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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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über einen logisch arbeitenden Verstand. Er ließ sich nicht einfach vom äußeren Anschein leiten, sondern gelangte lieber mit Hilfe einzelner Indizien nach und nach zu den richtigen Schlussfolgerungen. Er war der Einzige, der ihnen tatsächlich Glauben schenken könnte.
    »Wir werden es Amyus Crowe erzählen«, sagte Sherlock.
    Matty blickte skeptisch drein. »Der große Kerl mit der komischen Stimme und den weißen Haaren?«, fragte er. »Bist du sicher?«
    Sherlock nickte entschlossen. »Bin ich.« Doch gleich darauf machte er ein langes Gesicht und ließ die Schultern sinken. »Aber ich weiß nicht, wo er wohnt. Wir müssen wohl warten, bis er wieder bei meinem Onkel auftaucht. Oder meinen Onkel fragen, wo er ist.«
    Matty schüttelte den Kopf. »Er hat ein Haus am Stadtrand gemietet«, sagte er. »War früher mal das Cottage vom Jagdhüter. Mit den Rädern können wir wahrscheinlich in einer halben Stunde da sein.« Er bemerkte Sherlocks überraschten Gesichtsausdruck. »Was denn?«, fügte er hinzu. »Ich weiß eben Bescheid, wo hier wer wohnt, so ziemlich jedenfalls. Wenn ich wissen will, wo sich mit großer Wahrscheinlichkeit jederzeit Essen auftreiben lässt, gehört das dazu. Ich muss wissen, wie ein Ort wie dieser so taktet. Wo die Leute wohnen, wo sich der Markt befindet oder das Getreide lagert. Nicht zu vergessen, wo sich der Constable morgens, mittags und abends meist rumtreibt oder welche Obstgärten bewacht werden und welche nicht. Das ist eine Frage des Überlebens.«
    .Beobachtungsgabe, dachte Sherlock und erinnerte sich daran, was Amyus Crowe ihm erzählt hatte. Am Ende lief alles auf Beobachtungsgabe hinaus. Denn hatte man erst genug Fakten, konnte man fast alles herausfinden.
    Und eben das war das Problem mit den beiden Leichen und der Todeswolke … Sie hatten einfach nicht genug Fakten.
    Unter Umgehung der Hauptstraßen, auf denen zu dieser Tageszeit jede Menge Leute unterwegs sein würden, radelten die beiden durch die Stadt. Abgelenkt vom Wirrwarr aus Vermutungen, Fakten und Hypothesen, das ihm im Kopf herumschwirrte, verging die Zeit für Sherlock wie im Flug. Und kaum hatten sie sich auf den Weg gemacht, hielten sie zu seiner Überraschung auch schon vor dem Steincottage, in dem Amyus Crowe anscheinend wohnte.
    Sherlock nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Er spähte zur gegenüberliegenden Wegseite hinüber und sah einen gesattelten Hengst, der auf einer Koppel graste. Einen schwarzen Hengst mit einem braunen Fleck, der sich über seinen Hals zog.
    Er kannte das Tier. Wegen der großen Entfernung seinerzeit hätte er es nicht beschwören können, aber er war ziemlich sicher, dass es dasselbe Pferd war, das er bereits zweimal gesehen hatte. Mit einem mysteriösen Reiter auf dem Rücken, der ihn beobachtete.
    Ein Schauder durchfuhr ihn, und er spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Was ging hier vor sich?
    Matty hielt sich im Hintergrund und wartete an der Pforte, während Sherlock durch den Vorgarten auf das Haus zusteuerte. Kurz vor der Tür wandte er sich um und blickte Matty fragend an.
    »Ich bleib hier«, verkündete der Junge mit finsterer Miene.
    »Was ist denn los?«
    »Ich kenn den Kerl nicht. Vielleicht passt ihm meine Nase nicht.«
    »Ich sag ihm, dass du in Ordnung bist und man dir vertrauen kann. Dass du mein Freund bist.«
    Als ihm das Wort »Freund« über die Lippen kam, verspürte er einen plötzlichen Anflug von Überraschung. Vermutlich war Matty tatsächlich sein Freund, aber der Gedanke verwirrte Sherlock. Noch niemals zuvor hatte er so etwas wie einen Freund gehabt. Definitiv nicht in der Schule und nicht einmal an ihrem Familiensitz, dem Ort, der für ihn als Zuhause galt. Die Kinder, die dort in der Gegend lebten, hatten das Haus der Holmes gemieden. Denn in ihren Augen waren sie gesellschaftlich höher Stehende, Angehörige des Landadels, die sich in unerreichbaren Sphären bewegten. Infolgedessen hatte Sherlock die meiste Zeit alleine verbracht. Selbst Mycroft war kaum über die Rolle einer tröstlichen Präsenz hinausgelangt. Er hatte den ganzen Tag in der Familienbibliothek gehockt und sich dort durch die riesige Büchersammlung gearbeitet, die die Familie über Generationen hinweg erworben hatte. Nicht selten kam es vor, dass Sherlock Mycroft nach dem Frühstück in der Bibliothek allein ließ und ihn dann zur Mittagessenszeit noch in genau derselben Position wiederfand wie am Morgen. Der einzige Unterschied bestand lediglich darin, dass der Stapel

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