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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Stücke (Äußerungen) von Menschen. Ich finde da Bemerkungen, Diskussionen, Ansichten, Antworten auf Fragen, vielerlei Kleinigkeiten, die so schön sind, dass es klar ist: Wer immer solches von sich gibt – diese Person muss ungewöhnlich (toll) sein, auch wenn sie unsichtbare »Henkel« (positive oder negative Seiten) haben mag.
    Ein paar Mal bin ich meiner Neugierde nachgegangen, habe dann die Person hinter dem Pseudonym aufgespürt und sie letztendlich GETROFFEN. Und war BETROFFEN, wie nahe meine Vorstellungen an die Wirklichkeit herangekommen waren. Die Menschen, die ich so traf, waren immer »schön« (im übertragenen Sinn).
    Nicht zuletzt deshalb bin ich Fan (anonymer) elektronischer Netze und bedaure es, wenn diese Anonymität beschnitten wird. Heute frage ich nur: Wer hat schon ähnliche Erlebnisse gehabt und schreibt mir dazu? Und dass inzwischen hunderte Ehen geschlossen wurden von Partnern, die sich über Computernetzwerke harmlos kennen gelernt haben, spricht doch für meine These, oder?

    9.8 Partnerschaft statt Ehe

    Obwohl ich nun schon bald 40  Jahre lang verheiratet bin, glaube ich, objektiv gesehen, nicht mehr an die Institution Ehe. Ich glaube an lang dauernde Partnerschaften – von Ewigkeitsschwüren (»Treue, bis der Tod euch scheidet«) halte ich aber nichts mehr: Jeder, der solche Schwüre leistet, ist entweder dumm (er hat das Leben noch nicht verstanden und glaubt an all die frommen Märchen von »dann lebten sie glücklich bis an ihr Ende«) oder er lügt bewusst. Jeder Mensch, der im vollen Bewusstsein dessen, was es heißt zu leben, als junger Mensch Versprechen auf ewig abgibt, ist »verrückt«, wobei »verrückt« »stark abweichend von der Norm« heißt. In diesem Sinne ist dann das »Verrücktsein« objektiv beweisbar: durch Scheidungsstatistiken einerseits, durch nach außen intakte, aber in Wahrheit gescheiterte Ehen, und durch intakte Ehen, die aber durch große Krisen (in denen die Ehe-Partnerschaft durch Untreue eines Partners gefährdet war) erschüttert wurden, andererseits.
    Ich glaube daher, dass es Zeit wird, die Institution Ehe als solche zu überdenken. Sie war ein geeignetes Instrument zu einer Zeit, als das Durchschnittsalter der Menschen 35 war. Wenn man damals mit 18 Jahren heiratete, um gemeinsam eine Familie mit Kindern zu gründen, dann bedeutete »bis der Tod euch scheidet« im Normalfall »lange genug, bis die älteren Kinder flügge sind«, aber nicht mehr. Ein gegenseitiges Versprechen, gemeinsam zehn oder fünfzehn Jahre lang Kinder zu erziehen, ist heute genauso sinnvoll und notwendig wie seinerzeit. Über fünfzig oder mehr Jahre seines Lebens zu verfügen, ohne zu wissen, wie man sich und wie sich der Partner entwickelt, erscheint mir aber unrealistisch. Ich glaube daher, dass es sinnvoll wäre, die Institution Ehe durch vertraglich geregelte Partnerschaften auf Zeit zu ersetzen. Wenn es nicht um Kinder geht, dann könnten selbst kurze Partnerschaften (fünf bis sieben Jahre) sinnvoll sein, bei Kindern wären wohl zehn bis fünfzehn Jahre das Minimum.
    Das Auseinandergehen vor Ablauf der Frist sollte schwer sein und ein dadurch benachteiligter Partner entsprechend (auch beruflich und finanziell) abgesichert sein. Beim Ablauf der Frist ist natürlich eine Verlängerung des Vertrages möglich (der Idealfall) oder eine Trennung, die beiden Teilen ein unabhängiges Leben ermöglicht.

    Das würde durch eine solche Regelung gewonnen werden:
    Sie ist ehrlicher.
    Bei einer tatsächlichen Trennung bei Ablauf der Frist entfällt das »Scheidungstrauma« weitgehend: für den Betroffenen, aber auch für etwaige Kinder. Die »Erwartungshaltung« aller ist einfach eine andere.
    Jeder Partner, der an der Verlängerung des Zusammenseins interessiert ist, wird sich bewusst um den anderen Partner andauernd bemühen. Und genau dies mag der wahre Schlüssel für ein vernünftiges Zusammenleben sein. Wie oft wird in einer Ehe der Partner nur noch als ein Stück »Möbel«, als »Selbstverständlichkeit« betrachtet. Vielleicht würde sich dies durch befristete Partnerschaftsverträge grundlegend ändern!
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    9.9 Ist die Anzahl der Zufälle zufällig richtig?

    Viele Ereignisse im Leben ergeben sich zufällig: Man trifft seinen zukünftigen Partner auf einer Party, zu der man zufällig hingekommen ist; man sieht zufällig ein Inserat in der Zeitung, bewirbt sich spontan und der neue Job ändert das Leben vollständig; weil zufällig beim Vorbeigehen an einem

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