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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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fiel, sah er, dass ihre Augen wütend funkelten. Sie fauchte und krabbelte in die Dunkelheit zurück. Aber er wusste, dass sie sich nicht weit entfernt hatte. Sie war immer noch da, beobachtete ihn und wartete auf ihre Chance.
    Wieder drohten die Emotionen ihn zu überwältigen. Und jäh verkrampfte sich sein Magen, als er auf einmal an Matty denken musste, der sich ebenso wie diese Kinder auch irgendwie durchschlug und sich ständig fragen musste, woher er die nächste Mahlzeit nehmen sollte. Wie viel wäre nötig, um Matty in ein solches Leben hinabzustoßen? Vermutlich nicht viel. Dies waren keine wilden Tiere, sondern Kinder, um Himmels willen!
    Als er weiterging, vernahm er ein Scharren in der Dunkelheit. Das Mädchen folgte ihm. Und von irgendwo weiter weg vernahm er unartikulierte, aufgeregte Kläfflaute, die nur von den anderen Kindern stammen konnten, die nach ihm suchten.
    Kinder oder Tiere, das spielte keine Rolle. Er würde sterben. Es gab keinen Ausweg. Er spürte, wie sein Herz gegen die Rippen hämmerte, seine Lungen verzweifelt nach Luft rangen und seine Beinmuskeln schmerzhaft protestierten, als er weiter vorantaumelte. Er würde es nicht schaffen.
    »Ein Viertelpenny für dein Leben«, zischte plötzlich eine Stimme irgendwo neben ihm.
    »In Ordnung«, keuchte er. »Ein Viertelpenny, abgemacht.«
    »Ich muss das Geld gleich sehen«, beharrte die Stimme.
    Sherlock ließ eine Hand in seine Tasche gleiten und holte etwas Wechselgeld hervor. »Das kannst du alles haben, wenn du mich lebend hier rausbringst.«
    Das Kind im Dunkeln sog scharf die Luft ein. »So viel hab ich noch nie im Leben gesehen!«, flüsterte es. »Du musst ganz schön reich sein!«
    »Das wird mir nicht viel nützen, wenn ich hier unten sterbe«, sagte Sherlock mit drängender Stimme, die Laute der in der Dunkelheit suchenden Kinder im Ohr. »Bring mich dahin zurück, wo ich reingekommen bin!«
    »Das geht nicht. Die halten da nach dir Ausschau und liegen auf der Lauer. Wir müssen einen anderen Weg nehmen.«
    Sherlock schluckte. »Was für einen?«
    »Folge mir.«
    An Sherlocks Seite tauchten die Umrisse einer Gestalt auf. Fast kam es ihm so vor, als hätte sie sich direkt aus dem Mauerwerk gelöst. Sie – er? – reichte Sherlock kaum bis zur Brust, doch in seinen Augen lag etwas, das ihn sehr viel älter erscheinen ließ. Dieser Junge war Zeuge von Dingen geworden, von denen Sherlock hoffte, sie nie in seinem Leben sehen zu müssen.
    »Wie heißt du?«, fragte Sherlock, als das Kind wie ein Fisch durch die Dunkelheit davonschlüpfte.
    »Hab keinen Namen«, hallte darauf ein Flüstern von den Wänden wider.
    »Jeder hat einen Namen«, beharrte Sherlock.
    »Nicht hier unten. Namen sind zu nichts nütze.«
    Sherlocks vagem Eindruck nach hatte sich das Kind wieder seitwärts gewendet, zurück zur gewölbten Mauer, von der es gekommen war. Als Sherlock sich zu der Stelle hinüberbewegte, stieß er auf einen Spalt, der sich vom Boden aufwärts bis auf Kopfhöhe erstreckte: kein Riss, sondern eine eigens konstruierte Aussparung, angelegt vielleicht zu Belüftungszwecken. Sherlock hörte ein Scharren von drinnen. Er holte tief Luft und folgte dem Jungen.
    Die nächsten fünf Minuten waren die schlimmsten seines Lebens. Eingezwängt zwischen zwei senkrechten Wänden aus feuchten, bröckeligen Ziegelsteinen, quetschte er sich tiefer und tiefer ins Unbekannte voran.
    Fast meinte er dabei, die blinden Insekten zu hören – nein vielleicht auch einfach zu
fühlen
–, wie sie nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt durch ihre verborgenen Kanäle krabbelten. Rauer Ziegelstein schrammte ihm über Gesicht und Hände. Von Wand zu Wand gespannte Spinnenweben verfingen sich in seinen Haaren, und er spürte, wie von ihnen
Dinge
in seinen Kragen fielen. Mit aller Macht musste er gegen das fast überwältigende Verlangen ankämpfen, sich die Kleidung abzuklopfen, um die ekligen Krabbelviecher zu töten. Hin und wieder stießen seine tastenden Hände auf irgendetwas Nasses, das in Rinnsalen die Wand hinabfloss. Seiner Vermutung nach handelte es sich um Wasser, auch wenn er im Dunkeln nicht sehen konnte, wie die Flüssigkeit aussah. Falls es jedoch Wasser war, dann roch es nicht so, wie er es gewohnt war. Es hatte außerdem eher etwas Klebriges, ja etwas Lebendiges an sich, so als würde er sich tiefer und tiefer in den Rachen eines uralten riesigen Drachen schieben und als wäre das, was er spürte, ätzender Speichel.
    Er nahm wahr, wie der Boden

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