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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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wie jedes menschliche Haus errichtet. Seltsam war die Art und Weise, wie sie angelegt waren. Es gab keine Wege und Straßen, keinen Versuch, die Gebäude in eine Richtung anzuordnen. Auch erhoben sie sich nicht gleich hoch aus dem Boden. Einige bestanden nur aus auf der Erde ruhenden Dächern, andere waren sehr hoch. Farbe schien nur zur Konservierung zu dienen – es gab keine Verzierungen. Ender hatte angedeutet, die Schwarmkönigin würde Wärme ästhetisch einsetzen – eine andere Ästhetik gab es ganz bestimmt nicht.
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte Miro.
    »Nicht von der Oberfläche aus«, sagte Valentine. »Doch wenn du die Tunnels begehen könntest, würdest du feststellen, daß unterirdisch alles Sinn ergibt. Sie folgen den natürlichen Gesteinsschichten und -strukturen. Die Geologie hat einen gewissen Rhythmus, und die Krabbler können ihn wahrnehmen.«
    »Was ist mit den hohen Gebäuden?« fragte Miro.
    »Der Grundwasserspiegel ist ihre Grenze nach unten. Wenn sie größere Höhe brauchen, müssen sie nach oben gehen.«
    »Was bauen sie denn, das so hoch sein muß?« fragte Miro.
    »Keine Ahnung«, sagte Valentine. Sie gingen um ein Gebäude, das wenigstens dreihundert Meter hoch war; in unmittelbarer Nähe konnten sie über ein Dutzend weitere ausmachen.
    Zum ersten Mal auf diesem Ausflug ergriff Plikt das Wort. »Raketen«, sagte sie.
    Valentine bemerkte, daß Ender lächelte und leicht nickte. Also hatte Plikt seinen eigenen Verdacht bestätigt.
    »Wofür?« fragte Miro.
    Natürlich, um in den Weltraum zu gehen! hätte Valentine fast gesagt. Doch das war nicht fair – Miro hatte nie auf einer Welt gelebt, die um den ersten Schritt ins All kämpfte. Für ihn war das Verlassen des Planeten gleichbedeutend damit, den Shuttle zu einer Orbitstation zu nehmen. Doch der einzige Shuttle, der den Menschen Lusitanias zur Verfügung stand, würde kaum ausreichen, das erforderliche Material für den Bau eines größeren raumtauglichen Fahrzeugs in die Umlaufbahn zu bringen. Und selbst, wenn der Shuttle dazu imstande gewesen wäre, hätte die Schwarmkönigin wohl kaum die Menschen um Hilfe gebeten.
    »Baut sie eine Raumstation?« fragte Valentine.
    »Ich glaube schon«, sagte Ender. »Aber so viele Raketen, und so große – ich glaube, sie will sie in einem Rutsch bauen. Sie will wahrscheinlich die Raketen selbst ausschlachten. Was glaubt ihr, was sie vorhat?«
    Valentine hätte fast mit einem überraschten Ausruf geantwortet – woher soll ich das wissen? Dann begriff sie, daß er sie gar nicht gefragt hatte. Denn fast sofort gab er selbst die Antwort. Was bedeutete, daß er den Computer in seinem Ohr gefragt haben mußte. Nein, nicht den ›Computer‹. Jane. Er fragte Jane. Valentine konnte sich noch immer kaum an die Vorstellung gewöhnen, daß sich zwar nur vier Personen in dem Wagen befanden, aber eine fünfte anwesend war, die durch die Juwele, die sowohl Ender als auch Miro trugen, sah und mithörte.
    »Sie könnte es alles auf einmal schaffen«, sagte Ender. »Nach dem zu urteilen, was wir über die chemischen Emissionen hier wissen, hat die Schwarmkönigin genug Metall geschmolzen, um nicht nur eine Raumstation zu bauen, sondern auch zwei kleine Sternenschiffe mit großer Reichweite, wie die erste Krabblerexpedition sie benutzte. Ihre Version eines Kolonistenschiffs.«
    »Bevor die Flotte eintrifft«, sagte Valentine. Plötzlich begriff sie. Die Schwarmkönigin bereitete sich auf die Auswanderung vor. Sie wollte nicht dulden, daß ihre Spezies auf einem einzigen Planeten gefangen war, wenn der Chirurg wieder kam.
    »Du verstehst das Problem«, sagte Ender. »Sie wird uns nicht sagen, was sie tut. Also müssen wir uns auf das verlassen, was Jane beobachtet und was wir vermuten können. Und was ich vermute, ergibt kein sehr hübsches Bild.«
    »Wieso sollten die Krabbler nicht den Planeten verlassen?« fragte Valentine.
    »Nicht nur die Krabbler«, sagte Miro.
    Valentine stellte die zweite Verbindung her. Deshalb hatten die Pequeninos der Schwarmkönigin die Erlaubnis gegeben, ihre Welt so schlimm zu verseuchen. Deshalb waren zwei Schiffe geplant, direkt von Anfang an. »Ein Schiff für die Schwarmkönigin und eins für die Pequeninos.«
    »Das haben sie vor«, sagte Ender. »Aber wie ich es sehe – zwei Schiffe für die Descolada.«
    »Nossa Senhora«, flüsterte Miro.
    Valentine fühlte, wie ein Schaudern sie durchlief. Es war eine Sache, wenn die Schwarmkönigin die Rettung ihrer Spezies plante. Aber

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