Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
Single war, dafür gab es eine einfache Erklärung: Die Art Frau, nach der er sich insgeheim sehnte, war nicht leicht zu finden – zumindest nicht in der Welt, in der er sich bewegte. Beth fand, er sei einfach zu kritisch, Jarrett selbst bezeichnete sich lieber als anspruchsvoll.
„Nein, habe ich nicht“, antwortete er nun. „Aber wenn ich Katie Stewart das nächste Mal sehe, werde ich dir gerne umgehend Bericht erstatten.“
„Ich mache mir einfach Sorgen, weil du niemanden hast, der dir wirklich etwas bedeutet. Geld und Erfolg machen dich nicht glücklich und werden dir in kalten Winternächten keine Wärme spenden, Jarrett.“
Er lächelte. „Jetzt klingst du wie diese durchgeknallten Wahrsagerinnen, die einem prophezeien, ein großer dunkelhaariger Fremder werde in dein Leben treten.“
„Ist Sophia Markham groß?“
Sein Lächeln verschwand. „Keine Ahnung. Als ich sie gesehen habe, hockte sie auf dem Boden und fotografierte irgendwelche Pflanzen. Wie dem auch sei, ich muss jetzt mal weitermachen. Soll ich den Hund gegen Mittag zurückbringen?“
„Bist du vielleicht auf eine Essenseinladung aus?“, fragte Beth.
„Ach, wenn du einfach ein bisschen Schinken zwischen zwei Scheiben Brot klatschst und mir einen Tee kochst, dann bleibe ich gern und halte ein Pläuschchen mit dir.“
„Ich hoffe doch sehr, es wird niemals so weit kommen, dass ich Schinken zwischen zwei Scheiben Brot ‚klatsche‘ und das Resultat dann auch noch als ‚Mittagessen‘ bezeichne“, erwiderte sie schnippisch.
Jarrett musste an die wunderbaren Mahlzeiten denken, die Beth ihm gekocht hatte, lange bevor sie eine entsprechende Ausbildung absolviert hatte und Köchin in einem Spitzenrestaurant im Londoner West End geworden war.
„Ich weiß doch, du kulinarisches Genie“, sagte er versöhnlich. „Und für ein Mittagessen werden mein Magen und mein Gaumen dir zutiefst dankbar sein. Ich komme dann gegen eins, ja?“
„Ja, schon gut. Vergiss aber vor lauter Vorfreude aufs Essen nicht, Dylan mitzubringen!“
Als Sophia die schweren alten Vorhänge zurückzog, wirbelte dichter Staub auf und brachte sie zum Husten. Gerade noch rechtzeitig wich sie einen Schritt zurück, bevor die schwere Gardinenstange aus Messing vor ihr auf den Holzfußboden knallte.
Sie fluchte unterdrückt, war jedoch heilfroh, mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Kopfschüttelnd stützte sie die Hände in die Hüften und sah dem Wirbeln der Staubkörner im Sonnenlicht zu. Das hier war ein Projekt, mit dem sie sich von der Verzweiflung und dem Kummer der Vergangenheit ablenken könnte. Mühevolle Arbeit, Schweiß und vielleicht auch ein paar Tränen würden nötig sein, bis man in diesem Haus angenehm leben könnte.
Doch Sophia wollte sich nicht beschweren. Immerhin hatte ihre exzentrische Großtante Mary ihr so ein wertvolles Geschenk gemacht. Dabei hatte diese sie in ihrer Kindheit kaum wahrgenommen! Und dennoch hatte sie sich als Schutzengel und gute Fee in einem erwiesen.
„Tante Mary kann den größten Teil ihrer Familie nicht leiden, zumindest die Erwachsenen“, hatte Sophias Vater einmal mit einem Augenzwinkern erzählt. „Ihrer Meinung nach verdienen wir es nicht, als Verwandte zu gelten. Bestimmt sind wir eine Riesenenttäuschung für sie. Und wenn sie irgendwann stirbt, wird sie dieses Monster von einem Haus sicher irgendeiner Tierschutzorganisation vermachen.“
Doch dann hatte Sophia High Ridge Hall geerbt.
Am Tag vor dem Verlassen ihres Hauses, das sie hatte verkaufen müssen, hatte sich eine Londoner Anwaltskanzlei bei ihr gemeldet. Schon seit Monaten hatte diese Sophia aufzuspüren versucht, um ihr mitzuteilen, dass sie die Alleinbegünstigte im Testament ihrer Großtante war.
Sophia war erschüttert und völlig überwältigt gewesen, denn sie hatte nicht einmal gewusst, dass Mary gestorben war. Seit dem Tod ihres Vaters hatte sie den Kontakt zu fast allen Familienmitgliedern verloren, außer zu ihrem Bruder David, und auch ihn sah sie nur unregelmäßig.
In gewisser Hinsicht war sie fast froh darüber gewesen. Seit die Gewalttätigkeit und die Alkoholsucht ihres Mannes schlimmer geworden waren, hatte Sophia sich zutiefst geschämt und Familie und Freunden nicht zeigen wollen, wie tief sie gesunken war. Dass sie nun nicht nur High Ridge Hall, sondern auch noch eine kleine Geldsumme geerbt hatte, war einfach überwältigend gewesen.
Sie war auf den einzigen antiken Sessel im Wohnzimmer gesunken, den sie noch nicht
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