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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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von Nationen und Völkern und Welten abhängt.«
    Qing-jao war schon gespannt gewesen, doch nun machte Vater ihr Angst. »Dann mußt du diese Aufgabe jemandem geben, dem du sie anvertrauen kannst, und nicht einem unerfahrenen Kind.«
    »Du bist seit Jahren kein Kind mehr, Qing-jao. Bist du bereit, deine Aufgabe zu hören?«
    »Ja, Vater.«
    »Was weißt du von der Lusitania-Flotte?«
    »Soll ich dir alles sagen, was ich darüber weiß?«
    »Sage mir alles, was du für wichtig hältst.«
    Das war eine Art Prüfung. Er wollte sehen, ob sie bei dem, was sie über ein bestimmtes Thema wußte, das Wichtige von dem Unwichtigen unterscheiden konnte.
    »Die Flotte wurde ausgeschickt, um eine rebellische Kolonie auf Lusitania zu unterwerfen, wo das Gesetz über die Nichteinmischung in die Belange der einzigen bekannten außerirdischen Spezies trotzig gebrochen wurde.«
    Reichte das? Nein, Vater wartete noch immer.
    »Von Anfang an gab es eine Kontroverse«, fuhr sie fort. »Essays, die einer Person namens Demosthenes zugeschrieben werden, sorgten für Probleme.«
    »Was genau für Probleme?«
    »Demosthenes warnte die Kolonien, die Lusitania-Flotte sei ein gefährlicher Präzedenzfall – es sei nur eine Frage der Zeit, bevor der Sternenwege-Kongreß Gewalt einsetze, um auch ihren Gehorsam zu erzwingen. Auf katholischen Welten und vor katholischen Minderheiten überall behauptete Demosthenes, der Kongreß versuche, den Bischof von Lusitania zu bestrafen, weil er Missionare zu den Schweinchen geschickt habe, um ihre Seelen vor der Hölle zu retten. Die Wissenschaftler warnte Demosthenes, die Prinzipien der unabhängigen Forschung stünden auf dem Spiel – eine ganze Welt sei einem militärischen Angriff ausgesetzt, weil sie es gewagt hatte, das Urteil der Wissenschaftler vor Ort dem von viele Lichtjahre entfernten Bürokraten vorzuziehen. Und allen anderen gegenüber behauptete Demosthenes, die Lusitania-Flotte sei mit dem Molekular-Detechier-Gerät ausgerüstet. Das ist natürlich eine offensichtliche Lüge, doch einige haben sie geglaubt.«
    »Wie einflußreich waren diese Essays?« fragte Vater.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie hatten sehr großen Einfluß«, sagte Vater. »Vor fünfzehn Jahren waren die ersten Essays auf den Kolonien so wirksam, daß sie fast eine Revolution verursacht haben.«
    Beinahe eine Revolution auf den Kolonien? Vor fünfzehn Jahren? Qing-jao wußte nur von einem solchen Vorfall, hatte jedoch niemals begriffen, daß er etwas mit Demosthenes' Essays zu tun hatte. Sie errötete. »Das war zur Zeit der Kolonie-Charta – dein erster großer Vertrag.«
    »Es war nicht mein Vertrag«, sagte Han Fei-tzu. »Es war ein Vertrag gleichermaßen zwischen dem Kongreß und den Kolonien. Wegen ihm wurde ein schrecklicher Konflikt vermieden. Und die Lusitania-Flotte setzt ihre große Mission fort.«
    »Du hast jedes Wort des Vertrags geschrieben, Vater.«
    »Dabei drückte ich lediglich die Wünsche und Begehren aus, die sich bereits in den Herzen der Menschen auf beiden Seiten des Abkommens befanden. Ich war nur der Schriftführer.«
    Qing-jao neigte den Kopf. Sie kannte die Wahrheit, wie alle anderen auch. Es war der Anfang von Han Fei-tzus Ruhm gewesen, denn er hatte nicht nur den Vertrag geschrieben, sondern auch beide Seiten überzeugt, ihn fast ohne Änderungen zu akzeptieren. Danach war Han Fei-tzu einer der vertrauenswürdigsten Ratgeber des Kongresses geworden; täglich trafen Botschaften von den größten Männern und Frauen aller Welten ein. Falls er sich bei diesem großen Unternehmen lediglich als Schriftführer bezeichnete, dann nur, weil er ein Mann von großer Bescheidenheit war. Qing-jao wußte ebenfalls, daß Mutter schon im Sterben gelegen hatte, als Vater diese Aufgabe bewältigte. Solch ein Mann war ihr Vater – er vernachlässigte weder seine Frau noch seine Pflicht. Mutters Leben hatte er nicht retten können, dafür aber die der Menschen, die sonst im Krieg gestorben wären.
    »Qing-jao, warum sagst du, es sei eine offensichtliche Lüge, daß die Flotte mit dem M.D.-Gerät ausgerüstet ist?«
    »Weil… weil das ungeheuerlich wäre. Es wäre wie Ender der Xenozide, der eine ganze Welt vernichtet. Soviel Macht hat kein Recht, in diesem Universum zu existieren, und auch keinen Grund.«
    »Wer hat dich das gelehrt?«
    »Der Anstand«, sagte Qing-jao. »Die Götter haben die Sterne und alle Planeten geschaffen – wer ist der Mensch, daß er ihre Schöpfung zerstört?«
    »Aber die Götter

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