Zärtlich verführt
verführen wollte – oder, besser
gesagt, verführen sollte. "Das ist doch ein Scherz,
richtig?"
Ty
machte ein ernstes Gesicht. "Ich weiß, dass zwischen euch
beiden irgendetwas geschehen ist, kurz bevor du nach Kalifornien
gegangen bist. Aber hör mich erst an, bevor du Nein sagst."
Dass
"irgendetwas geschehen" war, hörte sich für Matt
an wie die Untertreibung des Jahres. Es war schon eher so gewesen,
dass er Emilys Herz gebrochen und sie verlassen hatte. Aber es wäre
nicht ehrlich gewesen, ihr Hoffnungen auf eine Beziehung zu machen.
Ungeachtet seiner Gefühle für Emily, verdiente sie mehr,
als er ihr zu geben bereit war. Und obwohl sie sich geschworen
hatten, Freunde zu bleiben, war es nach der einen gemeinsam
verbrachten Nacht nie mehr so wie früher gewesen. Er war nicht
mehr derselbe wie vorher gewesen. Aber es würde ja zumindest
nicht schaden, wenn er Ty ausreden ließ, bevor er ihm den
Gefallen abschlug.
Er
verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf einen
Sägebock. "Ich höre."
"Es
gibt da ein Problem mit Emilys Freund."
Matt
registrierte einen Anflug von Eifersucht. Natürlich hat Emily
inzwischen einen Freund. Sie ist eine erwachsene Frau, sagte er sich.
Hatte er wirklich geglaubt, dass sie all die Jahre seinetwegen
unfähig gewesen wäre, sich in einen anderen Mann zu
verlieben? Nun, gehofft hatte er das wohl … Nein, ich will
Emily glücklich sehen, dachte er. Sie verdient es, glücklich
zu sein. "Was für ein Problem?" fragte er Ty.
"Ich
weiß, dass sie gern heiraten und eine Familie haben würde.
Aber dieser Mann scheint sich nicht binden zu wollen. Die Beziehung
hat keine Zukunft. Ich denke, dass sie eigentlich unglücklich
ist, es sich aber schlichtweg nicht eingestehen will. Es braucht
sicher nur einen kleinen Anstoß, damit ihr klar wird, dass sie
einen Fehler macht. Und da kommst du ins Spiel."
"Was
soll ich denn dabei tun?"
"Verbringe
Zeit mit ihr, Matt. Zeig ihr, um wie vieles glücklicher sie ohne
ihn sein kann. Meine Eltern und ich haben versucht, mit ihr darüber
zu reden, aber du weißt ja, wie dickköpfig Emily sein
kann. Sie bleibt schon aus Prinzip mit dem Typen zusammen. Nur um zu
beweisen, dass wir im Unrecht sind."
"Ty,
ich bin nicht auf der Suche nach einer Frau, mit der ich eine Familie
gründen kann. Wenn sie das im Sinn hat, bin ich nicht der
richtige Mann für sie. Und ich werde sie nicht belügen."
"Ich
bitte dich nicht, sie zu belügen. Sei unbedingt ehrlich zu ihr."
"Mir
ist nicht klar, wie diese Verführung deiner Meinung nach
aussehen soll. Wie weit soll ich dabei gehen?"
"So
weit, wie du gehen musst."
Matt
konnte kaum glauben, was Ty ihm da vorschlug. "Wir reden doch
von derselben Emily, oder? Von deiner Zwillingsschwester, der auf der
High School kein Junge zu nahe kommen konnte, ohne befürchten zu
müssen, dass du ihm sämtliche Knochen brechen würdest?
Reden wir von dieser Emily?"
"Ich
weiß, dass du versuchen kannst, ihr nur ein Freund zu sein."
Und
wenn mir eine Freundschaft nicht genügt? fragte sich Matt.
Damals hatte ihm das auch nicht gereicht. In der Vergangenheit war es
schließlich unvermeidlich gewesen, Emily wehzutun. Aber er
wollte sie nicht noch einmal verletzen. Ihm gefiel der Gedanke, dass
sie unglücklich war, absolut nicht. Aber er war nicht gerade das
probate Gegenmittel dafür.
Tys
Ton wurde drängender. "Da ist noch etwas. Meine Eltern und
ich haben Grund zur Annahme, dass dieser Mann in illegale
Machenschaften verwickelt sein könnte. Er und Emily arbeiten
zusammen. Falls er geschnappt wird, könnte sie sich
unwissentlich mitschuldig gemacht haben."
"Inwiefern
illegal?" fragte Matt besorgt.
"Ihm
gehört eine Gärtnerei. Er erhält ständig
Lieferungen aus der ganzen Welt, und er verlässt immer wieder
aus geschäftlichen Gründen das Land."
"Geht
es um Drogen?" stieß Matt bestürzt hervor.
"Das
war unser erster Gedanke."
"Dann
erzähl ihr von deinem Verdacht."
"Denkst
du denn, sie würde mir das tatsächlich glauben?"
fragte Ty. "Wir reden hier über Emily, die um jeden Preis
immer Recht haben muss. Sie würde mich laut auslachen."
Matt
fluchte leise. "Setz den Typ doch einfach so unter Druck, dass
ihm nichts anderes übrig bleibt, als mit ihr Schluss zu machen."
"Du
weißt doch genau, was Emily dann tun würde."
Ja,
das wusste Matt. Sie war so verdammt stur, dass sie dann erst recht
bei dem Mann bleiben würde.
"Emily
macht keine halben Sachen. Wenn sie die Beziehung mit ihm beendet,
wird sie auf
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