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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Winzige Krallen trippelten ihm über Arme, Beine, Kopf und Rücken.
    Ein widerlicher, beißender Gestank wie nach altem Urin drang ihm in die Nase. Seine Finger schlossen sich um einen kleinen Arm, und Sherlock zog aus Leibeskräften. Mit weit aufgerissenen Augen und den Mund schon zum Schreien geöffnet tauchte das Mädchen aus dem Rattenberg auf. »Du bist in Sicherheit«, beruhigte Sherlock sie. Er schob sie zurück in die Arme ihrer Eltern. Dankbar rissen sie das Mädchen an sich und umarmten es.
    Und dann war die Rattenflutwelle über sie hinweggezogen, mit Ausnahme von ein paar kranken und lahmen Nachzüglern. Sherlock konnte sehen, wie die Tiere in beide Tunnelrichtungen vor dem Rauch davonflitzten, der weiterhin aus dem Seitentunnel quoll. Der Schlägertyp, der Sherlock geschnappt hatte, klopfte sich immer noch verzweifelt die Kleidung ab, und unter dem Kleidungsstoff konnte Sherlock mehrere hin- und herhuschende Ausbeulungen erkennen. Wie es aussah, waren ein paar der um ihr Leben rennenden Tiere von unten in die Hosenbeine geflitzt und in ihrer Panik dann aus dieser Falle nicht mehr herausgekommen. Sherlock wandte sich ab und wollte gerade schon in Richtung des südlichen Flussufers zurücklaufen, als ihm die beiden anderen Schläger einfielen. Höchstwahrscheinlich würden sie oben am Schachteingang auf ihn warten. Nein, seine beste Chance bestand darin, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, und so rannte er den Tunnel hinunter auf das Nordufer der Themse zu. Schließlich gab es ja Brücken und Fährleute, um wieder ans andere Ufer zu kommen. Er würde schon zurückfinden. Irgendwann jedenfalls.
    Sherlock hastete durch den Tunnel und entfernte sich immer weiter vom Feuer. Männer in bunt zusammengewürfelten Uniformen kamen mit Wassereimern an ihm vorbeigerannt: offenbar eine freiwillige Feuerwehrtruppe, die für die Sicherheit im Tunnel zuständig war. Er achtete nicht weiter auf sie und rannte weiter.
    Schließlich erreichte er das Nordufer der Themse.
    Der dortige Schacht samt seiner in Spiralen nach oben führenden Treppenstiege war das exakte Spiegelbild seines Pendants auf der anderen Flussseite. Fast am Ende seiner Kräfte stapfte er auf den Steinstufen nach oben, und auf jeder Galerieebene musste er erst einmal anhalten, um zu verschnaufen.
    Aus der Dunkelheit in das Licht der Nachmittagssonne zu treten war dann, als wäre er aus der Hölle ins Paradies entkommen. Die Luft roch süß, und die leichte Brise war angenehm kühl auf der Haut.
    Er blieb einen Augenblick stehen und schloss die Augen, um das Gefühl in vollen Zügen zu genießen. So einfach und doch so perfekt.
    Die Gegend am nördlichen Tunneleingang schien etwas besser zu sein als die Südseite. An den Kais lagen dicht aneinandergedrängt Schiffe aller Größen, und auf den Gangways schleppten Heerscharen von vierschrötigen Hafenarbeitern emsig Güter zwischen Schiffen und Kaianlagen hin und her. Sherlock ging am Ufer der Themse an den Schiffen vorbei und hielt nach einer Brücke Ausschau, auf der er wieder auf das andere Ufer hinüberkäme. Er wusste, dass mehrere Brücken über die Themse führten. Er hatte nur keine Ahnung, ob sich diese in der Nähe von Rotherhithe und dem Tunnel befanden. Aber logischerweise musste er irgendwann auf eine stoßen, wenn er lange genug weiterging. Vorausgesetzt natürlich, er ging in die richtige Richtung, sprich auf das Stadtzentrum zu. Allerdings hatte er daran kaum einen Zweifel. Denn wenn der Tunnel sich in Ostlondon befand, was ja der Fall war, und er diesen von Süd nach Nord durchquert hatte, was ebenfalls der Fall war, und er sich dann aus dem Tunnel kommend nach links wandte, müsste er zwangsläufig in die richtige Richtung gehen. Das Sarbonnier Hotel, in dem Amyus Crowe ihre Zimmer reserviert hatte, lag fast direkt am Themseufer und noch dazu am nördlichen. Wenn er also weit genug lief, würde er es vermutlich auch finden. Viel lieber jedoch wollte er eigentlich wieder über die Themse zurück, um Amyus Crowe und Matty Arnatt ausfindig zu machen.
    Etwa eine halbe Stunde später stieß er tatsächlich auf eine Brücke: ein riesiges Gebilde mit Zwillingstürmen aus grauem Stein auf beiden Ufern und einer gepflasterten Fahrbahn, die auf beiden Seiten von zahlreichen Läden und Ständen gesäumt war. Müde schleppte er sich über die Brücke und ignorierte das Geschrei der verschiedenen Händler, die ihm, von einem ganzen Ochsen bis hin zu einer geladenen Pistole, alles Mögliche zu

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