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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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dort unten geschehen?«
    »Besser, als ich es erhoffte«, sagte Ender.
    »Wie bitte?«
    »Die Verbindung zwischen uns.«
    »Du hast damit gerechnet?«
    »Ich habe sie gewollt.« Ender setzte sich auf die Seite des Wagens; seine Füße baumelten in das hohe Gras hinab. »Sie war heiß heute, nicht wahr?«
    »Ach ja? Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit.«
    »Manchmal ist sie so intellektuell – wenn ich nur mit ihr spreche, habe ich den Eindruck, ich würde höhere Mathematik betreiben. Diesmal – wie ein Kind. Natürlich war ich noch nie bei ihr, als sie Königin-Eier legte. Ich glaube, sie hat uns mehr gesagt, als sie eigentlich wollte.«
    »Du meinst, sie hat ihr Versprechen nicht ernst gemeint?«
    »Nein, Val, sie meint ihre Versprechen immer ernst. Sie weiß nicht, was Lügen sind.«
    »Was hast du dann gemeint?«
    »Ich sprach von der Verbindung zwischen ihr und mir. Wie sie versuchte, mich zu zähmen. Das war doch wirklich etwas, oder? Sie war einen Augenblick lang richtig wütend, als sie dachte, du wärest vielleicht das Bindeglied gewesen, das sie brauchte. Du weißt, was das für sie bedeutet hätte – sie wären nicht vernichtet worden. Sie hätte mich vielleicht sogar benutzt, um mit der Regierung der Menschen zu kommunizieren. Die Galaxis mit uns zu teilen. Was für eine verlorene Gelegenheit.«
    »Du wärest wie… wie ein Krabbler gewesen. Ihr Sklave.«
    »Klar. Mir hätte es nicht gefallen. Aber all die Leben, die gerettet worden wären… ich war Soldat, nicht wahr? Wenn ein Soldat durch seinen Tod das Leben von Milliarden retten kann…«
    »Aber es hätte nicht funktioniert«, sagte Valentine. »Du hast einen unabhängigen Willen.«
    »Sicher«, sagte Ender. »Oder zumindest einen unabhängigeren, als die Schwarmkönigin bewältigen kann. Du übrigens auch. Tröstlich, nicht wahr?«
    »Ich fühle mich im Augenblick nicht sehr getröstet«, sagte Valentine. »Du warst da unten in meinem Kopf. Und die Schwarmkönigin… ich komme mir vor, als hätte man mir Gewalt angetan.«
    Ender schaute überrascht drein. »Bei mir fühlt es sich nie so an.«
    »Nun, es ist nicht nur das«, sagte Valentine. »Es war auch anregend. Und erschreckend. Sie ist so… groß in meinem Kopf. Als versuchte ich, jemanden aufzunehmen, der größer ist als ich.«
    »Das ist wohl auch der Fall«, sagte Ender. Er wandte sich an Plikt. »War es für dich auch so?«
    Zum ersten Mal bemerkte Valentine, wie Plikt Ender ansah, mit zitterndem Blick. Doch Plikt sagte nichts.
    »So stark, was?« sagte Ender. Er kicherte und drehte sich zu Miro um.
    Erkannte er es nicht? Plikt war von Ender schon besessen gewesen. Nachdem sie ihn nun in ihrem Verstand gehabt hatte, war es vielleicht zuviel für sie. Die Schwarmkönigin hatte davon gesprochen, Einzelgänger zu zähmen. War Plikt vielleicht von Ender ›gezähmt‹ worden? War es möglich, daß sie ihre Seele in der seinen verloren hatte?
    Absurd. Unmöglich. Ich hoffe bei Gott, daß dem nicht so ist.
    »Komm hoch, Miro«, sagte Ender.
    Miro gestattete Ender, ihm auf die Füße zu helfen. Dann stiegen sie in den Wagen und fuhren nach Hause.
     
    Miro hatte ihnen gesagt, daß er nicht zur Messe gehen wollte. Ender und Novinha gingen ohne ihn. Doch kaum waren sie fort, kam es ihm unmöglich vor, im Haus zu bleiben. Er hatte noch immer das Gefühl, daß sich jemand irgendwie im Schatten aufhielt; eine kleine Gestalt, die ihn beobachtete. Umschlossen von einer glatten, harten Rüstung, mit nur zwei klauenähnlichen Fingern an den schlanken Armen, Arme, die abgebissen und fallen gelassen werden konnten wie trockenes Brennholz. Der gestrige Besuch bei der Schwarmkönigin hatte ihn mehr mitgenommen, als er es für möglich gehalten hatte.
    Ich bin Xenologe, rief er sich in Erinnerung zurück. Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, mich mit Außerirdischen zu befassen. Ich stand dabei und sah zu, wie Ender Menschs Säugetierkörper die Haut abzog, und habe nicht einmal gezuckt, weil ich ein leidenschaftsloser Wissenschaftler bin. Manchmal identifiziere ich mich vielleicht zu sehr mit meinen Studienobjekten. Aber sie bescheren mir keine Alpträume, und ich fange nicht an, sie in den Schatten zu sehen.
    Und doch stand er hier vor der Tür des Hauses seiner Mutter, weil es in den Grasfeldern im hellen Sonnenschein eines Sonntag morgens keine Schatten gab, aus denen ein Krabbler ihn anspringen konnte.
    Bin ich der einzige, der so empfindet?
    Die Schwarmkönigin ist kein Insekt. Sie und ihr

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