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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Kopf in ihre Richtung, »ist wie ich der Ansicht, daß, wenn Sethra - die andere - es tun will, wieso nicht? Wem würde es weh tun? In ein paar hundert oder tausend Jahren werfen sie uns wieder raus. Deshalb hat Kieron der Eroberer sie ja überhaupt dort gelassen - damit wir jemanden zum Kämpfen haben und uns nicht gegenseitig zerreißen.«
    Dazu hätte ich jetzt einiges sagen können, doch ich hielt mich zurück.
    »Darum geht es doch gar nicht«, sagte Aliera. »Wenn wir so viele Ressourcen abziehen, was passiert dann, wenn tatsächlich ein Feind vor der Tür steht? Die Ostländer sind momentan keine Bedrohung für uns - «
    »Was denn für ein Feind?« ging Sethra dazwischen. »Es gibt keinen - «
    Ich stand auf und überließ sie ihrer Diskussion. So oder so würde sie nichts mehr mit mir zu tun haben.
9
    »VERMUTLICH HABEN SIE DICH GESUCHT«
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und beschloß, daß ich Cawti wiedersehen wollte; und daß ich mich auf das Abendessen mit Sethra, Morrolan und Aliera freute. Mir fiel auf, daß ich es mir hier im Dzurberg sehr gemütlich machen könnte, während Kragar im Büro die Stellung hielt. Mit anderen Worten, während alles, was ich aufgebaut hatte, über die Klippen an den Fällen der Toten ging. Nicht, daß Kragar unfähig ist, aber gewisse Dinge muß man einfach selbst erledigen, und ich war jetzt schon vier Tage fort gewesen.
    »Aliera?«
    Nach einer Pause kam die Antwort. »Ja, Vlad?«
    »Mir ist etwas dazwischengekommen. Ich werde sofort in mein Büro zurück müssen. Bitte entschuldige mich bei Sethra und Morrolan.«
    »Wie du wünschst. Aber überanstrenge dich nicht.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Soll ich dir beim Teleport helfen?«
    »Ja, bitte. Das wäre sehr nett.«
    »Na gut, ich bin sofort bei dir«, sagte sie und stand dabei plötzlich leibhaftig vor mir. Verdammte Angeberei. Ich übermittelte ihr ein Bild von der Allee hinter einer Reihe von Gebäuden am Malak-Kreisel und erweiterte den Blick, damit sie sehen konnte, wo sie bezogen auf die Aliera bekannten Orte in Adrilankha lag. Sie nickte.
    »Fertig?« fragte sie.
    »Fertig.«
    Es zog und blubberte in meinem Magen, und ich war dort. Natürlich hätte ich mich direkt vor das Gebäude mit meinem Büro teleportieren können, aber ich wollte mich erst umsehen und ein Gefühl für die Gegend bekommen, außerdem sollte mein Magen sich erholen können.
    Durch die Straßen zu laufen war nicht so riskant, wie es sich anhören mag. Zwar hatte ich keine Leibwächter dabei, doch es wußte ja auch niemand, daß ich hier war. Laris hatte nur eine Möglichkeit, mich zu kriegen, und die sah so aus, daß er einen Attentäter in der Nähe meines Büros postierte, der hoffen müßte, daß ich einfach hereinspazierte. Solche >Arbeit< hatte ich noch nie angenommen, aber ich kann mir die Risiken vorstellen, die so etwas birgt. Je länger man an einem Ort herumsteht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß jemand einen als denjenigen identifizieren kann, der den Auftrag erledigt hat. Die Kosten dafür wären weit höher als das, was das Schwert und der Dolch verlangt haben, um die Zielperson ganz einfach zu erledigen. Also machte ich mir nicht allzu viele Sorgen.
    Die ganze Umgebung wirkte irgendwie gedämpft. Es war früh am Nachmittag, und für gewöhnlich ging es hier erst nach Einbruch der Nacht richtig los, dennoch war es zu still. Habt ihr einen Stadtteil schon mal so gut gekannt, daß ihr sagen konntet, welche Laune er hatte? So gut, daß der Duft gegrillter Lyornbeine euch sagt, etwas stimmt hier nicht ganz? So, daß ihr hören könnt, wenn die Vögel am Straßenrand nur ein klein wenig ruhiger sind als gewöhnlich? Daß Verkäufer und Teckla Kleidung tragen, die ein kleines bißchen weniger bunt ist? Wo die duftenden Feuer von hunderten von Passanten, die Dutzenden von Göttern an unzähligen kleinen Altären Opfergaben bringen, das Herz in Beklemmung versetzen, anstatt es mit Energien zu laden?
    Ich kannte diesen Teil von Adrilankha so gut, und so war meine Stimmung. Ich brauchte gar nicht mit Kragar zu reden, um zu wissen, daß die Geschäfte sich noch nicht erholt hatten. Darüber dachte ich nach und entdeckte, als ich mich dem Büro näherte, etwas sehr Wichtiges: Laris kümmerte sich nicht um Geld.
    »Achtung, Boß!«
    Nicht schon wieder, bei den Zähnen des Dzurbergs! Ich warf mich zu Boden, rollte nach rechts, kam auf die Knie und sah zwei Jhereg, die ich nicht kannte, von beiden Seiten auf mich zukommen.

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