Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
(Manager der Western Union, 1876)
These 33:
»Radiowellen werden nie ernsthaft für Kommunikationszwecke einsetzbar sein.« (H. Hertz, Entdecker der Radiowellen, 1884)
These 34:
»Radiowellen können den Atlantik nicht überqueren.« (Poincaré, 1901)
Nach dem damaligen Stand der Wissenschaft war These 34 »offensichtlich«. Marconi – durchaus kein Forscher vom Kaliber eines Hertz oder Poincarés – schaffte es aber dann schon am 12. Dezember 1901, Funksignale von Cornwall, UK, nach St. John’s, Kanada, zu übertragen. Von der reflektierenden Heaviside Schicht wusste Marconi auch noch nichts, aber er wurde mit Recht durch diesen Versuch weltberühmt.
These 35:
»It is absurd and misleading to state that the human voice can be transmitted across the Atlantic.« (US District Attorney, 1913)
Mit obiger Aussage wurde Lee de Forest, in den USA manchmal als Erfinder des Radios angesehen, als Betrüger verurteilt, weil er versucht hatte, Geld für den Bau eines Telefontransatlantikkabels zu bekommen! Die Verurteilung hat de Forest sehr viel vorsichtiger werden lassen:
These 36:
»While theoretically and technically television may be feasible, commercially and financially I consider it an impossibility, a development of which we need waste little time dreaming.« (de Forest, 1926)
These 37:
»Television sets will be standard in everyone’s home by 1985.« (Popular Mechanics Magazine, 1950)
Einerseits ist dies eine durchaus visionäre Aussage (das erste tägliche Fernsehprogramm begann in Deutschland erst 1952 mit Sendungen des NWDR), andererseits wird in dem ganzen Artikel die Idee, dass es auch einmal Farbfernsehen geben wird, nie erwähnt, obwohl PAL schon 1966 entwickelt wurde!
These 38:
»Das Internet wird 1996 kollabieren.« (Robert Metcalfe, Erfinder des Ethernets, 1990)
These 39:
»There will be 100 million WWW Servers by 2002.« (Jacob Nielsen, SUN Chief Engineer, 1998)
These 40:
»There are three kinds of death in this world. There is heart death, there is brain death and there is being off the network.« (Guy Almes)
2. Thesen und Aussagen in anderen Bereichen
Zu den schillerndsten Einzelpersonen der Vergangenheit, was Erfindungen, Vorhersagen und wirtschaftliche Verwertung anbelangt, gehört Thomas Alva Edison (1847–1931). Ich will dies mit drei Beispielen belegen. Als Erfinder des Phonographen, des Vorläufers der Plattenspieler, sagte er dessen Erfolg und Einsatzmöglichkeiten mit großer Genauigkeit voraus. Nur in einem Punkt machte er eine grobe Fehleinschätzung:
These 41:
»… und vielleicht die wichtigste Eigenschaft des Phonographen wird es sein, dass man Musik auf Wunsch langsamer oder schneller abspielen kann.«
These 42:
»Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Wechselstrom und Hochspannung je irgendeine Bedeutung haben werden.«
Diese Aussage hat mich jahrelang gequält, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er nicht wusste, dass man Strom nur bei hoher Spannung weitgehend verlustfrei weiterleiten kann und andererseits Gleichstrom schwer transformierbar ist. Des Rätsels Lösung fand ich in einer Biografie des österreichischen Erfinders Nikola Tesla, der nur einige hundert Meter von Edison entfernt an Wechselstromanwendungen arbeitete: Edisons Aussage war nicht seine Überzeugung, sondern er wollte Tesla wirtschaftlich schädigen (was ihm übrigens erfolgreich gelang). Edison war also nicht nur ein genialer Erfinder (über 1.000 Patente), sondern auch ein harter Geschäftsmann. Andererseits war seine
These 43:
»Glühlampen werden einmal die Nacht erhellen« (Edison erfand 1879 die Kohledrahtglühlampe), nicht nur richtig, sondern diese Erfindung war so erstaunlich, dass sie von den berühmtesten Forschern Europas anfangs gar nicht geglaubt wurde. Preece (Schüler des berühmten Faraday) meinte: »Die elektronische Beleuchtung ist eine völlig idiotische Idee«, und noch Monate später sagte Wilhelm Siemens: »Diese sensationellen Nachrichten sind nutzlos für die Wissenschaft und schädlich für den wahren Fortschritt.«
Trotz der Erfolge einiger Wissenschafter gilt doch:
These 44:
»Von 100 Genies gehen 99 unentdeckt zugrunde.« (Rudolf Diesel)
Es ist eine traurige Pikanterie, dass dieser Ausspruch des in Paris geborenen Diesel (Patent auf den Dieselmotor 1892) aus der Zeit des großen, auch wirtschaftlichen Erfolges von Diesel stammt, der aber doch ein besserer Erfinder als Firmenbesitzer war: Er beging 1913 in England mittellos Selbstmord. Zu den
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