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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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hatte ich das Gefühl, als würde ich dahingleiten, und nicht gehen. Es ähnelte der Aufregung, von einer Bühne aus das Tosen der Menge zu hören. Ich empfand indes eine Euphorie ohne äußeren Anlass.
    Ali Qamber erklärte mir später: „Du hast dich daran gewöhnt, dass glauben heißt, zu sehen. Nun aber lernst du, den Glauben dank deiner Gefühle zu erleben.“
    Ich bemerkte plötzlich Hunderte von Menschen, die mit mir im Kreis gingen – vereint durch den Glauben. Das Erlebnis lässt sich mit dem des Ramadan vergleichen. Alle Gläubigen fasten gemeinsam, egal an welchem Ort der Welt sie sich aufhalten.
    Ich erlebte Synchronizität und Harmonie, die in meinem tiefsten Inneren einen Widerhall fanden, und sah, wie die Menschen, dicht gedrängt stehend, nach dem Gebetsaufruf in sich gingen. Vor dem Gebet wuschen sich alle, denn Hygiene war zwingend geboten. Niemals wird der Koran vor den Füßen auf den Boden gelegt, denn das wäre eine Respektlosigkeit. Ordnung, Sauberkeit und Respekt – das waren auch die drei Leitmotive, nach denen ich erzogen wurde.
    Ich kehrte als neuer Mensch nach Kalifornien zurück und zog mit Margaret und unseren beiden Kindern Jeremy und Jourdyn von Hayvenhurst in ein Doppelhaus in Beverly Hills. Als Nächstes wollte ich ein weiteres Album für Arista produzieren. Die Neunziger sollten einen Neubeginn für mich markieren. Ich schwor mir, mein Leben nach dem Willen Gottes auszurichten und zu einem besseren Menschen zu werden.
    Ich musste jedoch feststellen, dass sieben Umrundungen der Kaaba keine Garantie bieten, dieses Ziel zu erreichen, denn das Leben konfrontiert ein Individuum mit ständigen Prüfungen – und manchmal versagt ein Mensch. Oft werden Lernschritte erst durch Fehlentscheidungen ermöglicht.

    Im Juni 1990 erfuhr ich aus dem Fernsehen, dass Michael mit Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er musste sich zu der Zeit in seiner Eigentumswohnung in Century City aufgehalten haben, denn Michael wurde in die Notaufnahme des St. Johns Hospital in Santa Monica gebracht. Da sich die anderen Familienmitglieder auf Reisen befanden, spürte ich das dringende Bedürfnis, in seiner Nähe zu sein, da ihm sonst niemand beistehen konnte.
    Das Krankenhaus zu finden stellte überhaupt kein Problem dar, denn Hubschrauber der Fernsehstationen drehten dort ihre Kreise, und Satelliten-Trucks parkten vor dem Gebäude. Mittlerweile war es schon eine Art Routine, dass Michael ständig belagert wurde.
    Als ich in sein Zimmer trat, saß er aufrecht im Bett, nur mit einem Krankenhausnachthemd bekleidet. Das Personal hatte ihn durch mehrere Kopfkissen abgestützt. Wie er mir erklärte, litt er nicht unter Brust-, sondern an schweren Kopfschmerzen. Er führte die pochenden Stiche auf die alte Brandverletzung seiner Kopfhaut zurück. Zur Linderung erhielt er intravenös Demerol, doch er beklagte sich über einen brennenden Schmerz in der Armvene. Ich rief eine Krankenschwester, die die Kanüle neu justierte. Auf dem Nachtschränkchen lagen zwei Bücher: Eins thematisierte Ehe und Scheidung, das andere Steuergesetze. Für einen Mann, der nicht daran dachte, in der nahen Zukunft zu heiraten, und der gleichzeitig seine eigenen Buchhalter beschäftigte, mag das merkwürdig erscheinen. Doch für Michael war es typisch, denn er wollte ständig etwas Neues lernen, auch wenn die Auswahl der Titel ein wenig willkürlich anmutete.
    Ich konnte mir einen Witz über die „leichte“ Lektüre nicht verkneifen. „Vielleicht hast du deshalb Kopfschmerzen!“ Er lächelte gequält. Ich schlug ihm vor, dass er sich über meine Büchersammlung zum Islam hermachen solle, wenn er auf der Suche nach neuen Interessensgebieten sei. Bei diesem Krankenhausbesuch bot sich mir erstmalig die Möglichkeit, ihm meine Erfahrungen in Mekka mitzuteilen. Er zeigte sich fasziniert, was ich auch erwartet hatte. Wir sprachen dann über spirituelle Themen im Allgemeinen. Das war nichts Neues, denn wir hatten uns schon oft quasi von außen betrachtet, um bessere Performer und Menschen zu werden. Michael sagte häufig: „Um zur Perfektion zu gelangen, müssen wir uns vorstellen, wie uns andere Menschen wahrnehmen.“
    Ich verriet ihm: „Genau darin liegt die Essenz des Islam – aus dem Individuum einen besseren Menschen zu machen.“
    Er bat mich, ihm all meine Bücher nach beendeter Lektüre zu leihen. „Doch es gibt etwas, das ich jetzt ganz dringend brauche“, meinte er mit ernster Miene.
    „Ich werde die

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