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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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mit einem Mann von gewaltigem Ansehen unter ihnen verheiratet gewesen. Wie war es für Ender, der mit einer Frau verheiratet war, deren gesamte Familie sich schon vom Rest Lusitanias entfremdet hatte? Konnte es sein, daß er diesen Ort nicht so grundlegend geheilt hatte, wie alle annahmen?
    Unmöglich. Als sich Valentine heute morgen mit Kovano Zeljezo, dem Bürgermeister, und dem alten Bischof Peregrino getroffen hatte, hatten sie echte Zuneigung für Ender gezeigt. Valentine hatte an zu vielen Konferenzen teilgenommen, um nicht den Unterschied zwischen formeller Höflichkeit, politischer Scheinheiligkeit und echter Freundschaft zu kennen. Wenn sich Ender diesen Leuten fremd fühlte, lag es nicht an ihnen.
    Ich deute zuviel in die Sache hinein, dachte Valentine. Wenn Ender mir so seltsam und fremd vorkommt, liegt es daran, daß wir so lange getrennt waren. Oder vielleicht daran, daß er sich neben Miro, diesem zornigen jungen Mann, gehemmt vorkommt; oder vielleicht ist es Plikt mit ihrer stummen, berechnenden Hingabe an Ender Wiggin, die dafür sorgt, daß er sich von uns fernhält. Oder es ist vielleicht nur mein Beharren, daß ich heute die Schwarmkönigin sehen will, noch bevor wir uns mit einem Führer der Schweinchen treffen. Es besteht kein Grund, außerhalb unserer gegenwärtigen Begleiter nach Ursachen für seine Losgelöstheit zu suchen.
    Sie machten die Stadt der Schwarmkönigin zuerst aufgrund der Rauchsäule ausfindig. »Fossile Treibstoffe«, sagte Ender. »Sie verbrennt sie mit abscheulicher Geschwindigkeit. Normalerweise würde sie das niemals tun – die Schwarmköniginnen behandeln ihre Welten immer mit großer Sorgfalt und würden normalerweise niemals solch eine Verschwendung und solch einen Gestank erzeugen. Aber sie ist in großer Eile, und Mensch sagt, sie hätten ihr aus Notwendigkeit die Erlaubnis gegeben, solch eine Umweltverschmutzung hervorzurufen.«
    »Aus welcher Notwendigkeit?« fragte Valentine.
    »Mensch will es nicht sagen, und die Schwarmkönigin auch nicht, doch ich habe meine Vermutungen, und ihr werdet euch wohl auch euern Teil denken.«
    »Hoffen die Schweinchen etwa, in einer einzigen Generation auf den Zug einer voll technisierten Gesellschaft zu springen, und verlassen sich dabei auf die Arbeit der Schwarmkönigin?«
    »Wohl kaum«, sagte Ender. »Dafür sind sie viel zu konservativ. Sie wollen alles wissen, was es zu wissen gibt – aber sie sind nicht schrecklich bedacht darauf, sich mit Maschinen zu umgeben. Vergiß nicht, die Bäume der Wälder geben ihnen kostenlos und sanftmütig jedes nützliche Werkzeug. Was wir Industrie nennen, ist für sie immer noch die reinste Brutalität.«
    »Was dann? Warum all dieser Rauch?«
    »Frag sie doch«, sagte Ender. »Vielleicht ist sie zu dir ehrlich.«
    »Werden wir sie wirklich sehen?« fragte Miro.
    »O ja«, sagte Ender. »Oder besser gesagt – wir werden zumindest in ihrer Anwesenheit sein. Vielleicht berührt sie uns sogar. Aber vielleicht ist es um so besser, je weniger wir sehen. Sie lebt normalerweise in der Dunkelheit, wenn sie nicht kurz vor der Ablage eines Eies steht. Dann muß sie sehen können, und die Arbeiter öffnen Tunnel, damit das Tageslicht hineinfallen kann.«
    »Sie haben kein künstliches Licht?« fragte Miro.
    »Sie haben nie welches benutzt«, sagte Ender, »nicht einmal auf den Sternenschiffen, die damals während der Krabblerkriege ins Sonnensystem kamen. Sie hassen die Art, wie wir Licht sehen. Für sie ist jede Wärmequelle deutlich sichtbar. Ich glaube, sie arrangieren ihre Wärmequellen sogar in Mustern, die man nur als ästhetisch bezeichnen kann. Thermalmalerei.«
    »Warum benutzt sie dann Licht zur Ablage eines Eies?« fragte Valentine.
    »Ich würde es nicht unbedingt ein Ritual nennen – die Schwarmkönigin blickt fürchterlich verächtlich auf die menschliche Religion herab. Sagen wir einfach, es ist Teil ihrer genetischen Abstammung. Ohne Sonnenlicht legt sie kein Ei ab.«
    Dann waren sie in der Krabblerstadt.
    Valentine war nicht überrascht über das, was sie vorfanden – schließlich waren sie und Ender in ihrer Jugend in der ersten Kolonie auf einer ehemaligen Krabblerwelt gewesen. Doch sie wußte, daß das Erlebnis für Miro und Plikt überraschend und fremdartig sein würde, und in der Tat überkam auch sie ein Teil der alten Orientierungslosigkeit. Nicht, daß die Stadt offenkundig seltsam wirkte. Sie bestand aus Gebäuden, die meisten davon niedrig, aber nach denselben Prinzipien

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