Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
neuer Unterrichtstechnologien glaube, siehe zum Beispiel http: //wbt.iicm.edu, so bin ich doch erstaunt, dass selbst im Bericht der Bertelsmannstiftung 1999 wieder überschäumender Optimismus zu entdecken ist. »Im Jahre 2005 studieren bereits 50 % aller Studenten nicht mehr an Universitäten.«
Zum Abschluss eine wahre These, deren Wahrheit fast ein halbes Jahrhundert angezweifelt wurde:
These 60:
»Die Kontinente sind durch das Auseinanderdriften eines Urkontinents entstanden.« (Wegener, 1912)
H. V. Ihering bezeichnete dies als »Fantasiegebilde, das wie eine Seifenblase vergehen muss« (1912). Max Semper nannte sie die »Fieberfantasie eines Kranken« (1914), R. T. Chamberlain sagte offen: »Wenn wir der Wegner’schen These folgen, müssen wir alles vergessen, was wir in den letzten 70 Jahren gelernt haben« (1926). Man sieht, es kann nicht sein, was nicht sein darf! Noch 1954 bzw. 1955 nannten V. V. Belussow bzw. F. Hagle Wegeners Theorie »etwas, das mit Wissenschaft nichts zu tun hat«. Wegener starb 1930 bei einer Expedition im Grönlandeis, bevor (durch Satellitenmessungen) seine Theorie gegen 1970 endgültig bewiesen wurde …
3. Was kann man daraus lernen?
Ich glaube, dass man es erstens mit Jacques Hebenstreit halten muss: »Jede Vorhersage über mehr als 20 Jahre ist reine Spekulation.« Zweitens, man darf globalen Aussagen wie etwa: »Die wichtigsten grundlegenden Gesetze und Tatsachen der Physik sind entdeckt … und daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand durch neue Entdeckungen ergänzt, äußerst gering« (Albert Abraham Michelson, 1903), keinen großen Stellenwert zugestehen, sondern es mit Regge halten: »Man muss das Eigenrecht des Unwahrscheinlichen und seiner Verfechter respektieren.«
Leider gilt auch der Ausspruch von Max Planck: »Eine neue wissenschaftliche Wahrheit triumphiert nicht, indem sie ihre Gegner überzeugt, sondern weil ihre Gegner schließlich sterben.« Die Trägheit der Wissenschaftler, von lieb gewordenen Ideen Abschied zu nehmen, auch wenn sie immer unhaltbarer werden, ist erschreckend (siehe These 60).
Allerdings sind nicht nur Wissenschafter träge, sondern wohl fast alle Menschen. Und fast alle glauben alles, wenn sie es nur oft genug hören. Das »Neue Jahrtausend«-Phänomen gehört dazu: Im historischen Kalender kennt man als Jahr 1 das 1. Jahr nach Christi Geburt; damit ist Jahr 1000 das tausendste Jahr (und an seinem Ende beginnt das zweite Jahrtausend). Analog beginnt erst am Ende des Jahres 2000 das dritte Jahrtausend. Übrigens ist die Jahreszählung in unserem historischen Kalender recht eigentümlich: Es gibt das Jahr –1 (1 v. Chr.) und +1 (1 n. Chr.), aber kein Jahr 0! Die Astronomen freilich kennen ein Jahr 0, d. h. ein Jahr –500 bedeutet im historischen und astronomischen Kalender nicht dasselbe Jahr. Noch eine Kuriosität: Wann wurde Christus geboren? Im Jahre 1 vor Christi Geburt (dann lebte er also schon vor seiner Geburt) oder im Jahre 1 nach Christi Geburt (dann wurde er also nach seiner Geburt geboren)! Genug mit diesen Gedankenspielereien und noch einmal zurück zu Prognosen.
Wenn heute jemand behauptet (Kurzweil oder Maurer, aus ganz verschiedenen Gründen), »um unsterblich zu werden, muss man nur die nächsten hundert Jahre überleben«, dann darf man das zwar nur cum grano salis ernst nehmen, wie es Woody Allen macht, indem er sagt: »Manche Leute wollen durch ihre Arbeit oder durch Nachkommen Unsterblichkeit erlangen. Ich beabsichtige, dadurch unsterblich zu werden, dass ich nicht sterbe.« Allerdings sollte man auch den SF-Schriftsteller Arthur C. Clarke ernst nehmen, wenn er sagt: »Wenn ältere Wissenschaftler vorhersagen, dass etwas geschehen wird, dann trifft dies meistens ein. Wenn ältere Wissenschaftler vorhersagen, dass etwas nicht geschehen wird, dann irren sie sich meistens.«
Leider ist hier nicht genügend Platz, um die unzähligen unglaublichen Geschehnisse und Anekdoten in der Wissenschaft festzuhalten; dazu müssten ganze Bücher geschrieben werden: von den 250 Jahren, die die Erfindung der Dampfmaschine dauerte, bis zur Leugnung, dass die Meteoriten aus dem Weltall kommen (bis 1803!), von der Entdeckung der weiblichen Klitoris durch Amateo Colombo, der dafür fast auf dem Scheiterhaufen landete, bis zu den verblüffenden Erkenntnissen über den zweiten Mond der Erde, die die Öffentlichkeit nie zu Kenntnis nahm.
Ich schließe diesen Bericht mit vier Haikus und einem Gedicht.
Gedicht:
Lange
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