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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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Wagen die Ausfahrt hinausfuhr, wurde er ängstlicher. Auf beiden Seiten des Wagens drängelten sich die Fans, und er sah nur noch Körper. Er rastete förmlich aus, wenn sich eine Person mit der Hand in der Manteltasche dem Seitenfenster näherte. „Und wenn jemand statt eines Stifts eine Pistole aus dem Mantel zieht?“, fragte er.
    Michael hatte alles über den Tod John Lennons gelesen, der durch Schüsse des geistig verwirrten Fans David Chapman niedergestreckt wurde.
    Das steigerte sich für ihn bis zu einem Punkt, an dem es schon als waschechte Paranoia zu klassifizieren war. Mein Bruder war nie ruhig oder entspannt, wenn er zu Hause ankam oder das Grundstück verließ. Darin lag wohl der Hauptgrund, dass er an einem anderen Ort die Einsamkeit suchte und einem abgeschiedenen Grundstück viele Meilen von der Stadt entfernt hinterherjagte. Mein Bruder besaß ganz klare Vorstellungen von seinem neuen Refugium und kannte sogar schon ein geeignetes Gelände.

I n den acht Jahrenzwischen dem Ende der letzten gemeinsamen Tour im Dezember 1984 und 1992 sah unsere Familie Michael nur sporadisch, vielleicht drei oder vier Mal im Jahr. Bei diesen seltenen Gelegenheiten – meist fanden die Treffen in Hayvenhurst oder Neverland statt – versuchte ich, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen, denn danach zog er sich erneut monatelang zurück, ohne auch nur anzurufen. Da lediglich ein oberflächlicher und flüchtiger Kontakt zwischen uns bestand, empfand ich diese Lebensphase wie eine achtjährige Trennung. Sein Rückzug in die Einsamkeit des Santa Ynez Valley erschwerte eine normale Beziehung, denn wir gewöhnten uns allmählich an die Distanz, die uns entfremdete und einen Keil zwischen uns trieb. Ich kann mir nicht erklären, wie diese Situation zustande gekommen war. Möglicherweise lag die Schuld bei mir, da ich bei Motown geblieben war, was zum Auseinanderfallen der Gruppe führte? Vielleicht waren wir auch alle zu sehr mit uns selbst beschäftigt und wollten die eigenen Grenzen erweitern und Entscheidungen als eigenständige Künstler fällen? Hätte man mir während der Ära mit den Jackson 5, ja sogar noch während der Victory -Tour, prophezeit, dass die Karriere und der Ruhm uns zu Fremden machten, hätte ich das niemals geglaubt, sondern geantwortet: „Schon vor dem Erfolg verband uns eine enge Beziehung, die die Zeit überdauern wird. Die Synergie und der Teamgeist, die unser Rückgrat bilden, entwickelten sich nicht in Hollywood, sondern wurden aus dem Stahl der Hochöfen von Gary geschmiedet.“
    Ich verstand Michaels damalige Lebensumstände. Die Bad -Tour verschlang einen Großteil seiner Zeit in den Jahren 1987 bis 1989, und danach kehrte er nach Kalifornien zurück, um nach Neverland zu ziehen. Wir wussten, dass ein phasenweiser Rückzug für seine Kreativität unabdingbar war und nichts Außergewöhnliches darstellte. Doch ohne dass wir uns versahen, hatte sich die Kluft vergrößert und eine neue und unangenehme Wirklichkeit entstehen lassen. Da Michael kein Handy bei sich führte, konnte man ihn nie direkt erreichen. Die neusten Errungenschaften der Kommunikationstechnik gehörten nie zu seinen Stärken, und das System diktierte uns nun, dass wir seine Büros in Neverland oder in L.A. anrufen mussten, um eine Nachricht zu hinterlassen. Und dann die nächste. Gefolgt von einer weiteren. Alle Kontaktversuche verliefen im Sande, was ich mir nicht erklären konnte. Wurden die Nachrichten überhaupt an ihn weitergereicht? Ignorierte er sie? Wurden wir von unserem eigenen Bruder abgeschirmt? Und falls die Mitteilungen ihn nicht erreichten – dachte er dann, dass wir diejenigen waren, die für das zunehmend distanzierte Verhältnis verantwortlich waren?
    Organe wie zum Beispiel das People -Magazin berichteten, dass sich die Jackson-Geschwister „zerstritten und entfremdet hatten“. Doch das war nur ein Teil der Wahrheit, denn wir hatten uns nie zerstritten.
    Natürlich hörten wir die schnippischen Bemerkungen fremder Menschen, die vorgaben, unseren Bruder zu kennen und zu verstehen. Sie meinten, dass er sich einen Ort wie Neverland ausgesuchte habe, da er „Michael einen gesunden Abstand zu seiner verdammten Familie garantierte“. Manche munkelten, dass „die Brüder nur an seinem Ruhm interessiert sind, um sich damit eine besseren Namen zu machen“. Aber wir hatten uns schon längst bewiesen – als die Jacksons!
    Und dann musste man sich auch noch folgende gewagte Behauptung anhören:

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