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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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auf die einzige Zuflucht, die er je kennengelernt hatte, und sein inneres Gleichgewicht fand er „im glücklichen Einklang mit Gott“, wie er es formulierte.
    1972 waren die Commodores, eine sechsköpfige Gruppe aus Alabama, zur Motown-Familie gestoßen. Sie begleiteten uns daraufhin als Vorgruppe bei der nächsten Tournee. Lionel Richie war damals in erster Linie Saxophonist, während Clyde Orange für den Leadgesang zuständig war. Wir hatten sehr viel Spaß mit ihnen, zwischen uns gab es eine besondere Art der Kameraderie, vielleicht ein gewisses Südstaaten-Band. Einmal, bei einem Gig in der Hollywood Bowl, kreischten die Mädchen bei dem Commodores-Auftritt sogar lauter als bei uns … weil nämlich an diesem Tag ihre Bühnenkleidung nicht rechtzeitig eingetroffen war und sie in ihren Unterhosen auf die Bühne kamen. Mit ihren Beinen stahlen sie uns wirklich die Show.
    Inzwischen war Joseph zu der Überzeugung gelangt, dass Randy es verdiente, sich innerhalb der Gruppe zu bewähren, und er ließ ihn nun die Bongos spielen. Er wurde dabei ziemlich ins kalte Wasser geworfen und sollte sich ausprobieren, stieß aber nicht dauerhaft zur Band, jedenfalls noch nicht, aber er entwickelte sich zu einem guten Performer und zu einem unvergleichlichen Songwriter. Dabei wünschten wir uns damals, dass seine Qualitäten mehr beim Tennis als beim Bongospiel gelegen hätten, denn im „weißen Sport“ fegten uns die Commodores vom Platz. Sie forderten unseren Ehrgeiz enorm heraus, aber wir hatten keine Chance – wie wir später erfuhren, waren sie allesamt äußerst trainierte Spieler, die Stipendien innegehabt hatten. Ich war überzeugt davon, dass sich hinter Lionel Richie in Wirklichkeit Arthur Ashe verbarg, der erste dunkelhäutige Tennisspieler, der es je in ein Daviscup-Team der USA schaffte. So gut war er.
    In den Hotels verbrachten wir viel Zeit in den Zimmern der Commodores und sahen ihnen dabei zu, wie sie jammten und Songs schrieben. Sie hatten ihre Keyboards dabei und arbeiteten Ideen aus, und das war für uns sehr spannend: Wir waren schließlich eine Gruppe, die ausschließlich die Songs anderer Leute interpretierte. Ich sehe die Szene noch vor mir – Michael lag auf dem Bett, und Lionels Freundin (und spätere Ehefrau) Brenda flocht ihm kleine Zöpfchen, während Lionel Impulse für neue Songs zu finden versuchte. Die Commodores waren noch sechs Jahre von ihrem großen Hit „Three Times A Lady“ entfernt, aber für uns war es äußerst inspirierend, mitzuerleben, wie die Songs von einer Stadt zur anderen Gestalt annahmen.
    Damals formten sich bereits eigene Ideen in Michaels Kopf. „Ich fühle so viele Songs in mir“, sagte er. Tatsächlich hatte er schon vor der Tour mit den Commodores begonnen, seine eigene kreative Stimme bei Motown stärker durchzusetzen und seine Vorstellungen zunehmend zu verwirklichen. Der entscheidende Augenblick kam dann mit der Aufnahme des Songs „Lookin’ Through The Windows“. Michael hatte sich auf eine bestimmte Art der Präsentation versteift, und als er diese Idee bei der Corporation nicht durchbekam, ärgerte er sich so sehr, dass er bei Mr. Gordy persönlich anrief. Fünf Minuten später kehrte er ins Studio zurück: Der Boss hatte ihm recht gegeben. Seit diesem Tag vertraute er immer stärker auf seine eigenen kreativen Instinkte, während ihm die anderen auch immer mehr freie Hand ließen. Er improvisierte sehr viel, ließ sein Feeling den Song bestimmen, aber offenbar war man bei Motown davon sehr angetan, denn seine Interpretation wurde in der Endfassung beibehalten. Und als Michael damals im Alter von 13 Jahren mitbekam, dass die Commodores ihr Songwriting voll und ganz selbst übernahmen, fachte das seinen kreativen Ehrgeiz enorm an.
    Wenn er später auf unsere ständigen Tourneen zurückblickte, sagte er oft, dass sie uns daran gehindert hätten, dauerhafte Freundschaften zu pflegen. Ein randvoller Terminkalender und das Leben aus dem Koffer machten es schwierig, intensive Kontakte aufrechtzuerhalten. Aber während der gemeinsamen Tourneen mit den Commodores entstand ein enges Band zwischen ihm und Lionel Richie, das sein Leben lang hielt. Daraus ergab sich später ihre Zusammenarbeit für die Benefizsingle von USA For Africa, „We Are The World“, die 1986 als Song des Jahres und Schallplatte des Jahres ausgezeichnet wurde und Michael Warmherzigkeit in die ganze Welt transportierte.
    „Was hat der Kapitän gerade gesagt?“, fragte ich verblüfft. Wir

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