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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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Hervorragende Arbeit, aber vergiss die Quellenangaben nicht. Später war die Handschrift auf kleinen Zetteln zusammengedrängt: Deine Kniescheiben machen mich ganz wirr. Im Auto um 15.30? Und: Lass das Fußballtraining heute ausfallen, muss noch mal deine Schulterblätter küssen …
    Einmal hatte sie ihm beim postkoitalen Kuscheln gestanden, dass sie immer gefürchtet hatte, mit sechzehn noch ungeküsst zu sein. Dass sie gefürchtet hatte, von keinem Mann begehrt zu werden und zu einer hochintelligenten, einsamen Akademikerin zu werden.
    Eine brillante Akademikerin mit mehreren Doktorgraden und vielen Katzen. Er hatte geantwortet, dass sie bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag noch viele Küsse bekommen und dann über ihre früheren Zweifel nur noch lachen würde. Wenn sie erst sechzehn war, hätte sie ihn bestimmt längst vergessen. Nie, hatte sie aus tiefster Überzeugung geantwortet.
    Ihr Gesicht wurde ganz heiß bei der Erinnerung an ihn, und ihr Blick verschwamm. Sie saß ganz still, und versuchte das Zittern in ihren Beinen unter Kontrolle zu bringen, bevor ihre Mutter von ihrem Buch aufsah und etwas bemerkte. Sie starrte auf die Karte, bis sie die Worte nicht mehr erkannte. So wenige Worte! Hätte er ihr nicht ein paar mehr gönnen können? Hätte er nicht wenigstens mit seinem Namen unterschreiben können? Nicht weil sie Gewissheit brauchte, die hatte sie, sondern weil es sein Name war. Das hätte er ihr doch schenken können!
    Sarah stand auf und sammelte ihre Geburtstagskarten und die fünfundzwanzig Dollar zusammen.
    »Kann ich zu Jamie gehen?«
    Stirnrunzelnd blickte ihre Mutter auf, bevor sie sich wieder ihrem Buch widmete. »In letzter Zeit steckst du ziemlich oft mit ihm zusammen. Ist er jetzt dein Freund?«
    Sarah bedachte den geneigten Kopf ihrer Mutter mit einer Grimasse. »Ich darf keinen Freund haben.«
    »Genau.«
    Sarah fuhr mit dem Finger über die goldene Rose.
    »Genau. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja, Sarah. Aber zieh dich bitte um. Bei so einer Kluft könnte Jamie auf die Idee kommen, dass du die Kein-Freund-Regel nicht so ernst nimmst.«
    Sarah fragte sich, woher ihre Mutter überhaupt wusste, was sie anhatte, obwohl sie sie nie eines Blickes würdigte.
    Außerdem sah Jamie Sarah nicht auf diese Weise an.
    Selbst wenn sie in der Unterwäsche aufgekreuzt wäre, hätte er sie nur zum Nintendospielen aufgefordert. Egal, sie wollte sowieso nicht zu Jamie. Sie wollte sich in den Leagues Club schleichen und sich jemanden zum Vögeln suchen. Einen Alten. Als Geburtstagsgeschenk an sich selbst, inspiriert von Mr. Carr.
    Sarah hörte nie wieder von ihm. Der sechzehnte war ihr letzter Geburtstag, den sie im Haus ihrer Eltern verbrachte, und so wusste sie nicht, ob er ihr nicht doch noch Karten geschrieben hatte, die im rostfreien Abfalleimer in der Küche ihrer Mutter gelandet waren.
    In einer kalten Julinacht, fast sieben Jahre nachdem er sie verlassen hatte, sah Sarah Mr. Carr wieder. Als ihr Bus an einer Ampel drei Straßen vor dem Restaurant anhielt, warf sie einen Blick zum Fenster hinaus und sah ihn vorbeifahren. Es war weniger als eine Sekunde, nur ein flüchtiger Eindruck von dichtem blonden Haar und schwarz gekleideten Schultern, doch sie hatte ihn erkannt.
    Sie drehte sich nach hinten, um sich zu vergewissern, aber das Auto war schon um die Ecke gebogen. Trotzdem war sie sicher. Sie hätte ihn überall wieder erkannt.
    »Aha, klar«, sagte Jamie, als sie es ihm am nächsten Tag erzählte. Er tat, als würde er Gefühl und Verstand lesen.
    Jamie hasste Mr. Carr. Jamie hasste alle Typen, mit denen Sarah geschlafen hatte, aber am meisten hasste er Mr.
    Carr, denn er war der Erste. Sie fragte sich, ob sich der vierzehnjährige Jamie Hoffnungen gemacht hatte, ihr Erster zu sein. Sie wusste, dass er früher in sie verknallt war, aber damit war es vorbei, nachdem sie mit ihm Sex gehabt hatte. Nicht wegen dem Sex, das war schön gewesen, sondern wegen der Ereignisse danach. Daran dachte sie nicht gern, also ließ sie es sein.
    »Also, du wirst es nicht glauben, aber im Telefonbuch stehen achtzehn D. Carrs. Die hab ich alle angerufen.
    Nichts. Anscheinend ist seine Nummer geheim.«
    »Du brauchst Hilfe. Du leidest an Wahnvorstellungen.«
    Sarah stupste ihn mit ihrem Stift. Jamie stupste zurück.
    Sarah nahm ihm den Stift weg und rang ihn zu Boden. Er wehrte sich kaum, als sie seine Handgelenke packte und festhielt. Sie legte ihr Gesicht direkt an seines, Nase an Nase. Wenn er ein anderer gewesen

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