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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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selbst noch nichts, außer daß hier keiner jemanden umgebracht hat …«
    »Weißt du das so genau?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nun, es hingen ja offenbar noch mehr Leute an diesem Seil
    …«

    Marc hatte die halbe Nacht sitzend verbracht, weil er der Militärdecke nicht traute und sich keine Flöhe einfangen wollte, aber irgendwann war er dann doch auf die harte Matratze gesunken. Er wachte mit schmerzendem Rücken und Nacken auf, als der Schlüssel im Türschloß gedreht wurde.
    Der deutschsprachige Polizist stand mit Marcs
    Aufzeichnungen in der Tür.
    »Der Umsatz würde uns noch interessieren«, sagte er.
    63
    »Wer uns? «fragte Marc zurück und rieb sich sein Genick.
    »Die türkische Polizei!«
    »Die türkische Polizei interessiert sich für den Umsatz eines türkischen Tuchhändlers? Das will mir nicht so recht einleuchten! Beim türkischen Finanzamt könnte ich das noch verstehen …« Er war sauer und hatte nicht vor, sich von diesem kleinen Idioten weiterhin drangsalieren zu lassen.
    »Wir arbeiten natürlich zusammen.«
    »Und ich glaube kein Wort!« Marc stand langsam auf, wobei er jeden einzelnen Muskel spürte. Das würde ein Nachspiel haben. Er wußte nur noch nicht, wie und welches.
    Der Polizist blieb unbeweglich mitten in der Tür stehen, breitbeinig, die Mütze beschattete seine Augen.
    »Auch die Türkei ist ein Rechtsstaat!« behauptete Marc.
    »Das hat doch nichts mit Ihrem Umsatz zu tun!«
    Marc dachte wieder an Pia. Er war einfach zu phantasielos in solchen Dingen.
    »Dann schreiben Sie eben 100000 Euro auf«, sagte er und verschränkte die Arme.
    »100000? Für ein so großes Unternehmen wie das Ihrige?«
    »Das ist recht viel für einen Zulieferer«, sagte Marc unbewegt,
    »damit gehören wir schon zu den großen Arbeitgebern in der Türkei!«
    »Sie machen Witze!« Er stippte seine Schirmmütze mit dem Zeigefinger etwas nach oben, ansonsten blieb er regungslos stehen.
    Marc überlegte. Hat der etwa in Deutschland
    Betriebswirtschaft studiert?
    »Unser größter Partner sitzt in China!« log Marc. »Und wenn Sie so gute Verbindungen zum türkischen Finanzamt haben, 64
    können Sie dort ja nachfragen und sich meine Zahlen bestätigen lassen!«
    Der Polizist blieb noch kurz stehen, dann gab er die Tür frei.
    »Kommen Sie mit.«

    Als Pia am Morgen mit ihrer erneuten Hiobsbotschaft von dem katastrophalen Aufmacher der Zeitung an Deck gekommen war, wurde sie von Anja und Uli bereits erwartet. »Wir wissen es schon«, empfing Anja sie niedergeschlagen, und die beiden Frauen nahmen sich in die Arme.
    »Ist dein türkischer Anwalt jetzt endlich aufgewacht?« Ulis Stirn war umwölkt, und sein Unterkiefer arbeitete, was seinem jungenhaften Gesicht etwas ungewohnt Männliches gab.
    »Ich nehme an, er frühstückt noch …« Pia deutete auf ihre Uhr. »Vor zehn läuft da nichts!«
    »Man möchte ins Wasser springen, ans Ufer schwimmen und alles selbst in die Hand nehmen!«
    »Ich glaube, du könntest sogar das Beiboot nehmen«, Pia rang sich ein müdes Lächeln ab, »und es würde nichts ändern. Was willst du an Land tun? Marc finden? Und dann? Entführen? Aus dem Polizeigewahrsam befreien? Wir können nur auf diesen gottverfluchten Anwalt warten und hoffen, daß er eine Idee oder
    – noch besser – Macht hat!«
    Nadine trat hinzu und mit ihr nach und nach alle Jugendlichen.
    Ob geduscht oder ungeduscht, heute war Pia das egal. Während des Frühstücks folgte sie der Diskussion nur mit halber Aufmerksamkeit. Egal, was hier gesagt wurde, es konnte ihr nicht helfen. Pia machte sich Sorgen, und die konnte ihr keiner abnehmen.
    So bald wie möglich stahl sie sich mit ihrem Handy vom Frühstückstisch weg, setzte sich unter das Sonnensegel auf eine 65
    der Matratzen des Vordecks und schaute regungslos in die Ferne.
    Alissa war kurz nach ihr aufgestanden, aber sie hatte Pia erst eine Weile von weitem beobachtet, bevor sie Mut faßte, hinging und sich einfach neben ihr niederließ.
    »Wenn ich irgendwas für dich tun kann?«
    Pia hatte sie nicht angeschaut, aber einen Arm um sie gelegt und weiter geschwiegen. Gemeinsam schauten sie eine Weile aufs Meer.
    »Das Dumme ist«, sagte sie endlich, »daß man überhaupt nichts tun kann! Wir diskutieren und reden und diskutieren und reden, so wie gerade beim Frühstück, aber letztendlich sind es eben doch nur Worte. Wir sitzen hier wie die Fliegen im Netz einer Spinne! Unfähig, etwas gegen sie zu tun!«
    »Und das aus deinem Mund! Wo du doch

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