Young Sherlock Holmes 1
Junge?«, fragte Surd. »Glaubst du, da ist irgendetwas drin, das dich retten könnte? Da liegst du falsch. Ganz falsch.«
»Das Einzige, was mich retten kann, ist mein Verstand«, antwortete Sherlock und zog das Tablett hinter seinem Rücken hervor. Gelber und pulvriger Pollenstaub stieg auf und brachte ihn zum Husten.
Surd holte wieder mit der Peitsche aus und zielte dabei diesmal auf Sherlocks rechtes Auge. Aber Sherlock hielt das Tablett wie einen Schild in die Höhe, so dass sich die Peitsche darum wickelte und die Metallspitze sich ins Holz bohrte und steckenblieb. Mit aller Kraft zog Sherlock am Tablett, wodurch dem überraschten MrSurd der Peitschengriff aus der Hand gerissen wurde und zur Seite wegflog.
Surd brüllte auf wie ein wütender Stier und stürzte mit ausgebreiteten Armen auf Sherlock zu. Sherlock griff sich ein weiteres Tablett aus der Kiste und ließ es auf Surds Kopf niederkrachen. Völlig in gelbes Pulver eingehüllt, taumelte der Narbenmann stark hustend zurück. Sollte Surd das hier überleben, würde er von nun an sogar noch mehr Narben auf dem Kopf haben.
Allerdings würde Sherlock dann auch nicht mehr am Leben sein.
Sherlock trat nach vorne. Er packte Surd an den Ohren, zerrte dessen Kopf nach unten und riss sein Knie hoch. Mit einem knirschenden Knacken, das nicht viel leiser war als der Knall von Surds Peitsche, brach dessen Nase. Er stolperte nach hinten, und von Mund und Kinn tropften Rotz und Blut.
Ehe Surd noch einmal angreifen konnte, nahm Sherlock in Windeseile die Peitsche vom Boden auf, zerrte die Metallspitze aus dem Holztablett und entwirrte den ledernen Peitschenriemen.
Als Surd wie ein wütender Berserker aus einer Pollenwolke hervorstürmte, um sich auf ihn zu stürzen, schlug Sherlock mit der Peitsche auf ihn ein. Er hatte noch nie zuvor eine Peitsche benutzt, aber Surd nun schon einige Male dabei beobachten dürfen. Er wusste, was er zu tun hatte, und im nächsten Augenblick schnellte der Peitschenriemen auch schon auf den riesigen Schlägertypen zu. Mühelos fräste sich die Metallspitze durch Surds Wange, und er selbst wurde von der Wucht des Treffers nach hinten geschleudert.
Geradewegs in einen der Bienenstöcke.
Das Gestell fiel um und Surd stürzte genau darauf. Krachend zerbarsten die Holzlatten, als sie fast zeitgleich mit Surd auf den Steinboden aufschlugen. Surd lag in den Trümmern und war über und über mit dem klebrigen und wachsigen Inhalt des Bienenstocks bedeckt.
Und mit Bienen. Tausenden von Bienen.
Sie bedeckten sein Gesicht und seinen Kopf wie eine lebende Kapuzenmütze, krochen in Nase, Mund und Ohren und stachen überall, wo sie hingelangten. Er schrie. Ein leiser, pfeifender Ton, der lauter und lauter wurde. Er wälzte sich wie wahnsinnig auf dem Boden herum, um die Tiere zu zerquetschen. Aber der einzige sichtbare Erfolg bestand darin, dass er noch einen weiteren Bienenstock umstieß.
Innerhalb weniger Sekunden war MrSurd unter einer Decke von Insekten verschwunden, die auf jeden Quadratzentimeter Fleisch einstachen, den sie finden konnten. Seine Schreie wurden von den Bienen gedämpft, die mittlerweile sogar seinen Mund füllten.
Entsetzt wich Sherlock zurück. Noch nie zuvor hatte er etwas so Schreckliches gesehen. Er hatte um sein Leben gekämpft, aber was mit MrSurd passierte, war so schrecklich, dass ihm übel wurde. Er hatte einen Mann getötet.
»Kann man dich nicht mal einen Moment lang allein lassen?«, hörte er plötzlich Matty hinter sich.
»Denkst du etwa, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mich dauernd in Kämpfe verwickeln zu lassen?«, sagte Sherlock, dem bewusst wurde, dass seine Stimme zitterte und er kurz vor einem hysterischen Anfall war. »Aber irgendwie gerate ich einfach immer hinein.«
»Na ja, jedenfalls scheinst du deine Sache ja ganz gut zu machen«, sagte Matty.
»Ich weiß jetzt, was wir tun müssen«, erwiderte Sherlock und versuchte, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. Er zeigte auf die gelben Pollenwolken, die sich nun langsam in der riesigen Kammer aufzulösen begannen.
»In diesen Kisten da sind Pollentabletts aufeinandergestapelt. Wir müssen die Pollen überall hier im Raum verstreuen.«
»Warum?«, fragte Matty.
»Erinnerst du dich daran, was du mir in Farnham über die Bäckerei erzählt hast?«, erwiderte Sherlock.
Mattys Augen leuchteten auf. Er hatte verstanden. »Alles klar«, sagte er grinsend. Doch gleich darauf verfinsterte sich sein Gesicht wieder. »Aber was
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