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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hat er dann den Narkotikahandel ausgegliedert und auf S'yang-Steine erweitert. Dann hat er im Obergeschoß ein Freudenhaus eingerichtet. Alles in allem brachte sein Laden mir am meisten ein. Soweit ich weiß, war es ihm bisher nie in den Sinn gekommen, mir etwas von meinem Anteil vorzuenthalten.
    Ich stand neben Kragar in den ausgebrannten Ruinen des Gebäudes. Nielars Leiche lag vor mir. Nicht das Feuer hatte ihn getötet, sein Schädel war eingeschlagen worden. Loiosh rieb seinen Kopf an meinem linken Ohr.
    Nach einem langen Schweigen sagte ich: »Besorg zehntausend in Gold für seine Witwe.«
    »Soll ich jemand zu ihr schicken, der es ihr beibringt?« fragte Kragar.
    »Nein«, seufzte ich, »das mache ich selbst.«
    Einige Zeit später in meinem Büro sagte Kragar: »Seine beiden Vollstrecker waren auch da. Einen kann man vielleicht wiederbeleben.«
    »Tu das«, gab ich zurück. »Und such die Familie des anderen auf. Sieh zu, daß sie angemessen bezahlt werden.«
    »In Ordnung. Und jetzt?«
    »Scheiße. Und jetzt? Diese Summen haben mich so gut wie erledigt. Meine größte Einkommensquelle ist jetzt weg. Wenn mir gleich jemand den Kopf von Laris brächte, könnte ich ihn nicht einmal belohnen. Wenn die Wiederbelebung scheitert und wir die Familie von dem Kerl bezahlen müssen, bin ich kaltgestellt.«
    »In ein paar Tagen haben wir wieder mehr.«
    »Toll. Und wie lange wird das reichen?«
    Er zuckte mit den Schultern. Ich drehte meinen Sessel und feuerte einen Pfeil in die Zielscheibe an der Wand. »Laris ist verraverdammt noch mal zu gut, Kragar. Er hat einmal zugeschlagen, bevor ich was unternehmen konnte, und mich damit schwer getroffen. Und weißt du, wie er das geschafft hat? Ich wette, er weiß von jeder Kupfermünze, die ich verdiene, wo ich sie verdiene und wie ich sie ausgebe. Ich wette, er hat eine Liste mit meinen ganzen Mitarbeitern, ihren Stärken und Schwächen. Wenn wir diese Geschichte überstehen, dann werde ich das beste Spionagenetzwerk aufbauen, das diese Organisation je gesehen hat. Und es ist mir scheißegal, ob ich dafür auf ewig bettelarm bleiben muß.«
    Kragar zuckte abermals mit den Schultern. »Das heißt, falls wir diese Geschichte überstehen.«
    »Genau.«
    »Meinst du, du könntest selbst an ihn herankommen, Boß?«
    »Kann sein«, überlegte ich. »Bei genügend Zeit. Dafür müßte ich allerdings warten, bis ein paar Berichte kämen. Und ich brauchte mindestens eine Woche, eher noch drei, um die Sache aufzuziehen.«
    Kragar nickte. »In der Zwischenzeit müssen wir was verdienen.«
    Ich dachte über ein paar Sachen nach. »Na schön. Es gibt etwas, durch das wir möglicherweise an Bares kommen könnten. Ich wollte es mir aufsparen, aber so wie es aussieht, werde ich das nicht mehr können.«
    »Was denn, Boß?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du übernimmst hier. Sollte es einen Notfall geben, nimm Kontakt zu mir auf.«
    »Klaro.«
    Ich zog die unterste Schublade links auf und stöberte darin herum, bis ich einen einigermaßen passablen Zauberdolch fand. Notdürftig ritzte ich einen Kreis in den Boden und ein paar Zeichen hinein. Dann trat ich in die Mitte.
    »Was soll denn das ganze Gekritzel, Boß? Du brauchst doch nicht - «
    »Es hilft, Kragar. Bis später.«
    Ich zog an meiner Verbindung zum Gestirn und befand mich im Hof des Schlosses von Morrolan, und mir war übel. Ich vermied es, nach unten zu sehen, denn der Anblick der Erde eine Meile weiter unten hätte ganz und gar nicht geholfen. Mit festem Blick auf die gewaltigen Doppeltüren etwa vierzig Schritte vor mir ging ich so lange, bis mir nicht mehr speiübel war.
    Dann stand ich vor ihnen. In Morrolans Vorhof zu spazieren fühlt sich genauso an wie auf Kopfsteinpflaster zu laufen, nur machen die Stiefel kein Geräusch, was einen beunruhigt, bis man sich daran gewöhnt hat. Als ich etwa fünf Schritte von der Tür entfernt war, schwangen die Flügel auf, und Lady Teldra stand mir mit einem warmen Lächeln auf den Lippen gegenüber.
    »Lord Taltos«, begrüßte sie mich, »wir freuen uns, Euch zu sehen, wie immer. Ich hoffe, Ihr werdet diese Mal wenigstens einige Tage bei uns weilen können. Wir haben Euch so selten bei uns.«
    Ich verneigte mich vor ihr. »Vielen Dank, Lady. Ich fürchte, es handelt sich nur um eine Stippvisite. Wo kann ich Morro-lan finden?«
    »Der Lord Morrolan ist in seiner Bibliothek, Mylord. Gewiß wird er genauso erfreut sein, Euch zu sehen, wie wir anderen.«
    »Danke«, gab ich zurück. »Ich

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