You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
präsent und begleitete ihn auf Schritt und Tritt! Die Situation hätte also kaum eindeutiger sein können, außer er hätte sich ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin vergeben“ umgehängt. Doch schon bald erfuhren wir, dass Madonna sich nicht so leicht abschrecken ließ. Seine Freundin ignorierend, ging sie direkt auf ihn zu, nahm seinen Kopf in ihre Hände, drehte ihn leicht zur Seite und steckte ihm die Zunge in den Hals.
Man möchte meinen, dass so ein direktes Verhalten einen feinfühligen Menschen wie Michael abschreckte, doch 1991 gingen er und Madonna einige Male aus. Von allen nur erdenklichen „Hollywood-Kombinationen“ war das die bei weitem unpassendste. Und das fand Michael schon bald selbst heraus.
Auf der einen Seite war da ein sanfter Mann mit einer femininen Ader und ihm direkt gegenüber eine Furie mit einer eindeutigen Betonung des Maskulinen. Sie widersprach allen Aspekten seiner Idealfrau: Sie war schamlos, unverblümt, rechthaberisch und stets bereit, andere zu schockieren. Ich glaube, Madonna liebte Michael abgöttisch, doch das Gefühl beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Und dann beging sie auch noch zwei Kardinalfehler. Zuerst spielte sie mit Michaels Angst vor Beziehungen, denn er sträubte sich davor, von einer Frau verändert zu werden. Ich hatte den Eindruck, dass sie ihn umformen und aus ihm einen ganz anderen Menschen machen wollte, damit er das Leben durch ihre Augen sah. Den zweiten Fehler machten sie bei einem gemeinsamen Dinner, wo sie die Unverfrorenheit besaß, Janet zu kritisieren und negativ darzustellen. Michael raste vor Wut, und so gingen sie nie wieder miteinander aus, was mich nun wirklich nicht überraschte.
Kurz darauf warb er um eine andere Frau, die besser zu ihm passte. Es war seine langjährige Freundin, die Schauspielerin Brooke Shields. Sie war zurückhaltend, elegant, schön und die Verkörperung von Anmut und Würde. Michael kannte Brooke seit Mitte der Achtziger und fühlte sich stark von ihr angezogen. Sie verbrachte mit ihm 1991/92 einige Tage im Studio. Zu der Zeit führten die beiden schon eine etwas ernsthaftere Beziehung. Obwohl sich das letztendlich nicht weiterentwickelte, pflegten Michael und Brooke eine lebenslange Freundschaft. Michael konnte sich sicher sein, dass sie immer für ihn da war. Erst mit dem Tage seines Todes endete die Verbindung.
Der volle Zeitplan der Victory -Tour bedeutete nicht, dass wir fünf Monate ständig unterwegs waren. Phasenweise konnten wir freie Tage genießen oder eine etwas längere Zeit zu Hause verbringen. Dadurch hatte ich Gelegenheit, mit Whitney Houston an ihrem Debüt-Album zu arbeiten. Clive Davis unternahm das Menschenmögliche, um die Werbetrommel für seinen Schützling zu rühren, gab Partys an beiden Küsten und wollte natürlich auch über mich und unsere Tour werben. Ständig musste ich Clubs besuchen, wie zum Beispiel das „Limelight“ in New York, oder mich zusammen mit Whitney auf einer Promotion-Party in L.A. sehen lassen, bei der wir zum exakt richtigen Zeitpunkt dazustießen. Ich wusste damals nicht, dass ein Typ von Arista die schreibende Zunft dazu anstachelte, eine „Sind-sie-oder-sind-sie-nicht-zusammen?“-Kampagne loszutreten. Doch scheinbar interessierte die Presse eher die Tatsache, dass Whitney viel Zeit mit einer Frau namens Robyn Crawford verbrachte. Sie hatte diese Beziehung einmal mit „enger als die zwischen Schwestern“ bezeichnet, womit sie die Journalisten köderte, die entsprechend zwischen den Zeilen lasen. Noch bevor das Album auf den Markt kam, interessierten sie sich für Whitneys sexuelle Orientierung.
Nachdem ich bereits Zeuge falscher Anschuldigungen, Michaels Leben betreffend, geworden war, hatte sie mein ganzes Mitgefühl, doch im Studio konnten wir darüber lachen. Das können Sie mir glauben – wenn man mehr als zwei Minuten in Whitneys „Energie-Whirlpool“ verbrachte, erübrigte sich die Frage, warum die Frau solch ein Feuer entfachte.
Als Clive uns für einen gemeinsamen Auftritt in der CBS-Seifenoper As The World Turns buchte, um unser Duett „Nobody Loves Me Like You Do“ bei der Hochzeitsszene von Betsy (Meg Ryan) und Steve (Frank Runyeon) zu testen, wusste ich, dass es brenzlig würde. Whitney hielt während des Drehs mitten im Song meine Hand – das war nicht abgesprochen worden –, und plötzlich knallte es. Diese Spannung entwickelte sich und wurde noch intensiver, je länger wir zusammen arbeiteten.
Zurück im Studio produzierten und
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