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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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steif.«
    »Was war denn gestern?«
    »Das werde ich dir beim Radfahren erzählen.« Sherlock blickte die Straße hinunter, die am Tor vorbeiführte. »Ist hier ein Reiter vorbeigekommen und hat eine Weile halt gemacht?«
    »Ja. Der ist an mir vorbeigeritten und hat ein Stück weiter vorne gehalten.« Er wies nickend auf die Stelle, an der Sherlock den Reiter gesehen hatte. »Sah aus, als ob er was beobachten würde. Aber dann ist er wieder weitergeritten.«
    »Hast du ihn erkannt?«
    »Hab nicht richtig auf ihn geachtet. Macht das was?«
    Sherlock schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie schlugen die entgegensetzte Richtung ein, die der Reiter genommen hatte, und radelten die Straße entlang auf Farnham zu. Sherlock hatte lange nicht mehr auf einem Hochrad gesessen und fuhr zunächst heftig schlingernd hinter Matty her. Aber es dauerte nur ein paar Minuten, bis er den Bogen wieder raus hatte und gleichauf mit Matty war. Während sie Seite an Seite auf der Straße dahinfuhren – über sich das Schatten spendende Blättergewölbe der mächtigen Alleebäume und rechts und links Felder voller leuchtend gelber Blumen –, erzählte er Matty, was er gestern erlebt hatte. Er berichtete von dem Mann, den er von dem Haus aus, wo Matty der merkwürdigen Wolke begegnet war, bis zum Lagerschuppen verfolgt hatte, dann von dem mit Kisten beladenen Wagen und schließlich natürlich auch vom Feuer. Matty löcherte ihn permanent mit Fragen, und Sherlock ertappte sich unversehens dabei, wie er kleine Einzelheiten der Geschichte noch einmal wiederholte, sich dabei in Erklärungen verhedderte und irgendwie nicht auf den Punkt kam. Er war alles andere als ein begnadeter Geschichtenerzähler. Und einen Moment lang wünschte er, er hätte jemanden, der einfach die Fakten aus seinem Kopf nehmen könnte, um sie in einer Art und Weise anzuordnen, die einen Sinn ergab.
    »Du hast Glück gehabt, dass du da lebend rausgekommen bist«, sagte Matty, als Sherlock zu Ende erzählt hatte. »Ich hatte mal ’nen Job in ’ner Bäckerei. Vor ein paar Monaten. Ist abgebrannt. Ich hatte Schwein, dass ich das überlebt habe.«
    »Was ist da passiert?«, fragte Sherlock.
    Matty schüttelte den Kopf. »Der Bäcker war ein Idiot. Hat ein Streichholz für seine Pfeife angezündet. Gerade in dem Moment, als wir die Mehlsäcke aufgemacht haben.«
    »Und was hatte das mit dem Feuer zu tun?«
    Matty sah ihn irritiert an. »Ich dachte, jeder weiß, dass Mehlstaub in der Luft wie Sprengstoff ist. Wenn ein Mehlkörnchen Feuer fängt, breitet es sich in einer Sekunde überall hin aus, wie ein überspringender Funke.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Die ganze Bäckerei wurde in Stücke gesprengt. Ich hatte Glück, weil ich gerade hinter einem Tisch war. Trotzdem hat es einen ganzen Monat gedauert, bis meine Haare wieder ordentlich nachgewachsen sind.« Er blickte zu Sherlock auf und fügte hinzu: »Na ja, egal. Was willst du jetzt machen?«
    »Wir sollten alles dem hiesigen Constable erzählen«, antwortete Sherlock. Schon als er das aussprach, merkte er, wie unsinnig das klang. Zwei Leichen, eine seltsame Todeswolke, ein mysteriöses gelbes Puder und eine Bande von Schlägertypen, die einen Lagerschuppen in Brand steckten – das alles hörte sich viel zu sehr nach typischen Phantasiegespinsten von Kindern an.
    Immerhin
waren
tatsächlich zwei Männer gestorben und die rußgeschwärzten qualmenden Überreste des Lagerschuppens würden noch einige Zeit für sich sprechen. Somit ließ sich also zumindest die Hälfte der Geschichte durch Fakten untermauern. Der Rest allerdings bestand im Grunde viel zu sehr aus wilden Spekulationen und phantastischen Mutmaßungen, die einfach aneinandergereiht worden waren, um die Lücken im Gedankengebäude zu schließen.
    Ein Blick in Mattys Gesicht verriet Sherlock, dass sein Begleiter so ziemlich dasselbe dachte. Er kniff frustriert den Mund zusammen. Er kannte niemanden in der Gegend, der ihnen helfen könnte, und die Leute, die es hätten tun können, waren nicht in der Gegend. Es war paradox.
    Doch dann sah er in Gedanken plötzlich Amyus Crowes eindrucksvolle Gestalt vor sich. Eine Welle der Erleichterung durchdrang ihn und riss die düstere Wolke der Unsicherheit, die ihn eingehüllt hatte, mit sich fort. Es war, als hätte eine Woge kalten Wassers Schlamm und Schmutz von einem Stein gespült. Crowe schien jemand zu sein, der mit einem Jugendlichen so redete, als wäre er erwachsen. Außerdem verfügte er

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