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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Achseln. »Zum großen Teil reise ich durch die Lande, frei wie ein Vogel und ebenso arm. Ich kann mich unbehelligt durch die meisten mitteleuropäischen Länder bewegen. Niemand kümmert sich großartig um einen umherziehenden Violinisten wie mich. Ich schnappe dabei Gerüchte auf und höre Gespräche in Tavernen mit und solche Dinge eben. Und die gebe ich dann an Mr Holmes hier weiter.«
    »Anhand dessen, worüber sich Bauern bei einem Glas Bier unterhalten, lässt sich oft mehr über den wirtschaftlichen Zustand eines Landes sagen, als man aus Zeitungsinformationen entnehmen könnte«, erklärte Mycroft. »Ich beschäftige auf der ganzen Welt eine Vielzahl von Leuten, deren einzige Aufgabe darin besteht aufzunehmen, was in der Öffentlichkeit alles gesagt wird, es zu filtern und mich mit den wesentlichen Erkenntnissen zu versorgen.«
    »Und der Umzug nach Farnham?« Sherlocks Hände zitterten, und er musste sie unter dem Tisch zusammenpressen, damit niemand es wahrnahm. Er fühlte sich
betrogen
. »Wessen Idee war das?«
    Stone blickte zu Mycroft hinüber. Als Sherlocks Bruder stumm blieb, sagte Stone: »Als ich nach England zurückkehrte, bat Mr Holmes mich, eine Weile im Land zu bleiben. Um zu sehen, was sich so über den Zustand der Nation heraushören ließe. Ich schlug vor, damit in Hampshire anzufangen.« Er machte eine Verlegenheitspause. »Ich wollte sehen, was für Fortschritte dein Violinenspiel so macht.«
    »Ich habe mir eine neue Violine gekauft«, brachte Sherlock hervor. Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme leise.
    »Die würde ich gerne mal sehen.«
    Mycroft hüstelte. »Mr Stone wird uns nach Russland begleiten. Er ist bereits zuvor in diesem Land herumgereist, und natürlich brauchen wir auch einen Violinenspieler, um die Ensembleliste des Theaters zu komplettieren.« Er schwieg einen Moment und fuhr dann mit sanfterer Stimme fort. »Sherlock, glaube mir. Ich hätte all das niemals aus einem anderen Grund als zu deinem Besten getan. Und ich hätte dir gegenüber nie darüber gesprochen, wenn es nicht absolut notwendig gewesen wäre.«
    »Dadurch ist es noch lange nicht in Ordnung«, erwiderte Sherlock. Er stand auf. »Ich gehe an die frische Luft.«
    »Sei heute Nachmittag pünktlich um vier Uhr am King’s Theatre«, wies Mycroft ihn an. »Wir treffen uns da mit unseren Reisegefährten.«
    Sherlock ging, ohne zu antworten, davon. Hinter sich hörte er Mycroft noch sagen: »Nein, lassen Sie ihn gehen. Mit der Zeit wird er verstehen, dass das, was ich getan habe, absolut logisch und nur zu seinem eigenen Schutz war.«
    Er verließ das Hotel und trat auf die Straße. Es begann gerade zu regnen, und er spürte das kalte Prickeln von Regentropfen, die ihm ins Gesicht rieselten. Aber irgendwie schien er es gar nicht richtig wahrzunehmen. Alles um ihn herum war grau und uninteressant. Bedeutungslos.
    Er wandte sich nach links und setzte sich in Bewegung, ohne sich wirklich darum zu kümmern, wohin er ging. Mit aller Macht schirmte er seinen Geist ab, unterdrückte jeden aufkeimenden Gedanken an seinen Bruder, Rufus Stone oder die Reise nach Amerika, die sich nun größtenteils als abgekartetes Spiel herausgestellt hatte. Er ging einfach so dahin und beobachtete seine Umgebung. Wie eine Art bewegliche Rechenmaschine nahm er die Fakten um sich herum auf und gestattete seinem Verstand lediglich, sie miteinander in Verbindung zu bringen. Der Mann mit dem rot gepunkteten Halstuch dort am Türeingang: Er hatte sich eine Krankheit eingefangen, vermutlich in Indien, und würde, dem Aussehen seiner Haut nach zu schließen, in einer Woche tot sein. Die Uhr, die der Gentleman mit dem Zylinder gerade konsultierte, gehörte nicht ihm: Höchstwahrscheinlich hatte er sie jemandem gestohlen, und der Diebstahl lag erst ein paar Tage zurück. Der Bettler an der Ecke da, der auf einer flachen Rollkarre kauerte und ein Schild um den Hals trug, auf dem zu lesen stand, dass seine Beine gelähmt waren – in Wirklichkeit ging er mehrere Meilen am Tag zu Fuß, den Abnutzspuren seiner Schuhsohlen nach zu urteilen.
    All dies schloss Sherlock aus den Dingen, die er beobachtete, und nichts davon interessierte ihn. Nicht im Geringsten.
    Während er so dahinging, verlor er allmählich das Zeitgefühl. Doch als er irgendwann einen Blick auf seine Uhr warf, stellte er fest, dass es fast vier war, und er registrierte, dass er sich bereits unweit von Whitechapel befand. Sein Unterbewusstsein hatte ihn in die richtige

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