Zärtlich verführt
Dekorateur hat meine einzige andere Kopie."
Er
will nur seinen Ordner, dachte sie. Wie kam sie nur darauf, dass er
sie aus einem anderen Grund sehen wollte? Warum sollte er an jemandem
wie ihr interessiert sein, wenn er unzählige andere Frauen haben
konnte? Schönere und aufregendere … Und warum war sie
jetzt enttäuscht und nicht erleichtert? "Wirst du
verschwinden, wenn ich ihn dir hole?"
"Großes
Pfadfinder-Ehrenwort."
"Warte
hier einen Moment. Ich werde gleich zurück sein." Emily
ging an ihm vorbei zur Vorderseite des Gebäudes und nahm seine
starke Ausstrahlung wahr. Der Mann strotzte vor Kraft, und, was es
noch schlimmer machte, er war sich dessen auch bewusst. Sie betrat
ihr winziges Büro und nahm den Ordner vom Schreibtisch. Aber als
sie sich damit herumdrehte, prallte sie gegen Matts Brust.
Emily
wich zurück und stieß gegen die Kante ihres Schreibtischs.
"Was machst du hier?"
Matt
griff hinter sich und machte die Tür zu. "Ich sorge für
etwas Privatsphäre."
"Du
hast mir dein Pfadfinder-Ehrenwort gegeben, dass du verschwinden
würdest."
Er
grinste breit und sah fast wieder aus wie der Matt von früher.
"Ich war nie bei den Pfadfindern."
Das
war genau die Art Täuschungsmanöver, zu denen auch der Matt
von früher gegriffen hätte, und sie amüsierte sich
darüber. Doch sofort rief sie sich zur Ordnung. Nein, sie wollte
ihn nicht mögen. Wenn sie anfing, ihn wieder gern zu haben,
könnte es sehr schnell passieren, dass sie mehr für ihn
empfand. Dann würde er weggehen, und sie würde erneut
nichts mehr von ihm hören. "Was willst du von mir, Conway?"
"Ich
möchte einfach nur mit dir reden. Ich habe dich vermisst."
"Du
hast mich vermisst? Das würde allerdings erklären, warum du
dich nicht gemeldet und mich nie besucht hast. Ich muss dir ja
wirklich ganz fürchterlich gefehlt haben."
"Deine
Eltern haben mich in L.A. besucht. Du hättest mit ihnen kommen
können."
Emily
hatte es gewollt. Es hatte ihr schrecklich zugesetzt, ihre Eltern
wegfahren zu sehen und zu wissen, dass sie Matt treffen würden.
Sie hätte das auch so gern getan. Aber ein Wiedersehen hatte
nicht zur Debatte gestanden, sonst wäre ihr gebrochenes Herz nie
geheilt. "Ich kann mich nicht erinnern, eine Einladung erhalten
zu haben."
"Du
warst immer willkommen."
"Oh,
dann hätte ich also deine Gedanken lesen müssen, wie das
Frauen offensichtlich ab und zu tun sollen. Ich hätte dir sagen
sollen, dass ich an dem Tag in der Schule gefehlt habe, als uns diese
Fähigkeit beigebracht wurde."
Matt
schaute sie prüfend an. "Ich kann mich nicht erinnern, dass
du früher so zynisch warst."
"Ich
bin realistisch." Das Telefon auf ihrem Schreibtisch läutete,
und sie drehte sich um, um den Hörer abzunehmen. Als sie die
Stimme am anderen Ende der Leitung erkannte, wurde ihre Stimmung noch
düsterer.
"Emily,
meine Liebe", sagte Alex' Mutter in scharfem Ton. "Ich muss
mit meinem Sohn sprechen."
"Tut
mir Leid, aber Alex ist heute Nachmittag außer Haus." Und
morgen und übermorgen auch, dachte Emily.
"Das
ist jetzt das dritte Mal, dass ich ihn in dieser Woche zu erreichen
versuche. Haben Sie ihm nicht ausgerichtet, dass er mich zurückrufen
soll?"
Emily
hasste es, zu lügen, um wieder einmal Alex Haut zu retten. "Er
ist so beschäftigt, dass er es wahrscheinlich vergessen hat."
Damit beschäftigt, sich mit Sonnenöl einzureiben und
exotische Drinks zu schlürfen, hätte sie am liebsten
hinzugefügt. Er war nicht an sein Handy gegangen und hatte auch
ihre Nachrichten auf der Mailbox ignoriert. Sie kannte das Gefühl,
von der eigenen Familie unter Druck gesetzt zu werden, und verstand
seine Motive. Aber ohne seine Mitwirkung würde es ihr nicht mehr
lange gelingen, die Schein zu wahren.
"Können
Sie meinem Sohn bitte ausrichten, dass der Buchhalter nächsten
Mittwoch um neun Uhr zur vierteljährlichen Überprüfung
der Bücher erscheinen wird? Ich erwarte von Alex, dass er dann
da ist", erklärte Mrs. Marlette frostig.
"Ich
werde es ihm ausrichten, Mrs. Mar…"
Es
klickte, und die Leitung war tot.
"Danke
für den Anruf", murmelte Emily und legte auf. Hätte
sie die Frau nicht besser gekannte, hätte sie ihre schroffe Art
persönlich genommen. Aber Alex' Mutter bedachte jeden,
Familienmitglieder eingeschlossen, mit der gleichen Verachtung. Emily
drehte sich um und sah, dass Matt lässig an der Tür lehnte
und sie beobachtete. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. "Bist
du immer noch hier?"
Wieder
grinste er. Durch das Grübchen,
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