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Yoga und Vegetarismus

Yoga und Vegetarismus

Titel: Yoga und Vegetarismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Gannon
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Geschichte waren die besten Leute immer radikal.“ Das Wort
radikal
, genau wie das Wort
Rettich
(engl.
radish
) kommen vom Wortstamm
rad
und bedeuten „Wurzel“. Ein Radikaler ist jemand, der versucht, eine Situation an der Wurzel zu packen. Yogis waren von jeher radikal und wurden sogar als Ketzer betrachtet, weil die Yogaphilosophie besagt, dass man weder einen Mittler noch einen Priester benötigt – denn du stehst in direkter Verbindung mit Gott. Yogis suchen nach dem wahren Grund, weil sie verstehen, dass es nur eine umfassende Veränderung geben kann, wenn man am Ausgangspunkt, der Wurzel, eine Kursänderung vornimmt. Dass diese Tatsache nicht verstanden wurde, ist der Grund, warum so viele Revolutionen im Namen der „Freiheit“ in der Vergangenheit niemals längerfristige positive Veränderungen bewirken konnten. Sie haben sich immer nur mit den oberflächlichen Symptomen auseinandergesetzt, nicht mit der Wurzel der sozialen und kulturellen Probleme.
    Wenn wir langfristig wirksame Lösungen für unsere derzeitigen Probleme finden wollen, sollten wir die Umstände ihrer Entstehung genauer betrachten. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass die Versklavung der Tiere als Vorbild für die Versklavung des Menschen gedient hat. Zuerst wurden Tiere versklavt und ausgebeutet. Von dort war der Weg nicht mehr weit, Menschen ebenfalls „wie Tiere“ zu behandeln, indem man auch sie zu versklaven und auszubeuten begann.
    Im alten Indien war die Kuh wichtig für die Wirtschaft. Das Wort für „Kuh“ wurde zum Synonym für andere Worte, die den Wert einer Kultur beschrieben, die auf der Ausbeutung von Tieren, vor allem von Rindern, aufgebaut wurde. Die Göttin der Natur, zum Beispiel, wurde die „perfekte Kuh“ genannt, da sie ihre Anhänger mit Reichtum beschenkte. So kam es, dass die Menschen begannen, die Natur zu betrachten, als sei sie dazu da, uns zu nützen und von uns ausgenutzt zu werden. Bis in die heutige Zeit betrachten Kuhhirten ihre Tiere als Lieferanten von Milch, Fleisch, Dung und damit letztlich auch von Geld für die Menschen.
    Auf unserer Suche nach Frieden ist es ein wichtiger Schritt, zu erkennen, dass Kriege vorwiegend aufgrund von Streitigkeiten über den Besitz von Tieren und Land ausgetragen wurden. Interessanterweise gibt es im Sanskrit das Wort
gavya
für Krieg. Wörtlich übersetzt bedeutet es „das Verlangen, für mehr Rinder zu kämpfen.“ Das Wort
gavishti
bedeutet „kämpfen wollen“. Beide Worte haben die Wurzel
gav
oder auch
go
, was „Kuh“ bedeutet. Die Domestizierung (Versklavung) von Kühen führte also zu Kriegen.
    Befreite Seelen
    Yogis streben nach wirklicher und langfristiger Freiheit von Leid. Der Sanskritbegriff
jivanmukti
zeigt, dass die philosophische Idee einer solchen Freiheit auch für jemanden möglich ist, der sich noch in seiner sterblichen Hülle befindet, und dass man nicht bis nach dem Tod warten muss.
Jiva
bedeutet „individuelle Seele“,
mukti
„Befreiung“. Zusammengesetzt bezeichnen diese Wörter eine befreite Seele, eine Person, die sich selbst nicht als getrennte Entität wahrnimmt, sondern als heilig: jemand, der sich als Teil der gesamten Schöpfung erkennt.
    Der
Jivanmukta
erfährt Befreiung – absolute Freiheit von allen einschränkenden und leidvollen Zuständen –, und er wünscht sich das für alle Wesen. Im tibetischen Buddhismus finden wir eine ähnliche Idee im Konzept des
Bodhisattva:
einer, der für das Wohlergehen anderer lebt und dem das Glück und die Freiheit anderer die höchste Freude ist. Yoga bedeutet Freiheit. Sklaverei ist das Gegenteil von Freiheit. Wir selbst können nicht frei sein, wenn wir andere ihres Glückes und ihrer Freiheit berauben. Durch die Yogapraxis beginnen wir, uns selbst als untrennbar vom Ganzen wahrzunehmen, und erkennen, dass alles, was wir anderen antun, letztlich auf uns selbst zurückfällt.
    Pratishthayam
bedeutet „eine bestimmte Übung zu meistern oder sie zur (zweiten) Natur werden zu lassen“. Wenn wir die Welt friedlicher machen wollen, müssen wir zuerst selbst die Gewalt aufgeben. Wenn wir die Gewalt verringern, wird auch die Welt um uns herum weniger gewalttätig sein. Wir können nichts verlangen, von dem wir nicht selbst bereit sind, es zu verkörpern.
    Ich sprach einmal mit einem sehr bekannten Yogalehrer, der kein Vegetarier ist und der seinen Schülern vermittelte, Vegetarismus sei ein zu vernachlässigender Aspekt der Yogapraxis, über das Thema
ahimsa-pratisthayam
(in Ahimsa

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