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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Gesicht, das völlig teilnahmslos blieb. Es hatte keinen Sinn, er verstand ihn nicht. Marc machte mit der Hand eine Bewegung, als würde er eine Tür schließen, aber für 57
    den Polizisten schien es wohl der Griff einer japanischen Kampfsportart: Seine Hand glitt zum Pistolenhalfter.
    Marc schüttelte den Kopf, dann drehte er sich um, öffnete seine Hose und versuchte, in das kleine, dunkle Loch zu zielen, damit es nicht auch noch an seine hellen Leinenschuhe spritzte.
    Es schüttelte ihn vor Ekel, als er wieder hinaustrat. Aber immerhin hing ein kleines Handwaschbecken in einer Ecke des Ganges, das versöhnte ihn fast schon wieder. Während er sich die Hände an seiner Leinenhose trockenrieb, tauchte der deutschsprechende Polizist auf und fragte sogleich nach seinen Aufzeichnungen.
    »Liegen auf dem Tisch.«
    Marc überlegte, ob er es geschickt genug abgefaßt hatte.
    Harmloses wie seinen Arbeitsplatz in Deutschland hatte er ausschweifend beschrieben, seine türkischen
    Geschäftsbeziehungen pathetisch geschildert, aber keine konkreten Zahlen genannt. Wie sollte er auch, er war Designer und kein Buchhalter.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    Sein Bewacher bekam durch ein kurzes Kopfnicken einen Befehl, den Marc nicht verstand.
    »Wir werden das erst prüfen«, bekam er zur Antwort. »Sie können sich so lange etwas ausruhen.«
    Vor ihm öffnete sich eine Tür, und er wurde in einen Raum mit einer Pritsche und einer nackten Glühbirne geführt. Kein Fenster, kein Tisch, nichts.
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!« Jetzt hatte er genug. »Sie glauben doch wohl nicht, daß ich mich in ein solches Loch lege!«
    »Es ist unser schönstes Zimmer«, bekam er süffisant zur Antwort. »Ein besseres haben wir nicht zu bieten!«
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    »Und ich laß mir das nicht gefallen! Ich will auf der Stelle einen Anwalt sprechen!«
    »Sie sind unser Gast, daran wird auch ein Anwalt nichts auszusetzen haben.«

    Als es zu dämmern begann, fuhr die »Dogukan« in eine nahe Bucht zum Ankern. Die Crew hatte sich benommen, als sei alles wie sonst, es gab mehrere Gänge als Nachtmahl und zum Abschluß eine Pyramide aus Obst, die effektvoll flambiert wurde. Zum Espresso setzte sich der Kapitän dazu.
    »Meine Gesellschaft hat mir gekündigt«, sagte er leise.
    »Eigentlich müßte ich morgen ersetzt werden, wenn es einen Ersatz gäbe. Es sind im Moment aber alle im Einsatz.« Er zuckte mit den Schultern. »Ferienzeit«, fügte er hinzu, so als ginge es um zu volle Strände.
    »Oh, nein«, sagte Pia. »Das tut mir aber leid! Sie können nun doch wirklich nichts dafür!«
    »Ein Toter auf einem Ferienschiff muß Konsequenzen haben –
    für die Zeitungen und die Touristen.« Er zuckte abermals mit den Schultern. »Ganz klar!«
    »Ganz klar?« Uli hatte seine Tasse abgestellt. »Das ist doch überhaupt nicht klar! Sie haben ja keinen aufgefordert, kopfüber ins Wasser zu springen und sich an ein Seil zu hängen …«
    Seine Augen suchten Kim, die trotzig das Kinn reckte.
    »Ja, finde ich auch«, sagte Pia langsam. »Da werden wir Widerspruch einlegen.«
    Ferhat schaute sie traurig an. Seine Kapitänsmütze hatte er abgelegt und mit ihr sein Sunnyboy-Lächeln. Es zeichneten sich Falten ab, wo gestern noch keine waren, und unter seinen Augen hatten sich leichte Tränensäcke gebildet. Pia betrachtete ihn forschend.
    »Haben Sie Kinder?« fragte sie.
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    »Welcher Mann in meinem Alter hat keine Kinder?«
    »Wir haben keine«, gab Nadine zur Antwort.
    Pia schaute sie überrascht an. Es war Nadines erster Satz seit Stunden.
    »Das tut mir leid für Sie.« Der Kapitän bedachte sie mit einem Blick, als ob ihre Zukunft auf dem Spiel stünde und nicht seine.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte Nadine hastig, merkte aber gleich, daß die Antwort niemanden überzeugte. »Ich will sagen
    …«, begann sie wieder, aber er war mit seinen Gedanken schon weiter. »Kinder sind das Leben«, sagte er und starrte vor sich auf den Tisch.
    »O je!« Alissa warf Kim einen Blick zu, aber Inka antwortete.
    Sie strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr und nickte. »Er hat völlig recht! Wo wären wir denn ohne Kinder?« Dabei glühte sie Jens an, als ob sie dieses Problem noch in dieser Stunde ausräumen wollte.
    »Haben Sie denn einen Job, wenn Sie hier nicht mehr arbeiten können?« Uli schob die leere Espressotasse weg und schöpfte sich aus dem silbernen Kühler Eiswürfel in sein Glas, um Lâl darüberzugießen.
    »Ich bin Kapitän. Das habe ich gelernt, das mache ich

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