Yendi
nicht.
Allerdings zeigte Varg fast nie irgendeine Regung. Der Grinser dagegen wirkte immer verächtlich. Wenn er aussah, als würde er einem in die Waden beißen wollen, war er zufrieden. Wenn er wütend wurde, verzerrte sich sein Gesicht.
Er hat sich eine ostländische Waffe, die Lepip, genommen, eine schwere Metallstange, die mit Leder bezogen war, um offene Wunden zu vermeiden. Wenn er nicht als Beschützer fungierte, war er Schläger. Er hatte in den Docks angefangen und für einen cholerischen Verleiher namens Cerill eingetrieben. Jedesmal, wenn Cerill die Schnauze voll davon hatte, noch mal ein Auge zuzudrücken, schickte er Den Grinser und dann am nächsten Tag jemand anderen, der sich mit den Überresten unterhalten sollte.
Der Grinser saß also da, sah Kragar und mich grollend an, und ich sagte: »Grinser, unser Freund H'noc wird morgen abend sein Freudenhaus eröffnen. Er wird von Abror und Nephital beschützt. Ich möchte, daß du auch rübergehst und mithilfst.«
Noch mehr Abscheu machte sich auf seinem Gesicht breit, als wäre es unter seiner Würde.
Ich kannte ihn jedoch gut genug, daß ich es ignorierte, und fuhr fort: »Halte dich von den Kunden fern, damit die keine Angst bekommen. Und wenn die Wachen versuchen, den Laden dichtzumachen, laß sie. Schaffst du das?«
Er grunzte, was ich als Zustimmung deutete.
»Gut, sei zur achten Stunde dort. Das ist alles.«
Ohne ein Wort ging er. Kragar schüttelte den Kopf. »Ich bin erstaunt, daß du den so einfach loswirst, Vlad. Man sollte meinen, dazu brauchte es eine Dämonenaustreibung oder etwas dergleichen.«
Ich zuckte die Achseln. »Er hat noch nie >gearbeitet<, soviel ich weiß.«
Kragar räusperte sich. »So oder so, bis morgen müßten wir etwas rauskriegen. Neuigkeiten von Narvane?«
»Nicht viel. Er hat sich zurückgehalten.«
»Das nehme ich an. Aber er sollte zumindest prüfen, ob Laris was eröffnet.«
Dem pflichtete ich bei. Ich nahm Verbindung zu Narvane auf und gab ihm die entsprechenden Anweisungen. Dann seufzte ich. »Ich hasse es, wenn ich so im Dunkeln tappe. Für die Zukunft haben wir gute Grundlagen gelegt, aber wir wissen bis jetzt noch fast gar nichts über ihn.«
Kragar nickte, dann besserte sich seine Laune. »Vlad!«
»Ja?«
»Morrolan!«
»Hä?«
»Bist du nicht sein Sicherheitsberater? Hat er nicht ein Netzwerk von Spionen?«
»Sicher, Kragar. Und wenn ich in Erfahrung bringen möchte, wie viele Zauberer Lord WeißderGeier aus dem Hause der Dragon hat, könnte ich es dir innerhalb von drei Minuten sagen, und ihre besonderen Fähigkeiten, Alter und Lieblingsweine dazu. Aber das nützt uns nicht.«
Er starrte leer vor sich hin und sagte dann: »Das müßte man doch irgendwie benutzen können .«
»Wenn dir was einfällt, laß es mich wissen.«
»Mach ich.«
H'noc nahm spät am nächsten Abend Verbindung zu mir auf.
»Ja?«
»Wollte nur kurz mitteilen, daß die Wachen uns bisher nicht belästigt haben.«
»Gut. Kundschaft?«
»Zwei Leute vielleicht.«
»Na ja. Ist ein Anfang. Ist dir jemand aufgefallen, der aussieht, als würde er für Laris arbeiten?«
»Woran soll ich die erkennen?«
»Istgut. Bleib erreichbar.«
Ich sah zu Kragar hoch, der in letzter Zeit häufiger in meinem als in seinem Büro war. »Ich habe eben mit H'noc gesprochen. Keine Schwierigkeiten; keine Kunden.«
Er nickte. »Wenn wir die Nacht überstehen, können wir morgen vielleicht einen Wäscher aufmachen.«
»Klar«, entgegnete ich. »Wen?«
»Ich kenne ein paar Diebe, die angedeutet haben, sich in diese Richtung verändern zu wollen.«
»Mitten in einem Krieg?«
»Könnte sein.«
»Na gut. Prüf das mal.«
»Mach ich.«
Kragar fand einen Wäscher, und wir eröffneten ein paar Nächte darauf. Zur gleichen Zeit fand Narvane heraus, daß Laris eigentlich gar nichts tat. Wir atmeten etwas auf. Bald schon, meinten wir, würden die Phönixwachen einfach verschwinden und alles wäre wieder wie immer.
Wie immer? Was genau würde das denn momentan bedeuten?
»Kragar, was passiert, wenn die Phönixwachen verschwinden?«
»Dann wird alles wieder wie ... oh. Ich verstehe. Nun, zunächst mal sind wir wieder in der Verteidigung. Er geht erneut auf uns los, wir versuchen, alles mögliche über ihn in Erfahrung zu bringen - und nebenbei: wir sollten mehr Leute als nur Narvane daran arbeiten lassen.«
»Ich weiß. Werden wir auch, aber - mir scheint, daß hier unsere große Chance liegt, einen Schritt voranzukommen.«
Ȁh . wo
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