Yachtfieber
alter Junge, erhol dich wieder!« Marc klopfte ihm auf die Schulter, »und trink was. Wir haben den alten Zossen hier«, damit deutete er auf Franco, »nur noch nicht wieder ins Wasser geworfen, weil wir seine Geschichte hören wollten! Schließlich hatten wir seinetwegen einigen Ärger!«
Franco machte eine entschuldigende Geste und schaute zu Pia hin. »Eigentlich bin ich gar nicht sicher, ob ich euch alles erzählen soll, sonst wird’s vielleicht gefährlicher für euch, als euch lieb ist!«
»Oh, nein!« Alissa funkelte ihn an. »Jetzt komm bloß nicht mit so einer Tour. Also, um es kurz zu machen, ich habe ihn als zusammengeschnürtes Bündel in einer Wohnung auf Kreta vorgefunden und mit ihm Riccardo, der gefesselt und
zusammengeschlagen auf einem Stuhl hockte. Wieso die da herumlagen, weiß ich bis jetzt nicht, nur daß einem Anastasios, der Drogenbaron spielt, irgend etwas nicht paßte!«
»Riccardo?« Pia staunte. »Gefesselt und
zusammengeschlagen? Und wo ist er jetzt?«
Chara lachte. »Er ist in Fethiye ins nächste Hotel. Dort will er bleiben, bis sich die Sachlage geklärt hat und er wieder wie ein Mensch aussieht, sagt er. Von Schiffen hat er erst mal die Schnauze voll.«
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Dafür hatten alle vollstes Verständnis, aber Pia ging das trotzdem zu schnell. »Gut«, sagte sie, »aber das scheint mir ja eher das Ende der Geschichte zu sein. Wie wär’s denn mit dem Anfang?«
Sie schaute Alissa aufmunternd an, und während Hussein den Tisch mit allen möglichen türkischen Köstlichkeiten belud, begann Alissa zu erzählen. Von ihrer Flucht mit dem
Schlauchboot, vom Treffen mit Chara, vom Wiedersehen mit Falk in Fethiye, von ihrer Idee, Falk nach Kreta zu folgen, von der ungeplanten Zusammenarbeit, dem Einstieg in die Wohnung bis zur Befreiung. Alle schauten sie mit offenem Mund an, nur Nadine steckte sich zwischendurch eine Olive hinein.
»Nicht zu glauben«, sagte Marc schließlich.
»Und wieso das alles?« wollte Pia wissen.
»Ja, das ist auch meine Frage!« Alissa schaute Falk an, und jetzt konnte Falk nicht mehr ausweichen, kein Fremder im Flugzeug, kein Taxifahrer, dem man nicht trauen konnte. Falk aber sagte kein Wort, sondern schenkte Franco einen
auffordernden Blick.
Franco holte tief Luft und hob ergeben die Hände, atmete langsam und geräuschvoll aus und ließ dabei die Hände auf die Tischplatte sinken. »Okay«, sagte er. »Wenn ihr’s nicht anders wollt!«
»Wir wollen’s nicht anders«, bestätigte Pia ungerührt.
»Na, dann. Es war ein genialer Plan. Tut mir nur leid, daß ihr da so mit hineingezogen wurdet, ich dachte, das sei schneller erledigt.« Er runzelte die Stirn. »Ihr macht jedes Jahr hier Urlaub, altbekannte Tatsache. Ich brauche jede Menge Kohle, altbekannte Tatsache. Und eigentlich habe ich auch immer ausreichend Bares, aber diesmal habe ich zu hoch gepokert und zu hoch verloren.« Er machte eine Pause und wiederholte mit einem vielsagenden Blick in die Runde: »Richtig hoch verloren!«, damit auch jeder nachvollziehen konnte, was er 258
meinte. »Dummerweise gehört das Kasino Anastasios. Der läßt nicht mit sich spaßen. Er sah sich das an, dann wartete er, bis wir beide wußten, daß ich nicht bezahlen konnte, und bot mir einen Deal an. Ich sollte ein paar seiner Säckchen in die Türkei transportieren. Völlig ungefährlich. Nimm dir ein paar hübsche Begleiter mit, wie immer, dann macht Franco halt einen seiner berühmt-berüchtigten Ausflüge. ›Party, Mann, Party‹, hat er gesagt. Und ich habe gedacht, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Dazu habe ich meinen alten Freund Falk angerufen, der auch finanziell in der Klemme steckte und Kohle brauchte.
›Aufmacher für dich, Freiheit für mich!‹ Riccardo brachte mir die Models an Bord und konnte hier gleichzeitig aufpassen, wie alles läuft. Der Plan war genial, ich war ertrunken, dokumentiert von der großen Boulevardzeitung, besser und medienwirksamer geht es nicht.«
Alissa warf Falk einen Blick zu, den er mit einem
entschuldigenden Augenaufschlag zurückgab.
»Und zufällig stieß Falk in Fethiye auf Kim, die er als Fotograf ja kannte, und sprach Alissa an, die ihm zusätzliche Informationen verschaffte – was sie natürlich nicht wußte …«
Alissa spürte, wie alle sie anschauten, und lief rot an. Am liebsten hätte sie Falk den nächsten Wasserkrug an den Kopf gedonnert. Sie so zu demütigen!
»Daß die suchen würden, war uns klar«, fuhr Franco fort.
»Schließlich wollten
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