You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Mann leerer Versprechungen war, denn er hatte es nicht nötig, sich im Rampenlicht zu sonnen, und begab sich nie auf zweifelhafte Wege. Exakt so einen Mann brauchte Michael in seiner Nähe. Egal, dieser „Macher“ sollte nur Neverland retten. Was mich betraf, lag darin seine einzige Aufgabe.
Die erste Begegnung verlief optimal, und Michael unterhielt sich sogar mit Tom Barrack am Telefon. Er war sich sicher, dass auf die Gespräche auch Taten folgen würden. Tohme-Tohme trat recht entschieden auf. Er packte die Situation „am Kragen“ und machte klar, dass es höchste Zeit sei für einen umfassenden „Frühjahrsputz“ im Jackson-Haus. „Wir werden nächste Woche mit Tom einfliegen, damit du endlich wieder dein Leben in den Griff bekommst.“
Die Geschwindigkeit, in der sich die kommenden Ereignisse dann abspielten, lässt sich nur als schwindelerregend beschreiben. Ich kann für die spirituelle Nähe zwischen Michael und mir angesichts des Folgenden letztlich nur dankbar sein. Denn mir fiel eine bestimmte E-Mail „in den Schoß“, und wenn Neverland gerettet werden sollte, war hier höchste Eile geboten. Aus Gründen der Diskretion verschweige ich die Quelle. Ich kann aber preisgeben, dass die Mail an mein Management gerichtet war und aus der Firma des Gläubigers stammte, wo ein liebenswerter Mensch einen Versuch unternehmen wollte, das drohende Prozedere abzuwenden. Eine Bank mit Gefühlen? Das muss man sich mal vorstellen. Wenn nur alles in Michaels Leben so leicht gelaufen wäre.
Die an mich gerichtete E-Mail war das Hilfsangebot einer Person in letzter Sekunde. Sie wurde am 29. April 2008 geschrieben: „Lieber Jermaine, ein Team hat sich nun schon seit zwei Monaten mit dieser Akte auseinandergesetzt, doch wurde dabei immer von Blockaden verschiedener Rechtsanwälte behindert. Es war sehr ärgerlich, dass Vorschläge zu Michaels Gunsten radikal abgelehnt wurden. Dadurch sah ich mich veranlasst, den direkten Kontakt zu Ihnen und Michael zu suchen.“
Ich setzte mich unverzüglich mit Tohme-Tohme in Verbindung. Er berief – im Namen Michaels und ohne das Wissen anderer Personen – einige Tage später ein Meeting mit dem Gläubiger in einem der Geschäftsräume der Bank ein. Dort stellte sich das volle Ausmaß der Dringlichkeit des Handelns heraus. Michael hatte nur noch bis 10.00 Uhr am folgenden Tage Zeit, um die 23 Millionen Dollar aufzubringen und die Zwangsvollstreckung zu verhindern. Mein Bruder hatte geglaubt, dass die Frist um 15.00 Uhr ablaufe. Hätte ich also die E-Mail nicht erhalten (und hätte er bis 15.00 Uhr gewartet), wäre die Ranch mit einem Marktwert von 66,8 Millionen Dollar für immer verloren gewesen. Das hätte eine Kettenreaktion ausgelöst. Während des Meetings wurden die anderen Teilnehmer Zeugen, wie Tohme-Tohme Tom Barrack über die Lautsprechanlage anrief und ihn davon überzeugte, die 23 Millionen Dollar schleunigst zu überweisen. Er soll gesagt haben: „Du musst das machen. Ich bitte dich darum.“ Um 9.54 Uhr am folgenden Tage – also sechs Minuten, bevor die Sanduhr ablief – wurden die 23 Millionen Dollar angewiesen, wofür Tom einen fünfzigprozentigen Anteil an Neverland erhielt. Endlich war die Ranch gerettet. Ich fühlte mich überglücklich und kann nur vermuten, was mein Bruder bei Erhalt der Nachricht empfunden hat.
Wenn die Leute fragen, warum Tohme-Tohme im Juni 2008 zu seinem Manager ernannt wurde, so kann ich nur antworten, dass dies der Hauptgrund dafür war, und hinzufügen, dass er und Tom Barrack sich wie Helden verhielten – nicht nur in meinen Augen, sondern auch in Michaels.
Im Laufe der nächsten Wochen versuchte sich Tohme-Tohme ein Bild von der wahren Situation sämtlicher Geschäftsbeziehungen meines Bruders zu machen, was mir die Augen öffnete. Ich realisierte, wie knapp Michael seinem finanziellen Untergang entkommen war. „Jermaine, die Ausgaben sind ungeheuerlich. Wir haben den Krieg noch nicht gewonnen“, klagte Tohme-Tohme, als er sich bis in die kleinsten Details vorgearbeitet hatte. Er erklärte mir, dass Sony exorbitante Summen für solche Kleinigkeiten wie Schreibwaren in Rechnung stellte. 150.000 Dollar kostete die Security monatlich, und weitere 150.000 Dollar wurden für Blumen ausgegeben – monatlich! Und Michael verfügte lediglich über 600.000 Dollar an Cash auf der Bank. Mein Bruder war das klassische Beispiel für einen überaus reichen Menschen mit verhältnismäßig kleinen Bargeldreserven. Sein
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