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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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gewöhnten, erkannte Sherlock, dass es hier unten doch Licht gab. Der Kanaldeckel über ihm war nämlich mit lauter winzigen Löchern versehen, durch die dünne Lichtstrahlen nach unten drangen. Weiter vor und hinter sich konnte er ähnliche Lichtinseln ausmachen. Wohin auch immer er geraten war, so würde er doch zumindest in der Lage sein, sich zu orientieren.
    Er konnte sehen, dass er in einem schnell fließenden Gewässer stand. Statt der gewölbten Ziegelsteinmauern eines Abwasser- oder Entwässerungskanals, die er eigentlich erwartet hatte, befand sich auf beiden Seiten in etwa drei Metern Entfernung ein mit Felsen und schlammiger Erde bedecktes Ufer.
    In sanftem Anstieg führte es von ihm fort. Sherlock erkannte, dass es von vereinzelt stehenden, mickrigen Gräsern und Teppichen gespenstisch weißen Grases bewachsen war. Weiter oben wurden die Hangflächen auf beiden Seiten jeweils von einer Ziegelsteinmauer begrenzt. Diese trug eine ebenfalls aus Ziegelsteinen bestehende Decke, die sich vor und hinter ihm in die Dunkelheit erstreckte.
    Moos hing in langen Wedeln von ihr herab. Für Sherlock sahen sie aus wie die Tentakel irgendeiner bizarren Kreatur, die blind nach ihrer Beute tastete.
    Ein plötzliches knirschendes Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Direkt über ihm wurde der Kanaldeckel geöffnet. Eine breite Säule hellen Lichtes fiel auf das schlammige Wasser hinab, in dem er stand. Rasch watete er ein paar Schritte in Fließrichtung des Wassers, um nicht entdeckt zu werden.
    »Wo ist er?«, fragte eine raue Flüsterstimme von oben. Sie sprach Französisch. Aber Sherlock registrierte einen starken Akzent. Der Mann war vermutlich Russe. »Ist er da runter?«
    »Ich kann ihn nicht sehen«, erwiderte eine andere, mürrischere Stimme in der gleichen, jedoch akzentfreien Sprache. »Was ist das hier eigentlich … so eine Art Abwasserkanal?«
    »Hast du denn von nichts ’ne Ahnung?«, flüsterte die erste Stimme. »Das hier ist der alte Neglinnaja-Fluss. Ungefähr eine Meile weiter flussabwärts fließt er in die Moskwa. Vor über fünfzig Jahren ist er überbaut worden, als man die Stadt erneuert hat.«
    Sherlock blickte sich um. Ein Fluss und kein Abwasserkanal? Das konnte von Vorteil sein. Dann würde die Neglinnaja wieder ins Freie kommen. Die Moskwa befand sich also nur etwa eine Meile weiter flussabwärts. Er konnte es schaffen!
    »Er muss hier runter sein«, sagte die mürrische Stimme. »Woanders konnte er nicht hin. Die Frage ist nur, ob er flussauf- oder flussabwärts gegangen ist.«
    »Flussabwärts«, flüsterte der andere Mann. »Er wird der Fließrichtung des Wassers folgen. Macht ja schließlich wenig Sinn dagegen anzukämpfen.« Er schwieg und dachte offensichtlich nach. »Du gehst runter und folgst ihm. Bring ihn um, wenn sich die Chance ergibt. Lass die Leiche dann im Wasser verrotten.«
    »Warum haben wir ihn uns nicht einfach auf der Straße gekrallt?«, fragte die mürrische Stimme. »Wozu all das Palaver, dass er ein Dieb ist und so?«
    »Hätten wir ihn auf der Straße geschnappt, hätte das Aufmerksamkeit erregt«, erwiderte die Flüsterstimme. »Jemand hätte sich einmischen können. Die Stadt wimmelt vor Polizei. Die Anweisung lautete, ihn aus dem Weg zu räumen. Dafür zu sorgen, dass er verhaftet wird, war die beste Möglichkeit. Jetzt jedoch, da er sich im Verborgenen aufhält, können wir sicherstellen, dass er wirklich aus dem Weg geräumt wird – für immer. Aber jetzt runter mit dir und ihm nach!«
    »Machst du Witze? Das Wasser ist ja kurz vorm Gefrieren!«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Ja,
du
gehst!«
    Der Mann mit der Flüsterstimme schnaubte verächtlich. »Wenn
du
dich mit dem Polizisten unterhalten möchtest, bitteschön! Er wird auf dich wohl kaum so hören wie auf mich als Russen! Und außerdem haben wir bereits kundgetan, dass es meine Brieftasche war, die der Junge genommen hat. Wie würde es denn wohl aussehen, wenn ich auf einmal verschwinde und du übernimmst?«
    »Ist ja gut.« Der Mann mit der mürrischen Stimme klang eingeschüchtert. »Und was wirst
du
tun?«
    »Ich werde diesen dämlichen Polizisten dazu bringen, oben eine Suchaktion auf die Beine zu stellen, entlang der Neglinnaja. Wir treffen uns dort, wo sie sich in die Moskwa ergießt.«
    Sherlocks Gedanken rasten. Er musste sehen, dass er wegkam, und zwar auf der Stelle, bevor der Mann mit der mürrischen Stimme gleich die Leiter herabstieg!
    Er setzte sich in Bewegung und versuchte, kein

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