jao all die Jahre den Göttern entgegengebracht hatte, umsonst gewesen war. Es würde bedeuten, daß es eine böse Tat von ihr gewesen war, Janes Zerstörung in die Wege zu leiten. Es würde bedeuten, daß Jane edel und gut war, weil sie geholfen hatte, die Menschen von Weg zu verändern. Es würde bedeuten, daß Mutter nicht auf sie wartete, wenn sie schließlich in den Unendlichen Westen kam.
    Warum sprecht ihr nicht zu mir, O Götter! rief sie stumm. Warum versichert ihr mir nicht, daß ich euch all diese Jahre nicht vergebens gedient habe? Warum habt ihr mich nun verlassen und den Triumph unseren Feinden gegeben?
    Und dann kam ihr die Antwort, so einfach und klar, als hätte ihre Mutter sie ihr ins Ohr geflüstert: Dies ist eine Prüfung, Qing-jao. Die Götter beobachten, was du tust.
    Eine Prüfung. Natürlich. Die Götter stellten all ihre Diener auf Weg auf die Probe, um zu sehen, welche getäuscht worden waren und welche in perfektem Gehorsam ausharrten.
    Wenn ich einer Prüfung unterzogen werde, muß es auch ein richtiges Verhalten für mich geben.
    Ich muß tun, was ich immer getan habe, doch diesmal darf ich nicht darauf warten, daß die Götter mir Anweisungen geben. Sie sind es leid, mir Tag für Tag und Stunde für Stünde zu sagen, wann ich mich reinigen muß. Es ist an der Zeit für mich, daß ich meine Unreinheit begreife, ohne von ihnen darauf hingewiesen zu werden. Ich muß mich mit absoluter Gründlichkeit reinigen; dann werde ich den Test bestehen, und die Götter werden mich erneut empfangen.
    Sie fiel auf die Knie. Sie fand eine Linie in der Holzmaserung und

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