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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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eingetrichtert, dass er in der Öffentlichkeit den netten Jungen spielen sollte, der als Freund zu haben war, aber gleichzeitig hieß es, Mädchen seien Gift für die Karriere und würden ihn daran hindern, immerzu der Beste zu sein. Wenn er daran gezweifelt hatte, wie ernst dieses ungeschriebene Gesetz zu nehmen war, dann änderte sich das an dem Tag, als Joseph Tito mit Dee Dee erwischte, seiner Jugendliebe, die er später auch heiratete.
    Tito stand am Schultor und wartete darauf, abgeholt zu werden, als unser Vater mit dem Wagen vorfuhr und sah, wie sein Sohn Dee Dee küsste. Damit war er reif für eine echte Abreibung. Als Tito in den Bus stieg, fiel Joseph richtig über ihn her. Tito protestierte, schrie immer wieder, wie sehr er dieses Mädchen liebte, aber Joseph prügelte weiter auf ihn ein und brüllte, dass Tito mit seinen selbstsüchtigen Taten die ganze Gruppe gefährde. Ich weiß, dass Michael diese Sache sehr unter die Haut ging, denn danach sprach er abends, wenn wir auf Tour länger aufblieben, nur noch im Flüsterton über Mädchen. Er wollte immer von mir wissen, wie man Frauen richtig behandle, und fragte sich zum Beispiel, wann die richtige Zeit gekommen sei, um bei einer Verabredung den ersten Schritt zu machen. „Ich möchte ein Gentleman sein“, sagte er und klang damit fast eher wie vierzig und nicht wie vierzehn.
    Dabei war Michael gar nicht so völlig unerfahren. Jackie und ich hatten ihn bei verschiedenen Gelegenheiten als unseren Vermittler eingesetzt, wenn Joseph gerade nicht hinsah. Unser Vater kam nie auf den Gedanken, dass die Kleinen zu älteren Mädchen gehen würden, und deshalb wurde Michaels niedliche Anziehungskraft zu unserer Geheimwaffe. „Siehst du die Süße da drüben“, sagten wir, „geh mal rüber und frag nach ihrer Telefonnummer.“
    Wenn er nicht in eigener Sache unterwegs war, kannte Michael keine Schüchternheit; er ging ganz locker zu den Mädchen hin und fing an zu reden. Wir sahen, wie sie ihn ganz hingerissen ansahen, und bei neun von zehn Malen kam er wirklich mit einem Zettel zurück und hatte seine Mission nonchalant erledigt. „Hier ist ihre Nummer. Sie ist echt nett!“, sagte er dann.
    Allerdings hatten wir damals einen ziemlich unterschiedlichen Geschmack. Während ich mich nach Mädchen umsah, die leicht zu haben waren, hatte Michael eine eher idealisierte Vorstellung von einer jungen Lady. Während ich davon träumte, sie in mein Zimmer zu schmuggeln, träumte er davon, mit ihr ein Eis zu essen und Zeichentrickfilme zu gucken. Er war sehr wählerisch, ich nicht. Tatsächlich studierte er Mädchen – und später Frauen – ebenso detailliert, wie er Bilder der alten Meister betrachtete. Jede Einzelheit war ihm wichtig – welche Angewohnheiten sie hatte, wie ihr Haar aussah, ihr Lächeln oder die Art, wie sie ging. Und seine Traumfrau musste „aufrichtig und nett“ sein. Das waren seine Worte. Als Junge überlegte er laut, ob „Aufrichtigkeit“ zu viel verlangt sei. „Werden sie uns denn um unserer selbst willen lieben, oder nur, weil wir die Jackson 5 sind?“
    Gewöhnlich gab ich ihm daraufhin den realistischen Rat: „Michael, nimm diese Mädchen so, wie sie sind – sie bewundern uns vielleicht für das, was wir machen, aber sie kennen uns ja nicht richtig.“
    „Aber sie lieben uns … und sie würden alles für uns tun!“
    Es ist hart, wenn man als großer Bruder die Hoffnungen der Kleinen zerstören muss, aber ich erklärte ihm trotzdem den Unterschied zwischen den Fans, die ich mit in mein Zimmer nahm, und der wahren Liebe, von der er ganz romantisch träumte. „Aber du musst dir über diese ganzen Sachen jetzt sowieso noch keine Gedanken machen“, setzte ich dann meist hinzu, um der Sache ein wenig die Schärfe zu nehmen.
    Michael konzentrierte sich daraufhin noch mehr auf seine Verliebtheit in Diana Ross, die für ihn die Traumfrau schlechthin verkörperte. „Ein Mädchen muss so würdevoll und schön wie Diana sein“, sagte er, und diese Einstellung hatte er auch als Erwachsener noch. Einmal bekam ich mit, wie er zu Hause Janet und La Toya ärgerte, die damals im Teenageralter war, und den beiden sagte: „Ihr seid nicht hübsch, solange ihr nicht ausseht wie Diana!“
    Auch auf Tournee mussten wir uns weiterhin unserer Schulbildung widmen: Wir bekamen eine Privatlehrerin, Rose Fine, die auch Janet unterrichtete. Auf den ersten Blick hätte man sie für eine besonders strenge, unnachgiebige Direktorin halten können, mit ihrer

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