You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
– sie bereitete das Essen vor, kochte, machte sauber und achtete darauf, dass wir anderen unsere Aufgaben erledigten, wenn Mutter arbeitete. Rebbie war große Schwester und Kindermädchen in einer Person, und dementsprechend war sie streng, sanft, organisiert und kontrolliert. Meine stärkste Erinnerung an Rebbie ist, wie sie in der Küche steht und Kekse und kleine Kuchen für uns alle backt. Sie war außerdem das erste von uns Kindern, das „vielversprechende Ansätze“ zeigte, wie Joseph das nannte, als sie sich bei örtlichen Tanzwettbewerben anmeldete und gewann. Sie und Jackie traten manchmal auch als Paar an und räumten eine Reihe von Urkunden und Pokalen ab.
Mutter arbeitete unter der Woche, manchmal auch samstags oder in den Abendstunden, bei Sears an der Kasse. In diesem noblen Kaufhaus selbst einzukaufen, konnte sie sich nicht leisten. Und wenn sie es doch einmal tat, dann handelte es sich meist um Ratenkäufe, bei denen sie sich etwas mit einer Anzahlung sicherte und es dann erst später, wenn sie das Geld zusammenhatte, mit nach Hause nahm. Sears war für uns wie Harrods. Wir alle fanden es schrecklich, wenn wir sahen, wie Mutter Geld über den Tresen reichte und trotzdem mit leeren Händen nach Hause ging. Wir verstanden das einfach nicht. Für uns Kinder war das schwer, und wir beklagten uns häufig, Mutter hingegen nie. Sie biss sich weiter durch und vertraute auf Gott. Wenn sie einmal etwas Zeit hatte, dann las sie in der Bibel.
Mit zwei Jahren war sie an Kinderlähmung erkrankt und behielt davon eine Teillähmung zurück. Bis sie zehn war, hatte sie eine Beinschiene aus Holz tragen müssen. Ich weiß nicht viel darüber, wie schwer sie als Kind gelitten hat, aber sie wurde mehrfach operiert, versäumte viel Zeit in der Schule und behielt ein leichtes Humpeln zurück, weil eines ihrer Beine kürzer ist als das andere. Aber ich habe nie ein Wort der Klage von ihr gehört. Stattdessen pflegte sie zu sagen, dass sie dankbar sei, eine Krankheit überlebt zu haben, an der viele andere Menschen starben. Sie hatte davon geträumt, Schauspielerin zu werden, aber sie zeigte kein bisschen Verbitterung darüber, dass ihr das aufgrund der Erkrankung nicht mehr möglich war. Wegen der körperlichen Beeinträchtigungen wurde sie von anderen Kindern oft gehänselt, und daher war sie stets sehr unsicher und schüchtern. Bei einem der ersten Treffen mit Joseph, als die beiden eine Tanzveranstaltung besuchten und zu einem langsamen Lied schwoften, begann Mutter, damals neunzehn Jahre alt, zu zittern. „Was ist denn los, Katie?“, fragte Joseph.
„Alle starren uns an“, sagte sie und traute sich nicht einmal, den Kopf zu heben.
Er sah sich um und stellte fest, dass sie das einzige Paar auf der Tanzfläche waren. Andere Gäste zeigten auf sie und tuschelten hinter vorgehaltener Hand, vermutlich deswegen, weil Mutter ein kürzeres Bein hatte und deswegen einen Schuh mit einem Keil trug, um den Unterschied auszugleichen. Als Jugendliche hatte sie Partys und gesellschaftliche Anlässe gefürchtet, aber Joseph ignorierte die Blicke und sah die Sache positiv. „Wir haben jetzt doch richtig viel Platz, Katie“, sagte er. „Komm, wir tanzen weiter.“
Mutter war als Kind aus Alabama nach Indiana gekommen, weil Papa Prince sich um Arbeit in der Stahlindustrie bemühte. Sie hatte immer davon geträumt, eines Tages einen Musiker kennenzulernen, und Joseph, der Gitarre spielte, erfüllte diese Anforderung durchaus. Sie gingen ein Frühjahr und einen Sommer lang miteinander aus, bevor sie heirateten. Getroffen hatten sie sich auf der Straße – oder vielmehr, Mutter befand sich draußen auf der Straße, und Joseph saß im Haus am Fenster, als sie auf dem Fahrrad an ihm vorüberfuhr. Sie tauschten Blicke aus, und sie nahm noch eine Woche oder zwei dieselbe Strecke, bis Joseph sich endlich ein Herz fasste, nach draußen kam und sich vorstellte. Daraufhin verabredeten sie sich für ein erstes Treffen im Kino und später dann zu besagter Tanzveranstaltung. Katie Scruse, das Mädchen mit der goldenen Haut, das so schüchtern war, dass es sich nicht traute, anderen ins Gesicht zu sehen, verliebte sich in Joseph Jackson, den hageren, großmäuligen, charismatischen Arbeiter. Sie wurden im November 1949 von einem Friedensrichter getraut und kauften unser Elternhaus in Gary zum Preis von 8.500 Dollar. Einen Teil der Summe brachte Joseph durch seine Ersparnisse auf, den Rest lieh ihnen Mutters Stiefvater.
Aus den geplanten
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