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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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miteinander verband, lag einsam und verlassen da. So schnell es ihm der gegen die Beine schlagende Violinenkasten erlaubte, rannte Sherlock mit klopfendem Herzen zur Charing Cross Road zurück.
    Wenigstens war nun eine Frage beantwortet. Wer auch immer Mycroft eine Falle gestellt hatte, interessierte sich noch immer für sie.
    Sich stets in der Menge haltend und permanent die Leute um sich herum musternd, eilte Sherlock zum Sarbonnier Hotel zurück, und als er dort ankam, brannten ihm die Lungen vor Anstrengung. Er fand Mycroft in Unterhaltung mit einem großen, vierschrötigen Mann vor, der dank seines wuchtigen Mantels sogar noch gewaltiger wirkte. Seine Schultern waren so breit, dass er Sherlock fast wie ein Schrank vorkam. Sein üppiges rotes Haar war nicht auf die Kopfhaut beschränkt, sondern setzte sich in prächtigen Koteletten, einem extravaganten Schnurrbart und einem enormen, spatenförmigen Kinnbart fort.
    »Ah, das ist Mister Kyte«, unterbrach Mycroft ihre Unterhaltung. »Er ist der Intendant von
Kyte’s Theatre-Company
. Mister Kyte, dies ist mein … Schützling … Scott Eckersley.« Er warf Sherlock einen warnenden Blick zu, doch der hatte bereits begriffen, dass er – ebenso wie vermutlich Mycroft – einen Decknamen benutzte.
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Sherlock und schüttelte dem Mann die Hand. Die Rückseiten von Mr Kytes Händen waren mit rötlich braunen Härchen bedeckt; und so wie Sherlocks Handfläche beim Zudrücken piekste und prickelte, war es gut möglich, dass dies auf den Innenseiten nicht anders war.
    »Ganz meinerseits, Söhnchen, ganz meinerseits«, erwiderte Mr Kyte mit tiefer Schnaufstimme. »Mr Sigerson hier hat mir erzählt, dass du dich gut mit Seilen und Bühnenbildern auskennst.«
    »So ist es, Sir«, verkündete Sherlock mit strahlender Miene und fragte sich, wovon der Mann da eigentlich redete. Er starrte in Mr Kytes Gesicht. Irgendetwas daran kam ihm merkwürdig vor. Und dann sah er es: Um Augen, Nase und Wangen herum waren kleine, vernarbte Schnitte zu erkennen, und Sherlock fragte sich, wie die da wohl hingekommen waren.
    »Famos. Ganz famos. Nun, komm nachher ins Theater, um das Ensemble und die Crew kennenzulernen.« Er wandte sich wieder an Mycroft – oder an Mr Sigerson, wie er von jetzt an für Sherlock hieß. »Noch einmal herzlichen Dank dafür, dass Sie sich unserem bunten Team anschließen. Ich bin sicher, es wird ein Abenteuer, von dem Sie noch Ihren Enkeln erzählen können.«
    »In der Tat«, erwiderte Mycroft. »Es ist zwar unwahrscheinlich, dass ich mit Enkeln ende, aber für den Fall der Fälle sollte ich mir wohl schon mal reichlich Notizen machen.«
    Mr Kyte verließ sie, und Sherlock wandte sich an Mycroft. »Mister Sigerson? Der Sohn von Siger? Was Besseres ist dir nicht eingefallen?«
    »Ich musste schnell reagieren«, rechtfertigte sich Mycroft. »Nicht gerade die komfortabelste Situation für mich.« Er starrte auf den Violinenkasten unter Sherlocks Arm. »Was ist das?«
    »Das ist … eine Violine. Im Kasten.«
    »Ja, das sehe ich. Die Frage war rhetorisch. Du hast doch Rhetorik im Rahmen deines Griechischunterrichts an der Schule gehabt, oder? Die eigentliche Frage, zu der du dadurch inspiriert werden solltest, lautet: Warum bist du losgezogen und hast eine Violine gekauft, wo ich dir doch gesagt habe, dass du dir was Warmes zum Anziehen besorgen sollst?«
    Sherlock dachte rasch nach. »Da waren zwei Männer hinter mir her«, sagte er. »Also bin ich in einen Laden. Aber sie sind mir gefolgt. Daher musste ich durch den Hinterausgang raus. Ich hab die Violine spontan gekauft, weil …«
    »Weil du etwas gebraucht hast, um dein Erscheinungsbild zu verändern, etwas, das dich anders aussehen lässt.« Sherlock konnte an Mycrofts Stimme erkennen, dass sein Bruder gewisse Zweifel an dieser Geschichte hegte. »Das ist eine beunruhigende Entwicklung. Denn es bedeutet, dass sie immer noch hinter uns her sind. Das macht es sogar noch dringender erforderlich, so rasch wie möglich das Land zu verlassen.«
    Während Mycroft so sprach, fühlte Sherlock sich alles andere als wohl in seiner Haut. Sicher, er hatte Mycroft nicht direkt angelogen. Aber er hatte die Reihenfolge der Ereignisse verändert, um die Sache so aussehen zu lassen, als hätte er die Violine aus einem anderen Grund gekauft als der simplen Tatsache, dass er sich schlicht und einfach in das Instrument verliebt hatte.
    »Na gut, ich schätze, falls uns kalt ist, können wir die

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