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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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erhielt ich einen Telefonanruf von jemadem, der Whitney nahestand, er verriet mir, dass sie eine neue Single mit dem Titel „Saving All My Love For You“ veröffentlichte. Wie Michael, so drückte sich auch Whitney durch ihre Songs aus. Als ich mir das Video ansah, erkannte ich die autobiografischen Parallelen und die verschlüsselten Botschaften, die sich auf unsere gemeinsamen Erlebnisse im Studio bezogen. Wir hinterließen einen tiefen und anhaltenden Eindruck beim jeweils anderen, und ihr positiver Einfluss hat mich seitdem niemals mehr verlassen.
    Die Victory -Tour wurde im Dodgers Stadium von Los Angeles beendet. Uns erwarteten sieben Abende in einem ausverkauften Stadion. Während unserer Konzertreise durch die USA traten wir vor über zwei Millionen Fans auf – es war ein langer Weg von Mr. Lucky’s hierher gewesen, wo uns einst nur 30 bis 40 Zuschauer applaudierten.
    Leider muss ich immer an den Regen bei diesen letzten Konzertterminen denken, der die Fans bis auf die Haut durchnässte. Aber trotzdem hatten sie ihren Spaß und tanzten, wozu die Kalifornier besonders bei einem Wolkenbruch neigen, da sich die Himmelsschleusen so selten öffnen. Wir konnten uns sicher sein, dass wir mit unserer Reunion für Furore gesorgt hatten, denn der Riesenerfolg wurde sogar in Europa wahrgenommen. Wir brannten also darauf, mit der Victory -Tour den Atlantik zu überqueren und dort wieder anzuknüpfen, wo wir einst in der Alten Welt aufgehört hatten.
    Am 9. Dezember fand das letzte US-Konzert statt, bei dem wir die verschiedensten emotionalen Phasen durchliefen. Titos Voraussage traf zu: Es war eine Tournee gewesen, die wir niemals beenden wollten. Doch ich freute mich schon auf die Europa-Termine, obwohl die noch gar nicht geplant waren. Als wir den Höhepunkt der Show erreichten und die Menge jubelte, nahm Michael das Mikro. Wir dachten, er werde für uns alle sprechen, doch da lag ich falsch. Er sprach nur für sich.
    „Heute findet unsere letzte und finale Show statt. Es waren 20 lange Jahre, und wir lieben euch alle …“ Darauf hatte er uns nicht vorbereitet. Ich dachte zuerst, er meinte mit seiner Ansage das letzte Konzert auf amerikanischem Boden, und ich bin mir sicher, dass die Brüder es genauso empfanden. Vielleicht lag es an unserem Wunschdenken, das aber nun durch diese die Ära der Jackson 5 abschließende definitive Aussage ein unerwartetes Ende fand.
    Dass wir Michael als „das kleine Arschloch“ oder „Mistkerl“ titulierten, wie berichtet wurde, stimmt allerdings nicht, denn a) haben wir solche Kraftausdrücke nicht in unserem Wortschatz und b) empfanden wir das nicht so, obwohl uns klar wurde, dass unser Bruder seine Trennung von uns bekannt gegeben hatte. Tatsächlich redeten wir weder mit Michael darüber, noch konfrontierten wir ihn mit Anschuldigungen, was wohl ganz typisch für uns war. Michael hatte das alles Mutter erklärt: „Als Nächstes muss ich allein weitermachen.“ Und wir hätten ihn sowieso nicht aufhalten wollen. Ich möchte hier nicht leugnen, dass es für mich eine schmerzliche Erfahrung bedeutete. Doch kein einziges Mal kritisierten wir Michael oder beschuldigten ihn, denn wir wussten, dass er uns liebte und dass die Entscheidung allein künstlerischer Natur war. Unsere Familie verbindet ein gemeinsamer Charakterzug, und das ist der Stolz, den wir empfinden, wenn ein anderer erfolgreich ist. Egal wie hart eine Entscheidung auch sein mag, die Familie steht über allem. Zuerst die Brüder, dann die Musik. Allerdings glaube ich, dass Außenstehende ihre Probleme haben, das zu verstehen, denn sie kennen uns nur als Künstler, und wir sind ganz „zufälligerweise“ auch Brüder .
    In der Rückschau wird mir klar, dass Michael sich nicht nur von den Jacksons als Band trennte, sondern sich darüber hinaus auf einen Schlag von den ganzen geschäftlichen Wirrnissen befreite, denn er konnte eine Wiederholung des Ganzen nicht mehr tolerieren. Und warum sollte man sich überhaupt mit so einem Stress belasten, wenn man ein Riesentalent war? Wir wären mit ihm gerne den Weg weiter gegangen, doch wir führten allzu viel Ballast mit uns.
    Mit der Entscheidung fiel eine wichtige Komponente in unserem reibungslos laufenden Mechanismus aus. Getrennt, schwächer, angreifbarer war er fortan – nicht als Künstler, denn Michael sollte Erfolg um Erfolg feiern, doch als Bruder und als Mensch. Er stieg wie eine Rakete in den Himmel auf und wurde mit Ruhm überschüttet. Und solange alles gut

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