Zärtlich verführt
niemand
entdecken, der Matt ähnelte. Da ihr bewusst war, dass sie
plötzlich von mehr als einem Dutzend Männern gemustert
wurde, machte sie sich erhobenen Hauptes auf den Weg. Als sie durch
die offene Tür das Restaurant betrat, brauchte sie einen Moment,
bis sich ihre Augen an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten.
Dann sah sie sich um und bemerkte, dass niemand da war. Ihr mulmiges
Gefühl wich sofort einer leichten Irritation. Garantiert war
ihre Zeit nicht so wertvoll wie seine, aber zumindest hätte er
so höflich sein können, kurz aufzutauchen, wenn er einen
Termin vereinbart hatte.
"Emily?"
sagte jemand hinter ihr. "Emily Douglas, bist du das?"
Sie
erstarrte, und ihr Herz begann, laut zu klopfen. Sie kannte diese
Bariton-Stimme, die ihr noch immer durch und durch ging. Du bist über
ihn hinweg, erinnerte sie sich selbst. Sie zwang sich, sich
umzudrehen und ihn anzusehen. Doch sein Anblick verwirrte sie einen
Moment. Entgegen ihrer Erwartung hatte er keinen teuren Anzug an,
sondern trug wie die anderen Arbeiter ausgeblichene Jeans und ein
ärmelloses T-Shirt, das durchgeschwitzt an seiner gebräunten,
muskulösen Brust klebte. Seinen Händen sah man die harte
Arbeit deutlich an. Sein Gesicht war dreckig. Die Haare waren unter
einem roten Tuch und die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille
versteckt. Aber das Lächeln war unverkennbar. Es hatte sich tief
in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Er
nahm die Sonnenbrille ab, und starrte sie mit seinen dunkelbraunen
Augen an.
Emily
würde diese Augen und seinen Blick in jener Nacht vor vielen
Jahren nie vergessen. Die Zärtlichkeit, die darin zu lesen
gewesen war, ebenso wenig wie die Reue, die sie am nächsten
Morgen darin entdeckt hatte.
"Emily
…", er musterte sie erstaunt, "… ich habe
dich kaum erkannt."
Und
er sieht genauso gut aus wie damals und hat sich seinen jungenhaften
Charme bewahrt, dachte sie. Er wirkte nur etwas reifer, was ihm aber
sehr gut stand. Auf Fotos und bei Interviews im Fernsehen wirkte er
immer größer, als er in Wirklichkeit war. Doch jetzt stand
er direkt vor ihr und schien immer noch derselbe alte Matt zu sein.
Ihr Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, dass sie kaum atmen
konnte. Hier geht es nur ums Geschäft, ermahnte sie sich.
Erledige einfach deinen Job. "Du hast wegen eines Konzepts für
die Bepflanzung angerufen."
Ein
Konzept? überlegte er. Ihm fehlten die Worte. Er war vollkommen
fasziniert von der Frau, die da vor ihm stand. Als sie aus dem
Lieferwagen geklettert war, hatte er beim Anblick ihrer unglaublich
langen Beine und des knackigen Pos in den Khaki-Shorts fast
vergessen, wie er hieß. Oh, Mann, warum hatte Ty ihn nicht
gewarnt? Aus dem jungenhaften Mädchen von einst war eine
wahnsinnig aufregende Frau geworden. Er konnte nicht anders, als sie
anzustarren. Er betrachtete ihre hellblonden Haare, durch die er mit
den Fingern gefahren war. Ihren schlanken Hals und ihre sanft
gerundeten Brüste, die sich so gut angefühlt hatten. Dann
ließ er den Blick zu ihrem straffen Bauch wandern, den er mit
heißen Küssen überzogen hatte, und zu ihren schönen,
langen Beinen mit der glatten, seidigen Haut. Er konnte sich noch
immer daran erinnern, wie sie diese Beine um ihn geschlungen hatte.
Als
sie aus dem Lieferwagen ausgestiegen war, hatte er geglaubt, dass sie
ihm die falsche Person geschickt hatten. Es war Tys Idee gewesen, die
Gärtnerei anzurufen, für die Emily arbeitete. Matt brauchte
wirklich Pflanzen für sein zukünftiges Restaurant, aber er
hatte Ty klar gemacht, dass er Emily unter keinen Umständen
belügen oder hintergehen würde.
Emily
sah ihn argwöhnisch an. "Du hast wegen eines Konzepts in
der Gärtnerei angerufen."
"Ein
Konzept", wiederholte er und fragte sich, ob er den Verstand
verloren hatte. Das hier verlief absolut nicht so wie geplant. Er
brachte ja kaum einen zusammenhängenden Satz über die
Lippen. Er hatte nicht erwartet, dass Emily diese Empfindungen ihn
ihm wachrufen würde. Aber sie hatte es ja schon immer geschafft,
dass er Gefühle entwickelte, die er nicht haben sollte.
"Entschuldige", sagte er, "ich bin nur ein bisschen
überrascht, dass du hier bist. Du siehst anders aus."
Sie
hob spöttisch die Augenbrauen. "Anders? Meine Güte,
Conway. Ich fühle mich geschmeichelt."
"So
habe ich es nicht gemeint. Ich …"
"Hör
mir zu. Mir ist bewusst, dass die Situation für uns beide nicht
besonders angenehm ist. Aber ich habe einen Job zu erledigen. Also
lass uns das Beste daraus machen, okay?
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