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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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auch der Trägervirus tun muß. Die reinste Ironie – ich lerne, die Descolada zu ersetzen, indem ich die nötigen Techniken von dem Virus selbst stehle.«
    »Das ist keine Ironie«, sagte Ender. »So funktioniert die Welt nun einmal. Jemand hat einmal gesagt, der einzige Lehrer, der wirklich etwas wert sei, sei ein Feind.«
    »Dann müssen sich Quara und Grego ja gegenseitig viel beibringen«, sagte Ela.
    »Ihr Streit ist nur nützlich. Er zwingt uns, jeden Aspekt unseres Vorgehens abzuwägen.«
    »Er ist nicht mehr nützlich, sobald einer von ihnen das Thema außerhalb der Familie zur Sprache bringt.«
    »Diese Familie plaudert ihre Angelegenheiten nicht vor Fremden aus. Gerade ich müßte das doch wissen.«
    »Ganz im Gegenteil, Ender. Gerade du müßtest wissen, wie schnell wir bereit sind, uns einem Fremden anzuvertrauen – wenn wir glauben, unsere Not sei groß genug, um es zu rechtfertigen.«
    Ender mußte eingestehen, daß sie recht hatte. Quara und Grego, Miro und Quim und Olhado dazu zu bringen, ihm so weit zu vertrauen, daß sie mit ihm sprachen – das war nicht einfach gewesen, als Ender gerade auf Lusitania eingetroffen war. Doch Ela hatte von Anfang an mit ihm gesprochen, und Novinhas andere Kinder und Novinha selbst schließlich auch. Die Familie war sehr loyal, doch sie waren auch willensstark und hatten alle eine eigene Meinung, und es gab nicht einen unter ihnen, der sein eigenes Urteil nicht über das aller anderen setzte. Beide, Grego und Quara, konnten durchaus zum Schluß kommen, es geschähe nur zu Lusitanias Bestem oder zu dem der Menschheit oder der Wissenschaft, sich einem anderen anzuvertrauen, und das Geheimhaltungsgebot war dahin. Genau wie die Regel, keinen Kontakt zu den Schweinchen aufzunehmen, gebrochen worden war, noch bevor Ender hier eingetroffen war.
    Wie nett, dachte Ender. Eine weitere mögliche Quelle für eine Katastrophe, die völlig außerhalb meiner Kontrolle steht.
    Als Ender das Labor verließ, wünschte er sich, wie schon so oft zuvor, Valentine sei hier. Sie vermochte es, ein ethisches Dilemma aufzulösen. Sie würde bald hier sein – aber noch rechtzeitig? Ender verstand die Standpunkte, die sowohl Quara als auch Grego vertraten, und stimmte größtenteils mit beiden überein. Am meisten störte ihn die Notwendigkeit, das Problem geheimzuhalten; das verhinderte, mit den Pequeninos, nicht einmal mit Mensch selbst, über eine Entscheidung sprechen zu können, die sie genauso betraf wie jeden Kolonisten von der Erde. Und doch hatte Novinha recht. Die Sache jetzt öffentlich zu besprechen, bevor sie überhaupt wußten, was möglich war – das würde bestenfalls zu Verwirrung führen, schlimmstenfalls zu Anarchie und Blutvergießen. Die Pequeninos waren jetzt friedlich, doch die Geschichte der Spezies war blutig.
    Als Ender aus dem Tor trat, um auf die Experimentalfelder zurückzukehren, sah er, daß Quara neben dem Vaterbaum Mensch stand, die Stöcke in der Hand und in ein Gespräch vertieft. Sie hatte nicht gegen den Stamm geschlagen, oder Ender hätte es gehört. Also wollte sie sich ungestört unterhalten. Das war in Ordnung. Ender würde einen Umweg machen, damit er ihr nicht so nahe kam, daß er mithören konnte.
    Doch als sie sah, daß Ender in ihre Richtung schaute, beendete Quara augenblicklich ihr Gespräch mit Mensch und ging schnellen Schrittes den Pfad zum Tor entlang. Natürlich kam sie dabei direkt an Ender vorbei.
    »Verrätst du Geheimnisse?« fragte Ender. Er hatte seine Bemerkung als bloße Hänselei gemeint. Erst als die Worte über seine Lippen gekommen waren und Quara solch einen verstohlenen Gesichtsausdruck aufsetzte, begriff Ender, was für ein Geheimnis Quara vielleicht verraten hatte. Und ihre Worte bestätigten seinen Verdacht.
    »Mutters Vorstellung von Fairneß ist nicht immer die meine«, sagte Quara. »Und deine übrigens auch nicht.«
    Er hatte gewußt, daß sie es vielleicht tun würde, aber niemals geglaubt, daß sie es so schnell tun würde, nachdem sie versprochen hatte, es nicht zu tun. »Aber ist Fairneß nicht immer die wichtigste Erwägung?« fragte Ender.
    »Für mich ja«, sagte Quara.
    Sie versuchte, sich umzudrehen und durch das Tor zu gehen, doch Ender hielt sie am Arm fest.
    »Laß mich los.«
    »Es Mensch zu verraten ist eine Sache«, sagte Ender. »Er ist sehr weise. Doch verrate es keinem sonst. Einige Pequeninos, einige Männchen, können ziemlich aggressiv werden, wenn sie glauben, sie hätten einen Grund

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