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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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redete ich weiter, »wo ist es unnormal? Erstens, er hat ein Attentäterteam von deinem und Norathars Ruf angeheuert, nur um etwas vorzutäuschen. Zweitens, er hat es so gemacht, daß ihr beide es herausfindet und immer noch lebt. Er muß gewußt haben, daß euch das kein Vergnügen bereitet, und –«
    »Nein«, ging Cawti dazwischen. »Der einzige Grund, warum ich noch lebe, ist, daß Norathar sich geweigert hat, mit Aliera zu sprechen, wenn sie mich nicht wiederbelebt. Und der einzige Grund, warum Norathar noch lebt, ist, daß Aliera der Überzeugung war, sie sei eine Dragonlady, und ihre Geschichte hören wollte.« Sie kicherte. »Norathar hat trotzdem nicht mit ihr geredet.«
    »Ich verstehe«, sagte ich sachte. »Das habe ich nicht gewußt. Also, wenn das wirklich sein Plan gewesen ist, hätte er mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen können, daß ihr beide … Aber das ist es doch …«
    »Was?«
    »Augenblick. Wirklich? Nee, das ergibt auch keinen Sinn. Wieso …?«
    »Worum geht es, Vladimir?«
    »Na ja, was, wenn es darum ging, dich und Norathar zu töten? Aber das ergibt keinen Sinn.«
    Sie überlegte eine Weile. »Da stimme ich dir zu, tut es nicht. Er hätte uns auf anderem Weg töten können. Und warum hätte er die Täuschung aufrechterhalten sollen, nachdem es fehlgeschlagen ist?«
    »Das stimmt, aber … Kann es sein, daß Laris über Norathars Lebenslauf Bescheid weiß?«
    »Ich wüßte nicht woher. Vermutlich ist es möglich, aber warum sollte es ihn kümmern?«
    »Das weiß ich nicht. Aber guck doch mal: Der Teil der Geschichte, der am ehesten ein Schnitzer sein könnte, ist der, daß du und Norathar noch am Leben seid. Also ist das einzige, was bisher hätte erreicht werden sollen, euer beider Tod. Nun ist es bei euch beiden am wahrscheinlichsten, daß jemand Norathar tot sehen möchte, und das wiederum hängt vermutlich mit ihrem Lebenslauf zusammen. Was, wenn wir das mal als gegeben annehmen und von dort aus weiter überlegen? Wo führt uns das hin?«
    »Es erklärt noch immer nicht den Krieg gegen dich. Warum bringt er sie nicht einfach um? Oder, wenn er so hinterhältig sein will, warum erteilt er uns nicht einfach den Auftrag, dich zu töten, und heuert jemand anderen an, der uns dann erledigt?«
    Ich nickte. »Dahinter steckt mehr, als ich erkennen kann«, gab ich zu. »Und ich weiß genau, mit wem wir diesbezüglich reden möchten.«
    »Wer ist das?«
    »Welchen Dragon kennst du, der sich momentan am meisten dafür interessiert, wer Erbe wird? Wer könnte diese ganze Angelegenheit ausgetüftelt haben, nur damit Norathar tot ist, dann wiederbelebt wird, dann Erbin der Dragon wird? Und vielleicht noch einen Anschlag auf mein Leben drauflegen, damit es besser aussieht? Wer ist es, der am stärksten einen neuen Thronerben finden möchte?«
    Sie nickte. »Aliera.«
    »Ich kümmere mich um den Teleport«, sagte ich.
     
     
    Cawti und ich stützten uns gegenseitig. Wir standen im Hof des Schwarzen Schlosses, das über einem kleinen Dorf etwa 175 Meilen nordöstlich von Adrilankha schwebt. Im Osten konnte man den Gipfel des Dzurbergs erkennen, und dieser Ausblick war angenehmer als der nach unten.
    »Mir ist schlecht«, bemerkte ich beiläufig.
    Cawti nickte.
    »Geteiltes Leid ist halbes Leid.«
    »Schnauze, Loiosh.«
    Cawti kicherte. Ich schaute sie streng an.
    »Loiosh, hast du das auch zu ihr gesagt?«
    »Hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Du hättest es überhaupt für dich behalten sollen. Aber das meinte ich nicht. Es ist nur … interessant.«
    In der Zwischenzeit hatten sich unsere Mägen einigermaßen beruhigt; wir näherten uns den Türen. Sie öffneten sich und gaben den Blick auf eine geräumige Halle und Lady Teldra frei. Die überhäufte uns mit Komplimenten, zwischen denen wir die Information erhielten, daß Aliera mit Morrolan in der Bibliothek sei. Ich sagte, wir fänden alleine hin. Wir gingen die Treppe hinauf, ohne, wie ich es sonst tat, den Kunstwerken Beachtung zu schenken, und klopften an die Bibliothekstür.
    »Herein«, sagte Morrolan.
    Wir traten ein, und an ihren Gesichtern konnte ich erkennen, daß etwas Bemerkenswertes ablief: Sie stritten sich nicht.
    »Ist einer von euch krank«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, antwortete Morrolan. »Was bringt dich auf diese Frage?«
    »Ach nichts. Ich muß mit dir reden, Aliera. Morrolan, wahrscheinlich geht es dich auch an, also kannst du genausogut hierbleiben.«
    »Dann setzt euch doch«, sagte er. »Wein?«
    »Bitte.«

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