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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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wäre, irgendein anderer Mann, hätte sie den Mund geöffnet, an seiner blassen Unterlippe gelutscht und ihren Körper nach unten gepresst. Er spannte die schmalen, festen Muskeln seiner gefangenen Arme an und presste seine Schenkel von außen gegen ihre. Wenn er ein anderer gewesen wäre, hätte sie den Druck erwidert.
    »Entschuldige dich«, forderte sie.
    »Keine Chance.«
    »Ich leide nicht an Wahnvorstellungen. Er war es.«
    »Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass diese Fixierung auf einen Mann, den du seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hast, vielleicht ein bisschen ungesund sein könnte?«
    »Nein.« Sarah rollte sich von ihm herunter und bemerkte, dass er ein langes Gesicht machte. Vielleicht bekam er nicht genug. Das war typisch für Frauen wie Shelley Rodgers: alles nur glänzende Lippen und bunte Haarspangen, um einen Mann anzulocken, und wenn sie ihn dann in ihren Fängen hatten, wurden sie grau und geschlechtslos.
    »Ich bin heute Vormittag in die Schule gefahren.« Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Ach du Scheiße, du hast sie wirklich nicht mehr alle.«
    »Ich wollte nur wissen, ob irgendjemand was von ihm gehört hat. Ich dachte, dass er sich vielleicht gemeldet hat, wenn er wieder hier ist. Dass er vielleicht sogar …« Sarah seufzte. Jamie hatte natürlich Recht. Es war verrückt gewesen zu glauben, dass sie nur in den alten roten Ziegelbau des englischen Fachbereichs hineinmarschieren musste, um ihn wartend hinter seinem alten Schreibtisch vorzufinden. »Auf jeden Fall war ich ganz aufgeregt und wütend und enttäuscht, und beim Weggehen habe ich diesen Jungen gesehen, der versteckt im Bushäuschen eine geraucht hat …«
    »Scheiße, Sarah, sag bloß nicht, du hast …«
    »Doch, ich habe. Ich bin zu ihm und hab gesagt: Alle, die da nicht lieben Tabak und Knaben, sind Narren. Und er darauf: ›Was soll der Scheiß?‹ Und ich: ›Das ist von Marlowe.‹ Und der Junge: ›Häh?‹ Also hab ich ihm von Marlowe erzählt, dass er bei einer Kneipenschlägerei erstochen worden ist, und das hat ihn irgendwie interessiert, und ich hab ihm gesagt, dass mir dieser Satz eingefallen ist, als ich ihn da so gesehen habe – einen hübschen Jungen, der sich hübschen Tabak in die Lunge reinzieht. Er hat mir eine Zigarette angeboten, eine selbst gedrehte, und wir haben zusammen geraucht, und dann hab ich ihm erzählt, dass Nikotin eine biphasische Droge ist. Aber das wusste er schon, er hatte es in Chemie gelernt. ›Ist zugleich entspannend und anregend‹ hat er gesagt. Und ich darauf: ›Wie ein Orgasmus.‹ Und er wurde rot wie eine Tomate, und dann habe ich …«
    »Hör auf! Mein Gott, das ist widerlich, Sarah. Und wahrscheinlich auch noch strafbar!«
    Sarah lachte. »Reg dich ab. Er ist sechzehn. Alles total legal und total köstlich.« Der Junge war wirklich herrlich gewesen: trainiert wie ein griechischer Gott, mit babyglatter Brust, sagenhaft kurzen Erholungspausen und einer Leidenschaft, die seine Unbeholfenheit mehr als wettmachte. Natürlich war er nicht das gewesen, wonach sie gesucht hatte, aber das war niemand. Sie waren alle nur ein Trost.
    Jamie packte sie an den Schultern. »Du hast ein Problem, Sarah. Du bist irgendwie sexsüchtig.«
    »Ach was! Normalerweise lachst du, wenn ich dir so was erzähle. Was hast du denn heute?«
    Er ließ ihre Schultern los, doch dann nahm er gleich ihre Hand und drehte sie nach oben. Ohne etwas zu sagen, zeichnete er ihr Linien auf die Handfläche. Den ganzen Nachmittag war er schon so komisch gewesen.
    Hilfsbedürftig. Immer wieder fasste er sie an und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Er schien drauf und dran, ihr etwas mitzuteilen, doch jedes Mal überlegte er es sich wieder anders und sah weg.
    »Jamie, was ist los?«
    Er ließ ihre Hand fallen und hob das Buch auf. »Was soll ich hier drin gleich wieder suchen?«
    »Sexuelle Anspielungen.«
    »Bei Jane Austen?«
    »Lach nicht.« Sie schnappte sich Stolz und Vorurteil und blätterte zu einer markierten Seite vor. »Zum Beispiel: Caroline bietet Mr. Darcy an, ihm seinen Füllfederhalter zu reparieren. Wörtlich sagt sie: ›Ich repariere Füllfederhalter erstaunlich gut.‹ Und Darcy antwortet darauf: ›Danke – aber meinen repariere ich immer selbst.‹«
    »Na und?«
    »Mein Gott, ihr Finanztypen seid vielleicht vernagelt!
    Mr. Darcy sagt Caroline, dass er lieber masturbiert, als sie an seinen ›Füllfederhalter‹ ranzulassen.«
    Jamie schleuderte sein Buch auf den Boden. »Nicht

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