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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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erleuchteten Bereiche durch jede dunkle Ritze, ob klein oder groß, in die Unterkünfte. Asasel betrat diese durch die Vordertür und belegte sie mit einem Grenzzauber. Es war sehr freundlich von den Wächtern, sich an einem Ort zu versammeln. Das erleichterte ihre Vernichtung ungemein.
    Und auf diese Art und Weise konnte Yoshio auch nicht durch den Seitenausgang entwischen.
    Ein erstickter Schrei drang aus dem hinteren Teil des Gebäudes, als er gerade mit ausgebreiteten Schwingen in den Aufenthaltsraum gehen wollte. Während ein paar der Seelenwächter, die dort faulenzten, ihm völlig verständnislos in die Augen starrten, begriffen die meisten sofort, dass sie verloren waren.
    Asasel hüllte das Gebäude in einen Dämpfzauber und lächelte.
    Er liebte den Gestank von Angst am Abend.
     
    Murdoch strich sich die klatschnasse Mähne aus dem Gesicht und stellte das Wasser ab. Als es immer spärlicher aus dem Duschkopf tröpfelte, hörte er einen Laut, der auch ein erstickter Schrei hätte sein können.
    Er blickte zum Fenster.
    Der Himmel war dunkelviolett.
    Jesus! Verdammt kurze Tage!
    Während er sich ein Handtuch um die Hüften schlang, schlitterte er auf den nassen Fliesen aus der Dusche und ergriff sein Schwert. Dann riss er die Tür zu seinem Zimmer auf. Der Flur war vollkommen dunkel, nur ein paar Scherben schimmerten auf dem Teppich. Von den Glühbirnen, die jemand zerschlagen hatte.
    Keine Zeit, die Stiefel anzuziehen. Er trat mit gezücktem Schwert auf die Scherben.
    Der Berserker kümmerte sich nicht um den Schmerz. Mit dem Adrenalin, das als Antwort auf die drohende Gefahr durch Murdochs Adern raste, breitete sich auch die vertraute rote Raserei in ihm aus. Seine Körpertemperatur stieg an, seine Muskeln schwollen, und der Drang zu hauen und zu stechen verscheuchte die gewohnte Vorsicht.
    Er spürte sie, bevor er sie sah.
    Wie einen kühlen Finger, der ihm über die heiße Haut fuhr.
    Als er die Tür aufschob, die ihm am nächsten war, sah er einen von ihnen über dem Körper eines Schülers schweben und lautlos saugen. Die Augen des Schülers waren weit aufgerissen, er schien vor Angst wie gelähmt zu sein. Er lag ganz still da, während der Knochensauger ihm die Knochen vom Fleisch löste. Ein zweiter Sauger hing an der Decke, in Schatten gehüllt, und wartete auf ein Opfer, auf das er sich stürzen konnte.
    »Krepiert, ihr verfluchten Biester!«, schrie Murdoch.
    Dann griff er an.
     
    Heute war keiner der fünf verbleibenden günstigsten Tage, die von Anfang bis Ende gut waren und einen Erfolg beinahe garantierten. Heute war nur ein zweitgünstigster Tag. Durchgehend gut – bis auf den Mittag.
    Nicht perfekt, aber immer noch gut genug, um aufzusteigen.
    Manchmal war der passende Augenblick besser als der perfekte.
    Kiyoko reinigte sorgfältig Arme und Beine, Füße und Hände. Sie band ihr Haar zurück und entfernte das Make-up aus ihrem Gesicht. Sobald sie vollkommen gesäubert war, zog sie einen schwarzen Seidenpyjama mit Tanktop an und setzte sich vor den Kamin, um auf Murdoch zu warten.
    Es war das letzte Mal, dass sie zu warten gedachte.
    Nachdem sie in den letzten paar Tagen einige schmerzliche und hitzige Diskussionen über sich hatte ergehen lassen müssen, war sie bereit, sich geschlagen zu geben. Murdoch würde seine Meinung niemals ändern. Er war überzeugt, dass er seinen Berserker nicht kontrollieren konnte. Deshalb würde sie heute Abend, wenn er zum Schachspielen kam, versuchen zu transzendieren, ob er wollte oder nicht. Zwei Wächter hatten schon den Preis dafür bezahlt, dass sie versucht hatte, Murdoch als Partner für das Transzendenzritual zu gewinnen. Genug war genug.
    »Kiyoko-san?«
    Sie blickte zur Zimmertür und verbiss sich einen Seufzer der Enttäuschung. Yoshio stand höflich draußen und wartete auf die Einladung, näher zu treten. Sie hatte dem jungen Onmyōji-Krieger noch immer nicht ganz verziehen, dass er hinter ihrem Rücken Kontakt zu seinen nordamerikanischen Waffenbrüdern aufgenommen hatte. Aber ihn wegzuschicken wäre einer Beleidigung gleichgekommen. »Komm herein, Yoshio-san. Was kann ich für dich tun?«
    Er schlüpfte ins Zimmer und schloss die Tür.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich erwarte Murdoch jeden Moment.«
    Ohne auf sie zu achten, ging er zum Bett und hob das Kopfkissen hoch. »Wo ist er?«, fragte er.
    Kiyoko kam mit trommelndem Herzen auf die Füße. Er konnte nur eines meinen. Doch sie hatte den Schleier Yoshio gegenüber niemals erwähnt und ihm

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