You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Medikamenten strengstens überwacht wurde . Michael traute seinen Ärzten und wollte, dass sie ihn strengstens überwachten, auch seinen Schlaf! Das mag sicherlich unorthodox anmuten, doch nur durch diese Hilfsmaßnahmen konnte er die Tourneen gut überstehen – sie stellten eine kurzfristige Hilfe angesichts eines langewährenden Problems dar, das zu den Schattenseiten des Tour-Lebens gehörte.
Trotz der Problematik verfügte Michael über einen unbeugsamen Willen, der ihn auf die Bühne trieb. Hinauszugehen, vor den Fans zu stehen und sich ganz in seine Musik zu vertiefen, erfüllte ihn mit einer Euphorie, der er kaum widerstehen konnte. Er sprach schon seit 1981 davon, „keine Tourneen mehr zu machen“! Und man muss sich dann nur einmal das Pensum anschauen, das er danach noch bewältigte! Michael war oft so unentschlossen, dass er der Person zu seiner Linken sagte, er wolle nie wieder auf Tour gehen, sich zur Seite drehte und der Person zu seiner Rechten begeistert davon erzählte, bald wieder auf Tour zu sein. Michael war der geborene Entertainer, der ständig zwischen dem, was ihm die Vernunft einflüsterte, und seinem Bauchgefühl hin- und herschwankte. Die Konzerte belasteten ihn bis zur totalen Erschöpfung, bescherten ihm aber gleichzeitig ein durch nichts zu übertreffendes Glücksgefühl. Nachdem die Invincible -Tour abgesagt worden war, stand für Michael fest, dass er auf jeden Fall wieder auf der Bühne stehen wollte, doch erst wenn die Zeit gekommen war und zu seinen Bedingungen.
Wenn Michael in einem Hotel ankam – in irgendeiner Stadt, in irgendeinem Land dieser Welt –, belagerten Heerscharen von Fans das Gebäude, egal bei welchem Wetter. Sie wollten wissen, auf welchem Balkon er sich zeigen würde, denn jeder kannte seine Routine: Er schritt auf den Balkon, winkte seinen Fans zu und warf ein Kissen mit seinem Autogramm in die Menge. Ja, auch ein ganz normaler Balkon wurde ihm zur Bühne.
1988 stieg er in dem direkt am Strand gelegenen Negresco Hotel in Nizza ab. Es war während der Bad -Tour im August und so heiß, dass Feuerwehrleute die Fans mit Wasserkanonen beim Konzert abkühlten. Während eines freien Abends hatte sich Michael in seine Suite zurückgezogen, und er begann auf einmal, für die Fans „Souvenirs“ aus dem Fenster zu werfen – Obst, Stifte, Snacks aus der Minibar und Pflegeutensilien. Zuerst konnten die untenstehenden Fans nur die Wurfgeschosse aus dem Hotel beobachten. Doch plötzlich streckte Michael – immer zu Späßen aufgelegt – seine Hand mit dem glitzernden Handschuh aus dem Fenster. Alle schrien. Dann streckte er seinen Arm weiter aus. Das Schreien wurde lauter. Danach lehnte er sich heraus, winkte und begrüßte die Fans. Das Publikum rastete aus. Wenn der Fotograf Harrison Funk, der sich mit ihm im selben Raum aufhielt, heute die Geschichte noch einmal erzählt, muss ich einfach lächeln. Nachdem Michael alle Wurfgegenstände aufgebraucht hatte und sah, dass die Menge auf das Zehnfache angewachsen war, entschied er sich für ein Foto, um diesen unvergesslichen Moment einzufangen. Der bestickte Handschuh sollte im Vordergrund zu sehen sein und die Massen an Fans, die sich vielleicht 30 Meter unter ihm befanden, im Hintergrund.
„Wie können wir das am besten aufnehmen?“, fragte er ganz aufgeregt.
Es war unmöglich, auch wenn Harrison sich auf einen Schrank gestellt oder sich an eine Vorhangbefestigung gehängt hätte. „Das geht nicht“, gab er sich selbst zur Antwort. „Wir brauchen dazu einen Kran oder einen Hubschrauber.“
„Okay, das geht klar!“
Harrison spürte sofort, dass Michael keinen Witz gemacht hatte. Mein Bruder gehörte zu den Künstlern, für die das Unmögliche keine Hinderungsgrund darstellte. Hatte er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt – wie verrückt es auch sein mochte –, dann wollte er es in die Tat umsetzen. Nach einigen Anrufen beim Hotelmanagement musste er akzeptieren, dass a) ein Helikopter nicht nahe genug an das Gebäude heranfliegen konnte und dass sich b) ein solcher Versuch unter Sicherheits- und Gesundheitsaspekten von vornherein verbot. Michael schöpfte aber zuerst alle Alternativen aus, bevor er die Unmöglichkeit seines Vorhabens einsah und es aufgab. So war mein Bruder – kein kühler Denker, der sich zuerst den Kopf zerbricht, sondern ein Mensch, der die Gunst eines Moments nutzen wollte.
Michaels drittes Kind, Prince Michael II, besser bekannt unter dem Namen „Blanket“, wurde am 21.
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