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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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erfasste Sherlock schon bald die subtilen Feinheiten dieser Spiele.
    Die Art, wie die Zwillinge mit den Karten umgingen, weckte seine Faszination. Sie bedienten den Stapel wie professionelle Spieler, mischten ihn mit spielerischer Leichtigkeit und verteilten die Karten mit eleganter und präziser Gewandtheit.
    Schließlich fragte er sie, wie sie das bewerkstelligten, und sie zeigten ihm zunächst die unterschiedlichen Arten des Mischens: die Überhand, den Kattar, den Weave, den Table-Riffle, den Hand-Riffle und den Strip. Es war, wie sie versicherten, alles eine Frage von Geschicklichkeit und Training. Das war natürlich das Gleiche, was Rufus Stone einst über das Violinenspiel gesagt hatte; und so borgte Sherlock sich einen Kartenstapel, als sie zu Ende gespielt hatten, und verbrachte die nächsten paar Stunden damit, wieder und wieder die verschiedenen Techniken des Kartenmischens zu trainieren. Mit seinen schlanken Fingern und eiserner Hartnäckigkeit hatte er bald den Bogen raus, und von da an war er im Mischen und Kartenausteilen Henry und Pauly fast ebenbürtig.
    Am dritten Tag hatte das Hinausstarren aus dem Fenster seine Faszination verloren, und nachdem er sich mit Hilfe seines englisch-russischen Wörterbuches ausgiebig mit den komplexen Besonderheiten des russisch-kyrillischen Alphabets vertraut gemacht hatte, ertappte er sich immer häufiger dabei, wie er die Schauspielerinnen und Schauspieler beobachtete: Mr Malvin, Mr Furness, Miss Dimmock und Mrs Loran. Er versuchte, die Fertigkeiten, die Amyus Crowe ihm beigebracht hatte, anzuwenden, um Erkenntnisse über ihre Lebensgeschichte und ihre Eigenschaften zu gewinnen. Aber wie sich herausstellte, geriet er dabei dauernd auf den Holzweg. Immer wenn er gerade meinte, er hätte eine bestimmte Schlussfolgerung über einen von ihnen untermauern können, kam irgendetwas daher und warf wieder alles über den Haufen. Vielleicht hatte es etwas mit ihrem Schauspieltraining zu tun. Vielleicht handelte es sich bei dem, was er jeweils sah, um unterschiedliche Charaktere, die in ihnen hervortraten, ohne dass es ihnen selbst bewusst war.
    Einmal, als der Zug durch eine besonders sumpfige und öde Landschaft ratterte, nahm Sherlock wahr, dass Mr Furness – der ältere und dickere Schauspieler mit den von Äderchen durchzogenen Wangen und der Blumenkohlnase – einen Kasten auf seinem Schoß hatte und dessen Inhalt sortierte, bei dem es sich um verschiedene Tiegelchen und Töpfchen zu handeln schien. Er merkte, dass Sherlock ihn beobachtete, und bedeutete ihm, näher zu kommen.
    »Theater-Make-up«, sagte er. Sein Atem roch nach Gin. »Hast du bestimmt schon gesehen, oder?«
    »Nicht von so nahe«, gestand Sherlock. »Normalerweise halte ich mich ja hinter der Bühne auf.«
    »Diese Ausrüstung begleitet mich schon seit Jahren«, vertraute er Sherlock an. »Ich habe hier Gesichtsfarben aus Bienenwachs und Hammelfett, denen jeweils Zink, Blei, Ruß, Karmin, Ultramarin, Ocker oder Preußisch Blau beigemischt ist, die für den Farbton sorgen. Dann gibt’s da noch all den anderen Krempel: angekohlter Kork und Ruß für Augenlider und Wimpern, angebranntes Papier für Hautschattierungen, Mastixgummi, um Perücken zu fixieren, oder falsches Haar für Schnurrbärte. Wenn du diese Sachen geschickt verwendest, kannst du deine Gesichtszüge völlig verändern, zumindest aus der Entfernung betrachtet.«
    Sherlocks ungläubigen Blick wahrnehmend, fuhr er fort: »Pass auf, wenn du zum Beispiel die hervorspringenden Teile deines Gesichts wie Nase oder Wangenknochen mit einer leichteren Farbe betonst, werden deine Züge überzeichnet. Legst du etwas dunkle Schattierung auf die Einbuchtungen, gewinnen sie an Tiefe. Durch Variationen von Betonungen und Schattierungen lassen sich hängende Wangen, Stirnfalten, Tränensäcke und hervorstehende Venen zaubern. Und wenn all das nichts nützt …« Er holte eine Metallbüchse aus dem Kasten. »Nasenkitt!«
    »Nasenkitt?«, fragte Sherlock ungläubig.
    »Verändert die Form deiner Nase, deines Kinns – jedes Gesichtsteils eben, das sich nicht viel bewegt. Nasenkitt dehnt und biegt sich nicht, siehst du. Wenn du also was davon auf deine Wangen schmierst, wird es bröckeln. Aber du glaubst ja nicht, wie sehr eine andere Nasen- oder Kinnform dein Aussehen verändert. Dein bester Freund würde dich nicht erkennen!«
    Endlich, nachdem Sherlock schon jedes Gefühl für Tage und Stunden verloren hatte und sich die ganze Reise in einem zeitlosen

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