Yendi
müssen halt einfach den Ball flachhalten.«
»Hmmmm. Kann sein. Ich sag dir mal was: warum suchen wir nicht einfach ein paar Geschäfte, mit denen er verbunden ist, die legitim laufen – wie Schenken, weißt du –, und biedern uns bei einigen Geschäftsführern dort an?«
»Anbiedern?«
»Klar. Ihnen Geschenke machen.«
»Geschenke?«
»Gold.«
»Und das geben wir ihnen einfach so?«
»Klar. Ohne um etwas zu bitten. Meine Leute sollen ihnen Geld geben und sagen, daß es von mir kommt.«
So verwirrt hatte er noch nie ausgesehen. »Wozu soll das gut sein?«
»Na, bei Gerichtsdienern hilft es doch auch, oder? Ich meine, dafür sind doch Verbindungen da. Eine gute Beziehung aufrechterhalten, damit die Leute, wenn sie mal etwas brauchen, wohlgesonnen sind. Warum sollten wir es hier nicht auch probieren? Schaden kann es nicht.«
»Es kostet.«
»Scheiß drauf. Kann sein, daß es etwas bringt. Wenn sie uns mögen, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß sie uns was verraten. Und vielleicht ist das ja dann etwas Nützliches. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann schon.«
»Ist einen Versuch wert«, gab er zu.
»Fang mit fünfhundert an, und verteile sie ein bißchen.«
»Du bist der Boß.«
»Weiter: wir sollten wirklich bald eine Vorstellung haben, wann wir wieder einen Laden eröffnen können. Hast du irgendeine Idee? Tage? Wochen? Monate? Jahre?«
»Wenigstens ein paar Tage, vielleicht Wochen. Denk dran – diese Wachen machen das auch nicht lieber als wir. Die werden von ihrer Seite dagegen ankämpfen, und die ganzen Händler, die nicht an der Sache beteiligt sind, werden von ihrer Seite aus was unternehmen. Und natürlich brauche ich nicht extra zu erwähnen, daß jede Kontaktperson im Palast an der Sache arbeitet. Ich glaube nicht, daß es länger als einen Monat dauern kann.«
»Wird es dann von jetzt auf gleich aufhören oder verschwinden sie allmählich?«
»Ist beides möglich, Vlad.«
»Hmmf. Tja, könnten wir zum Beispiel eine Spielhölle in, sagen wir, einer Woche eröffnen?«
»Kann sein, daß sie uns das durchgehen lassen. Aber wenn du erstmal ein Spiel am Laufen hast, was passiert dann, wenn der erste Kunde kein Bares mehr hat? Wir brauchen jemanden, der ihm Geld leiht. Und dann gerät er womöglich mit seinen Raten in Verzug und fängt zu klauen an. Also brauchen wir einen Wäscher. Oder –«
»Wir haben so oder so keinen Wäscher.«
»Daran arbeite ich gerade.«
»Oh. Na gut. Aber ich verstehe, was du sagen willst, ja. Es hängt alles zusammen.«
»Und da ist noch etwas: Wer auch immer die erste Eröffnung macht, wird ziemlich nervös sein. Das bedeutet, du müßtest eigentlich persönlich dort vorbeischauen – und das ist gefährlich.«
»Stimmt.«
»Was wir allerdings machen könnten, ist, ein neues Büro suchen. Hier drin kann man ja noch den Rauch riechen.«
»Könnten wir, aber … weißt du, wo Laris sein Büro hat?«
»Das weiß ich, aber er geht dort nicht mehr hin. Wir wissen nicht, wo er ist.«
»Aber wir wissen, wo sein Büro ist. Toll. Da wird mein neues Büro sein.«
Erst sah er überrascht aus, dann schüttelte er den Kopf. »Es geht doch nichts über gesundes Selbstbewußtsein«, sagte er.
In jener Woche stand Narvane praktisch ständig mit mir in Verbindung und gewann nach und nach ein Gefühl für seine Arbeit. Nach dem, was Temek zugestoßen war, ließ er Vorsicht walten, aber bald hatten wir eine Liste von Orten und Namen.
Ich versuchte einen kleinen Hexenzauber gegen Laris, nur um zu sehen, ob es sinnvoll war, ihn auf diese Weise anzugehen, aber ich bekam kein Ergebnis. Also war er gegen Hexenkunst geschützt – was bedeutete, daß er mich wirklich gut kannte, denn die meisten Dragaeraner halten diese Kunst für nicht sonderlich beunruhigend.
Ich ließ meine Vollstrecker jenen Leuten folgen, die wir kannten, damit sie ihre Bewegungen verfolgen und wir sie später einmal benutzen konnten. Einigen von ihnen boten wir hohe Summen an in der Hoffnung, herauszufinden, wo Laris sich versteckt hielt, doch niemand ging darauf ein.
Unser Projekt, sich bei einigen von Laris’ Männern anzubiedern, lief besser, wenn auch ebenso langsam. Wir erfuhren nichts Verwertbares, aber es gab Hinweise, daß sich dies in Zukunft ändern könnte. Ich ließ ein paar Männer mit den Phönixwachen reden. Von denen erfuhren wir, daß ihnen dieser Dienst kein Vergnügen bereitete, daß sie nicht glaubten, es würde lange dauern, und daß sie so ungeduldig darauf
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