Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Haus eine Dachlawine abgeht, wird man schwer verletzt; und diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden.
Der Zufall spielt daher in unserem Leben eine große Rolle. Spielt er eine angemessene? Oder wäre es besser, wenn der Zufall weniger eingreifen würde oder vielleicht auch mehr?
Klingt das zunächst höchstens wie eine kuriose Überlegung ohne jede mögliche Konsequenz, so sieht man bei genauerer Betrachtung, dass es durchaus denkbar wäre, das Ausmaß der Zufälle zu beeinflussen, sofern wir zum Schluss kommen sollten, wir sollten dies. Ich schlage daher vor, dass wir uns einmal ernsthaft überlegen, ob wir mit dem Ausmaß der Zufälle in unserem Leben zufrieden sind (oder weniger oder mehr wünschen). Ich werde in diesem Beitrag aber nicht darüber spekulieren, sondern ich werde nur erklären, wie man (bis zu einem gewissen Grad) die Häufigkeit der Zufälle in beiden Richtungen vermutlich steuern kann.
Um die Anzahl der Zufälle zu VERRINGERN muss man aktive Situationen herbeiführen, die so viele Auswahlmöglichkeiten anbieten, dass man von Zufall nicht mehr reden kann. Klingt das zu unverständlich und zu theoretisch? Dann betrachten wir zwei konkrete Beispiele.
Angenommen, junge Menschen suchen Partner fürs Leben. Entweder können sie ihr Leben ganz normal weiterführen oder sie können bewusst auf »Partnersuche« gehen: indem sie Klubs beitreten, Kurse von Volkshochschulen oder der Urania besuchen, sich altersmäßig passenden Reisegruppen anschließen usw. Der Zufall wird damit nicht ausgeschaltet. Ich glaube aber, dass man eher einen geeigneten Partner findet, wenn man Hunderte potenzielle Kandidaten kennen lernt, als wenn man die Auswahl unter ganz wenigen treffen muss.
Bei der Suche nach einer Anstellung ist das ähnlich: Wenn man nur ab und zu im Inseratenteil einer Zeitung nachschaut, wird ein Berufs- bzw. Jobwechsel viel mehr den Charakter der Zufälligkeit haben, als wenn man systematisch Bewerbungen ausschickt, regelmäßig in einschlägigen Zeitungen die Inserate verfolgt, sich bei einer Vermittlungsagentur einschreiben lässt usw. Mit anderen Worten: Indem man die Auswahl vergrößert, verringert man (zumindest subjektiv) den Eindruck, alle Entscheidungen seien durch einen Zufall entstanden.
Einfacher als die Anzahl der Zufälle zu verringern ist es, die Anzahl der Zufälle zu vergrößern: Es genügt ja schon, beim Toto oder bei Lotterien regelmäßig mitzuspielen. Und das klassische Beispiel hat wohl der argentinische Schriftsteller Gorge Louis Borges (dessen Erzählungen fast alle für meinen Geschmack sehr lesbar und originell sind) in seiner Geschichte »Die Lotterie von Babylon« gegeben. Er schreibt da von einer (fiktiven) Gesellschaft, in der jeder bei der monatlichen »Staatslotterie« mitspielen muss und diese nicht nur Geldpreise ausschüttet, sondern auch anderes, vielleicht noch »erstrebenswerteres« Besitztum (wie die hübsche Frau des Nachbarn oder eine Liebesnacht mit der berühmtesten Schauspielerin) zur Verfügung stellt; wo aber das Ergebnis der Lotterie auch negative (!) Resultate (zum Beispiel Verlust der Wohnung an jemand anderen) haben kann. Mit anderen Worten, die Bevölkerung wartet mit fieberhafter Spannung jeweils auf den Ausgang der monatlichen Lotterie, weil dadurch das Leben vieler Menschen völlig neu geordnet bzw. durcheinander geworfen wird …
Das Ausmaß der Zufälligkeit ist also steuerbar, oder? Und wenn das stimmt, wäre es dann nicht reiner Zufall, wenn das Ausmaß der Zufälle in unserer heutigen Gesellschaft gerade »richtig« wäre?
10 VERKEHR
10.1 Das MAUTO
Immer häufiger hört man Stimmen gegen das Auto, gekoppelt mit Vorschlägen für ein besseres öffentliches Verkehrsnetz. Man spricht zunehmend von der Verlagerung vom Individualverkehr zum öffentlichen Verkehr.
Halt! Wir dürfen nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Ich behaupte: Der Individualverkehr gehört zu den größten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Er bringt aber gleichzeitig so gewaltige Probleme mit sich, dass Verbesserungen notwendig sind.
Hier sind zur Einstimmung die wichtigsten Argumente in der Diskussion über öffentlichen bzw. Individualverkehr:
Öffentliche Verkehrsmittel sind umweltfreundlicher, sicherer und bei großen Entfernungen (wenn man erst sitzt und das Gepäck verstaut hat) oft auch bequemer als Autos. Autos sind im Nahverkehr (wenn es keine Parkprobleme gibt) angenehmer, das Mitnehmen von Gepäck und das Erreichen entlegener Punkte ist
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