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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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freilich war nichts im Vergleich zu Rozes Zorn, der mir entgegenschlug, als ich das Beratungszimmer der Meister betrat. Während ich noch versuchte, mich gegen die unvermeidlichen Vorwürfe zu wappnen, sprang Irys von ihrem Sitz an dem langen Tisch auf und erläuterte, warum ich gekommen war.
    „… erhielt Yelena eine Nachricht von einem Geschichtenweber der Sandseeds“, erklärte sie. „Möglicherweise hat er Ferde und Cahil ausfindig gemacht.“
    Verächtlich zog Roze die Mundwinkel hinunter. „Unmöglich. Es wäre glatter Selbstmord, über die Avibian-Ebene zu seinem Clan auf das Daviian-Plateau zurückzukehren. Außerdem ist es viel zu offensichtlich. Cahil bringt Ferde vermutlich entweder zum Land der Sturmtänzer oder zu dem der Bloodgood. Dort hat Cahil viele Unterstützer.“
    Roze war Cahils Fürsprecherin in der Ratsversammlung gewesen. Cahil war unter den Soldaten aufgewachsen, die nach der Eroberung Ixias geflohen waren. Sie hatten Cahil davon überzeugt, dass er der Neffe des toten Königs von Ixia sei und den Thron erben sollte. Deshalb hatte er große Anstrengungen unternommen, Anhänger zu finden und eine Armee aufzustellen, um den Commander von Ixia zu besiegen. Nachdem er jedoch herausgefunden hatte, dass er bloß der Sohn eines gewöhnlichen Soldaten war, befreite er Ferde und verschwand.
    Roze hatte Cahil ermutigt. Beide glaubten fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Commander Ambrose sich dazu entschließen würde, Sitia zu erobern.
    „Cahil könnte die Ebene umgehen, um auf das Plateau zu gelangen“, mutmaßte Zitora Cowan, die Dritte Magierin. Ihre honigbraunen Augen blickten besorgt, doch weil sie die jüngste der vier Meister-Magier war, gaben die anderen in der Regel nichts auf ihre Worte.
    „Wie sollte es dann dieser Mondmann erfahren haben?“, wandte Roze ein. „Die Sandseeds wagen sich nur aus der Ebene, wenn es absolut unvermeidlich ist.“
    „Genau das sollen wir wahrscheinlich glauben“, entgegnete Irys. „Es würde mich nicht wundern, wenn sie einige Kundschafter in der Gegend postiert hätten.“
    „So oder so“, ergriff Bain Bloodgood, der Zweite Magier, das Wort. „Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Egal, ob es offensichtlich ist oder nicht – irgendjemand muss uns die Bestätigung bringen, dass Cahil und Ferde sich nicht auf dem Plateau aufhalten.“ Mit seinem weißen Haar und den fließenden Gewändern sah Bain ganz so aus, wie ich mir einen klassischen Zauberer immer vorgestellt hatte. Sein mit Runzeln übersätes Gesicht strahlte Weisheit aus.
    „Ich werde das tun“, erbot ich mich.
    „Wir sollten Soldaten mit ihr schicken“, schlug Zitora vor.
    „Leif könnte sie begleiten“, fügte Bain hinzu. „Als Cousine und Cousin der Sandseeds sind Yelena und Leif in der Ebene willkommen.“
    Stirnrunzelnd strich Roze sich mit ihren schmalen Fingern über die kurzen weißen Haarsträhnen. Sie schien tief in Gedanken versunken. Mit Anbruch der kühleren Temperaturen hatte Roze die von ihr bevorzugten ärmellosen Kleider gegen Gewänder mit langen Ärmeln getauscht. Der dunkelblaue Stoff ihres Kleides verschluckte das Licht und passte ausgezeichnet zu ihrer dunklen Hautfarbe. Mondmann hatte den gleichen Teint, und ich überlegte, von welcher Farbe sein Haar gewesen sein mochte, bevor er seinen Kopf kahl geschoren hatte.
    „Ich schicke niemanden“, verkündete Roze schließlich. „Es ist reine Verschwendung von Zeit und Kapazitäten.“
    „Ich werde gehen. Deine Erlaubnis brauche ich nicht.“ Ich machte Anstalten, den Saal zu verlassen.
    „Und ob du meine Erlaubnis brauchst, um den Bergfried zu verlassen“, hielt Roze mich zurück. „Dies ist mein Zuständigkeitsbereich. Ich bin verantwortlich für alle Magier, dich inklusive, Seelenfinderin.“ Zur Bekräftigung ihrer Worte schlug sie mit den Händen auf die Stuhllehne. „Wenn ich den Vorsitz über die Ratsversammlung hätte, würde ich dich in die Zelle des Bergfrieds werfen lassen, wo du auf deine Hinrichtung warten kannst. Von einem Seelenfinder ist schließlich noch nie etwas Gutes gekommen.“
    Schockiert schauten die anderen Magier auf Roze, die sich noch mehr ereiferte. „Schaut euch doch bloß unsere Geschichte an. Jeder Seelenfinder sehnt sich nach Macht. Nach Zauberkraft. Politischem Einfluss. Nach Macht über die Seelen von Menschen. Yelena wird genauso sein. Im Moment genießt sie noch ihren Status als Vermittlerin und hat sich bereit erklärt, von mir

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