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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Vielleicht hatte er es anhand von Windrichtung und Tidenströmung vorausberechnet, aber vielleicht hatte er auch nur gut geraten. Sherlock hatte keine Ahnung, und es war ihm auch egal. Er wollte einfach nur in eine warme Decke gehüllt und in ein weiches Bett gepackt werden. Und zum ersten Mal seit langer Zeit sollte das, was er wollte, auch tatsächlich in Erfüllung gehen.
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, hörte er Möwen vor dem Fenster kreischen, und die von der Meeresoberfläche reflektierten Sonnenstrahlen zauberten wellenförmige Muster an die Zimmerdecke.
    Er war am Verhungern. Er warf die Bettdecke von sich und sah sich um. Über einer Stuhllehne hingen ein paar Kleidungsstücke für ihn bereit, die ihm nicht gehörten, doch genau die richtige Größe zu haben schienen. Rasch zog er sich an und ging dann auf einer Treppe hinunter, von der er gar nicht mehr wusste, wie er sie hochgekommen war. Die Treppe führte in die Gaststube einer Taverne, die scheinbar Zimmer an Reisende vermietete. Und an Abenteurer.
    Die Vorderseite des Gasthauses führte auf eine schmale offene Fläche hinaus, die nach einigen Metern jäh zum Meer hin abfiel. Im grellen Sonnenlicht musste Sherlock die Augen zunächst zusammenkneifen. Dann erblickte er Matty. Sein Freund saß draußen an einem Tisch und vertilgte gerade ein riesiges Frühstück. Neben ihm saß Amyus Crowe und paffte eine Pfeife.
    »Morgen«, sagte Crowe in freundlichem Ton. »Hunger?«
    »Ich könnte ein Pferd fressen.«
    »Lass Ginny das lieber nicht hören.« Crowe wies auf einen Platz am Tisch. »Setz dich. Das Essen wird gleich soweit sein.«
    Sherlock setzte sich. Seine Muskeln schmerzten, in den Ohren läutete es immer noch von der Explosion, und seine trockenen Augen brannten. Irgendwie fühlte er sich anders. Älter. Er hatte nicht nur Menschen sterben sehen, sondern deren Tod in einigen Fällen auch selbst verursacht, er war mit Laudanum betäubt und mit einer Peitsche gefoltert worden. Wie konnte er da jetzt einfach wieder zurück zur Deepdene-Schule gehen?
    »Ist alles klargegangen?«, fragte er schließlich.
    »Dein Bruder hat die Nachricht, die wir geschickt haben, erhalten und ist gleich aktiv geworden. Soweit ich gehört habe, wurde ein Schiff der Navy zum Fort entsandt. Aber nach dem zu urteilen, was du gestern Nacht noch vor dich hingemurmelt hast, werden sie nicht viel mehr als Asche vorfinden.
    Und selbst wenn die britische Regierung die französischen Behörden dazu bewegen kann, Maupertuis’ Château zu durchsuchen, so glaube ich nicht, dass sie viel mehr als leere Räume vorfinden werden. Er wird samt seiner Dienerschaft geflohen sein. Aber seine Verschwörung ist wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Dank dir und Matty.«
    »Sein Plan hätte nie funktioniert«, sagte Sherlock und musste an die Auseinandersetzung denken, die Virginia und er mit dem Baron ausgetragen hatten. »Jedenfalls nicht so, wie er es wollte.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber ich denke, dass einige Menschen gestorben wären, und ihr habt sie gerettet. Dafür muss man euch danken. Das wird übrigens auch dein Bruder tun, wenn er kommt.«
    »Mycroft kommt hierher?«
    »Er sitzt bereits im Zug.«
    Eine Frau mit Schürze kam aus der Taverne. Sie trug einen Teller, der mit allem Möglichem beladen war, was man sich für ein Frühstück nur wünschen konnte. Plus diverser Köstlichkeiten, die Sherlock noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Lächelnd stellte sie den Teller vor Sherlock ab.
    »Hau rein«, forderte Crowe ihn auf. »Du hast es dir verdient.«
    Sherlock hielt einen Moment lang inne. Alles um ihn herum schien auf einmal überaus scharf umrissen und dennoch gleichzeitig leicht entrückt zu sein.
    »Bist du okay?«, fragte Crowe.
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete Sherlock.
    »Du hast eine Menge durchgemacht. Du bist k. o. geschlagen und mit Laudanum betäubt worden. Diverse Schlägereien und einen Rudermarathon nicht zu vergessen. Das muss sich zwangsläufig auf den Organismus auswirken.«
    Laudanum. Sherlock musste an die seltsamen Träume denken, die ihn heimgesucht hatten, als er betäubt und nach Frankreich verschleppt worden war. Er empfand einen Anflug von … Ja, von was eigentlich? Melancholie? Vielleicht. Wehmut. Oder gar Verlangen? … Bestimmt nicht. Was immer für ein Gefühl es auch sein mochte, er verdrängte es für den Moment. Er hatte von Leuten gehört, die von der Wirkung des Laudanums abhängig geworden waren, und er

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