Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
wusste, dass es vergebene Liebesmüh war. Einen erhöhten Alarmzustand aufrechtzuerhalten zehrte an den Nerven der meisten. Nur die Wächter mit Kampferfahrung begriffen, worum es ging.
»Murdoch?«
Er fuhr zu Webster herum, der in der Tür zur Arena stand. »Aye?«
»Sie flippt demnächst aus. Du musst etwas unternehmen.«
Er seufzte. Emily war das größte Opfer der letzten Tage gewesen. Ihr sechzehnter Geburtstag war ohne großes Trara gekommen und wieder gegangen. Das Geschenk, das Lachlan für sie dagelassen hatte – einen brandneuen, lindgrünen Ford Fiesta – hatte sie kaum zur Kenntnis genommen. Sie weigerte sich, mehr als ein paar Stunden hintereinander zu schlafen, weil sie in regelmäßigen Abständen die Ranch auf Hinweise auf Asasel oder die Knochensauger absuchen wollte. Obwohl ihr die anderen das Gegenteil versicherten, fühlte sie sich verantwortlich für den Tod der beiden Seelenwächter.
»Sollen wir ihr etwas zur Beruhigung geben?«, fragte Murdoch.
»Vielleicht«, antwortete Webster zögernd. »Aber es wird in etwa einer Stunde dunkel.«
Ein berechtigter Einwand. Kein guter Zeitpunkt, um auf ihre beste Waffe zu verzichten. »Sprich mit Sora. Vielleicht kann er ihr helfen zu meditieren. Das ist das Zweitbeste nach Schlafen.«
»Wirklich?«
Murdoch zuckte die Achseln. »Kiyoko behauptet das jedenfalls. Ich selbst habe bisher noch nicht viel Glück damit gehabt.«
Webster nickte und wandte sich zum Gehen. Dann überlegte er es sich anders. »Hast du Streit mit Kiyoko?«
»Nein.«
»Hm. Nenn mich verrückt, aber wenn zwei nicht miteinander reden, bedeutet das normalerweise, dass einer sauer ist.«
Murdoch ließ das Vorhängeschloss einrasten, das die Aufhängung der Schwerter an der Wand sicherte, und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. »Emily ist nicht die Einzige, die sich für den Tod von Carter und Kowalski verantwortlich fühlt. Kiyoko zum Beispiel glaubt, dass sie Asasel erst zu uns geführt hat.«
»Dagegen lässt sich wenig einwenden«, erwiderte Webster trocken. »Sie hat recht.«
Empörung wallte in Murdoch auf. »Nein, das ist nicht wahr. Wenn ich ihr in Japan den Schleier abgejagt hätte, wäre sie jetzt tot, und Asasel wäre uns trotzdem auf den Fersen. Wag es nicht, ihr die Schuld daran zu geben.«
Webster verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay. Aber das erklärt noch immer nicht, warum ihr nicht miteinander redet.«
»Sie hat eine Idee, wie sie ihre Verbindung zum Schleier kappen und trotzdem am Leben bleiben kann. Ich persönlich finde diese Idee total hirnverbrannt.«
»Aha.« Ein flüchtiges Lächeln umspielte Websters Lippen.
Arroganter Bastard! Glaubte, er wüsste alles über Beziehungen, was man nur wissen konnte. Auf der Grundlage einer einzigen Erfahrung. »Dazu gehört, den Berserker ganz von der Leine zu lassen.«
»Oh!« Das Lächeln verschwand.
»Genau.«
»Dann lasse ich euch beide das mal allein regeln.«
»Gute Idee.«
Webster ging, und Murdoch blickte auf seine Uhr. Er hatte tatsächlich die Absicht, es zu regeln. Er hatte sogar in einer halben Stunde eine Art Verabredung mit Kiyoko. Theoretisch ging es nur um eine Partie Schach, aber er hatte vor, ein paar Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ihr zu erklären, wie er sich fühlte. Den Köder auszulegen und zu sehen, was geschehen würde.
Aber vorher brauchte er eine Dusche und ein frisches T-Shirt.
Als sich die Abenddämmerung über San José herabsenkte, schickte Asasel seine Truppen los. Ein Dutzend Knochensauger, um die weniger schwierigen Zielpersonen auszuschalten, und eine Handvoll Gradioren, die sich mit den lästigeren, erfahreneren Seelenwächtern befassen sollten. Die Wächter hatten praktischerweise den Deckzauber aufgehoben. Daher konnten sich seine Soldaten in dem Wäldchen gleich neben den Unterkünften materialisieren statt oben auf dem Hügel.
Der Wachtposten vor den Unterkünften machte etwas mehr Mühe als erwartet. Nicht nur, dass er ein beschlagener Krieger war, er verfügte auch über einen stärkeren Schild als üblich, und der Gradior, der zu seiner Eliminierung abgestellt war, verlor den Kopf, noch ehe er ihn durchbrechen konnte.
Asasel wischte den Schild des Wächters mit einer Handbewegung weg und rief einen zweiten Gradioren, der den Platz des ersten einnahm. Er zog seine Lehre daraus und verstärkte den Schildbann aller Gradioren.
Während der untote Hirnfresser den Wachtposten attackierte, schlüpften die Knochensauger unter Umgehung der hell
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